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Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Titel: Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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geschwungenen Freitreppe und repräsentativen Säulen. Am Balkon hing das runde Wappen der Carabinieri. Einige Fenster waren erleuchtet.
    »Es wäre wohl besser gewesen, wir wären erst in meine Kirche gefahren«, entschuldigte sich Fra’ Girolamo. »Sie heißt Sant’ Antonio und ist nicht weit von hier. Da hätten wir wenigstens mit einem guten Messwein auf Ihre Freilassung anstoßen können. Wir sollten das unbedingt nachholen. Kommen Sie mich mal besuchen. Mein Chef …« – Fra’ Girolamo deutete gen Himmel – »… und ich würden uns sehr freuen.«
    »Das mach ich«, versprach Mark.
    »Fragen Sie nur nach Sant’ Antonio, meine Kirche kennt in Marostica jeder, sie ist gleich hinter der großen Piazza. Wir haben ein schönes Fresko von Jacopo Bassano …« Fra’ Girolamo unterbrach sich erschrocken. »Das hebe ich mir für Ihren Besuch auf. Jetzt sollten Sie aussteigen.«
     
    Eine knappe Stunde später war bei den Carabinieri in der Via Roma die Hölle los. Wie es schien, hatte sich bereits das halbe Sonderkommando eingefunden. Kreuz und quer standen auf dem kleinen Vorplatz der Villa die Einsatzfahrzeuge. In einem Raum im ersten Stock machten sich diverse Beamte im Bemühen Konkurrenz, Marks Aussage zu Protokoll zu nehmen. Die Tür ging auf, und Hauptkommissar Wächter und Rudolf Krobat stürmten herein. Rudolf Krobat nahm Mark in die Arme und drückte ihn. »O Gott, bin ich froh, dass es dir gut geht.«
    »Mit diesem Herrn hatte ich heute schon einen Termin«, stellte Mark fest. Als Rudolf Krobat verständnislos guckte, fuhr Mark fort: »Im Ernst, ich bin auch ziemlich froh, das kannst du mir glauben. Und danke, dass du die Lösegeldübergabe übernommen hast.«
    »Ist doch selbstverständlich. Trotzdem habe ich fast ein schlechtes Gewissen. Du weißt ja sicher schon, dein Geld ist weg. Die Pfeifen von Polizisten haben einfach nicht richtig aufgepasst.«
    »Ist schon okay. Da bin ich das Geld halt wieder los. Good bye. War ja für einen guten Zweck, nämlich für mein bescheidenes Leben. Aber Grandma Ottilia wäre gewiss nicht happy. Die hat sich wohl kaum vorgestellt, dass sich irgendwelche durchgeknallten Italiener ihre Kohle unter den Nagel reißen.«
    Rudolf Krobat tätschelte Mark die Wange. »Hauptsache, mein Kleiner, du bist gesund und am Leben. Ich wusste gar nicht, dass ich so an dir hänge.«
    »Ich auch nicht«, sagte Mark grinsend.
    »Und außerdem meint Kommissar Wächter, dass sich die italienische Polizei alle Beine ausreißen wird, um das Geld wieder zu beschaffen und die Kidnapper hinter Gitter zu bringen.«
    »Let’s hope so. Und wenn nicht, dann muss ich halt wieder fotografieren.«
    »Das gefällt mir an dir, du bist wirklich unkompliziert. Wenn ich dir finanziell irgendwie helfen kann, lass es mich wissen. Übrigens solltest du möglichst bald mal in deinem Haus anrufen. Laura wollte nicht mitkommen. Aber sie wartet voller Sehnsucht auf dich. Ich glaube, sie hat am meisten von uns allen gelitten. Man könnte fast denken, sie empfindet etwas für dich.«

25
    B uon giorno, Marco, la colazione è pronta. Caffè, spremuta d’arancia, panini, uova strapazzate …«
    Mark wühlte sich aus dem Kopfkissen und schlug die Augen auf. Vor ihm stand Laura mit dem Frühstückstablett und strahlte ihn an. Soweit er erkennen konnte, hatte sie außer einer kleinen weißen Küchenschürze seiner Großmutter nichts an. Die Vorhänge vor dem geöffneten Fenster blähten sich in einer leichten Brise. Von draußen drang Gezwitscher herein. Irgendwo bellte ein Hund. Aus dem Erdgeschoss waren Geigenklänge zu hören. Das Licht der Sonne brach sich in einer alten Glaskaraffe auf dem Kaminsims. Es duftete nach frisch aufgebackenem Brot und Kaffee. Mark verschränkte die Hände hinter dem Kopf und atmete tief durch. Das Leben hatte ihn wieder.
    »Wo soll ich das Tablett abstellen?«
    »Du bist ein Schatz, Laura. Hier vor mir auf dem Bett.« Mark machte eine einladende Bewegung. »Und dann nimm diese alberne Schürze ab und komm zu mir unter die Decke.«
     
    Zwei Stunden später saßen Laura und Mark im Salon. Die Flügeltüren zur Terrasse standen weit offen. Mark hatte zwei Sektgläser bereitgestellt und öffnete den Verschluss einer Spumanteflasche.
    »Wir müssen auf meine wiedererlangte Freiheit anstoßen.«
    »Nur auf die Freiheit?«
    »Na ja, die Flasche ist groß. Wir fangen mit der Freiheit an. Als Nächstes trinken wir auf unser Verhältnis.«
    »Könntest du das vielleicht etwas

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