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Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Titel: Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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dass er Rudolfs Begeisterung nachvollziehen konnte. Als ihm Olga kurz darauf das Champagnerglas reichte, nicht ohne es vorher wie unabsichtlich an ihren Brustwarzen vorbeigeführt zu haben, wäre Mark fast auf Rudolfs Angebot mit der Freundin zurückgekommen.
    Rudolf hob sein Glas. »Prost, mein Lieber. Du schaust gut aus, das freut mich. Deine Entführung sieht man dir jedenfalls nicht mehr an.« Sein dröhnendes Lachen hallte im Schwimmbad wider.
    »Nein, äußerlich nicht, Gott sei Dank. Prost.«
    Rudolf leerte das Glas in einem Zug. »Wie geht’s Laura?«
    »Sehr gut, sie hat viel mit ihren Reisegruppen zu tun.«
    »Aber sie hat hoffentlich auch genug Zeit für dich. Du brauchst jetzt jede nur mögliche Aufmunterung.«
    Mark grinste viel sagend. »Ich kann mich nicht beklagen. Laura ist auch was meine Person betrifft sehr engagiert.«
    »Es geht doch nichts über eine anständige Sexualtherapie.« Rudolf sah zu Olga, die sich gerade aufreizend langsam aufs Sprungbrett legte. »Und? Gibt es irgendwelche Hinweise über den Verbleib des Lösegelds? Ist die Polizei ein Stück weitergekommen?«
    Mark registrierte, dass Rudolf die Frage eher beiläufig stellte, scheinbar mehr an Olga als an der Antwort interessiert. Jedenfalls machte er es ihm leicht, indem er das Gespräch genau in die gewünschte Richtung lenkte.
    »Ich war erst vor kurzem bei Sanabotti in seinem Veroneser Kommissariat, und dieser Wächter war auch anwesend. Nach meinem Eindruck tappt die Polizei ziemlich im Dunkeln. Sie gehen mittlerweile den komischsten Hinweisen nach. Das letzte Mal dachten sie doch, mein Chemieklo im Kellerverließ könnte ihnen weiterhelfen. War aber ein Flop, das Modell ist der aktuelle Renner der Saison.«
    Rudolf verschüttete vor Lachen fast den Champagner, den er sich gerade nachgeschenkt hatte. »O Gott, wenn sich die polizeilichen Ermittlungen auf Klos konzentrieren, dann haben sie wohl wirklich verschissen!« Und nach einer kurzen Pause: »Versteh mich richtig, das finde ich natürlich überhaupt nicht toll, dass sich die Polizei so dumm anstellt, aber die Sache mit dem Chemieklo ist wirklich zu komisch.«
    Mark drehte den Stiel des Glases zwischen den Fingern. »Sag mal, haben sich die Entführer eigentlich je direkt mit dir in Verbindung gesetzt?«
    Rudolfs Gesicht zeigte keine Reaktion. »Nein, haben sie nicht. Der Kontakt lief ausschließlich über Dr. Leuttner, das weißt du doch.«
    »Ich meine auch nach der Entführung, als alles vorbei war, da hat niemand bei dir angerufen?«
    »Wie kommst du darauf? Warum sollte jemand von den Entführern bei mir anrufen? Nein, es hat sich nie jemand gemeldet. Schade, sonst hätten wir ja vielleicht eine Spur.«
    »Ja, schade. Hätte ja sein können.«
    Mark überlegte, ob er Rudolf direkt auf Alessandro ansprechen sollte. Eigentlich hatte er vorgehabt, ihn unmittelbar mit seinem Verdacht zu konfrontieren. Jetzt, da es so weit war, fehlte ihm der Mut. Fürchtete er sich vor der Antwort? Nein, das wohl nicht. Aber plötzlich schien es ihm ausgesprochen unklug, Alessandros Namen zu nennen. Damit würde er unweigerlich alle Karten auf den Tisch legen müssen.
    »Ich denke oft an unsere Mutter. Geht es dir auch so?« Mark war über seine Frage selbst überrascht, sie war ihm einfach so herausgerutscht.
    Rudolf sah Mark irritiert an. »Wie kommst du denn jetzt darauf? Du bist vielleicht ein komischer Vogel. Ich überlege mir gerade, ob ich Olga auf dem Sprungbrett bumsen soll, das Wippen stelle ich mir supergeil vor, und du kommst unvermittelt mit unserer Mutter daher.«
    »Entschuldige, ist mir gerade eingefallen. Ich habe sie nämlich sehr geliebt, und ihr Selbstmord ist mir damals sehr ans Herz gegangen.«
    »Mir doch auch, das kannst du glauben.« Rudolf sprang erregt auf und stolperte über seinen Bademantel. »Sag mal, Mark, kann es sein, dass du seit deiner Entführung etwas schwermütig und verwirrt bist? Sei mir nicht böse, aber du tauchst überraschend auf, stellst mir komische Fragen und machst die ganze Stimmung kaputt, indem du über unsere Mutter sprichst.«
    »Sorry, das wollte ich nicht.«
    »Dabei war ich eigentlich bester Laune. Bei mir häufen sich momentan die Erfolgserlebnisse. Und jetzt unsere Mutter …« Rudolfs Stimme überschlug sich. »Ich will über unsere Mutter nicht reden!«
    »Das war doch gar nicht meine Absicht!« Mark blieb ganz ruhig.
    »Also, dann lass unsere Mutter aus dem Spiel.« Rudolf hatte einen roten Kopf und zog energisch am Gürtel

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