Vereint
geplaudert hatte. Als Bethy meinen Dad darum gebeten hatte, ihr ein Autogramm auf ihre Serviette zu geben, hatte sie sogar gelacht.
Dean setzte sich neben mich aufs Sofa und stieß einen zufriedenen Seufzer aus. Er hatte den Abend auch genossen. Dies war das erste Thanksgiving, an dem ich bei mir zu Hause mit Familie und Freunden einen Truthahn, Kürbiskuchen und eine Maiskasserolle gegessen hatte. Normalerweise verbrachte ich Thanksgiving in Vail, dem Skigebiet schlechthin, aß mit Freunden und betrank mich in Bars. Nichts Denkwürdiges. Das Fest heute war etwas völlig anderes gewesen. Es hatte mir einen Vorgeschmack auf meine Zukunft mit Blaire gegeben.
»Da hast du dir aber eine ganz Süße geangelt«, schwärmte Dean.
»Japp, ich weiß.«
»Sie ist gerade drinnen und spült mit ihrem Dad ab. Habe mir gedacht, ich lass die beiden mal allein. Gebe ihnen ein bisschen Zeit miteinander. Er hat ja ganz schön Scheiße gebaut, aber ich freue mich, dass sie eine Möglichkeit finden, das wieder hinzubiegen. Früher war Abe wirklich ein guter Kerl. Als ich gehört habe, dass er wieder mit deiner Mama zusammen ist, habe ich mich gefragt, was zum Teufel bloß in ihn gefahren ist.«
Auch ich hatte Blaire verraten. Hatte ihr wehgetan. Aber sie hatte mir verziehen. Sie schien dazu imstande zu sein. Keine Ahnung, ob ich die Größe dazu besessen hätte. »Ich verdiene sie nicht. Und bin vermutlich das glücklichste Arschloch auf der Welt!«
Dean lachte. »Freut mich, dass sie dich so happy macht, Junge. Leicht hattest du es im Leben ja schließlich bislang nicht.« Er hielt inne und schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich wäre mehr für dich da gewesen. In letzter Zeit taucht Harlow, Kiros Tochter, öfter bei uns auf. Zum Teil ist genau das auch das Problem mit Nan. Macht sie nicht gerade glücklich, dass Kiro eine Tochter hat, um die er sich gekümmert hat. Allzu oft gesehen haben die beiden sich zwar auch nicht, aber er hat dafür gesorgt, dass es ihr gut geht. Ihre Großmutter hat sie ordentlich großgezogen. Sie ist ein liebes Mädchen. Kaum zu glauben, dass sie Kiros Tochter ist. Und nun ist vor ein paar Monaten die Großmutter gestorben. Armes Ding! Sie lebt nicht gern in L.A. und fühlt sich da auch ein bisschen verloren.«
Ich war Kiros Tochter nur zweimal begegnet. Das eine Mal waren wir noch Kinder, und Kiro hatte Harlow zu Besuch mit zu sich gebracht. Ich war auch da, und alles, woran ich mich noch erinnern konnte, waren große unschuldige Augen und die Tatsache, dass sie beim Reden grundsätzlich nur flüsterte. Vor ein paar Jahren waren wir uns dann wieder begegnet, als ich bei Dean zu Besuch war. Da war sie schon erwachsen, aber unglaublich korrekt und noch immer sehr unschuldig. An diesem Wochenende war ich gut mit ihr ausgekommen. Kiro auch. Das war das einzige Mal, dass ich mit der Band weggegangen und Party gemacht hatte und Kiro doch tatsächlich zu Hause geblieben war. Dean hatte gesagt, auf Harlow würde er aufpassen wie ein Luchs.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Nan mit Harlow klarkam. Noch so was, womit ich mich beschäftigen musste. »Sobald Blaire so weit ist, geht’s los, und dann kümmere ich mich um Nan. Die braucht einfach nur jemanden, dem sie wirklich am Herzen liegt und der mit ihr spricht. Sie ist verletzt und unsicher. Wie schon ihr ganzes Leben lang.«
»Ich hätte Kuchen und Kaffee anzubieten. Na, wie wär’s?« Wieder angetan mit ihrer Schürze, kam Blaire ins Zimmer marschiert. Beim Anblick der kleinen Babywölbung darunter wurde der Höhlenmenschinstinkt in mir wach, der sie wegtragen und beschützen wollte.
Ich stand auf und ging zu ihr. »Die können sich ihren Kuchen und Kaffee gefälligst selber holen. Ich muss was mit dir besprechen. Du hast alle lange genug mit Essen versorgt und unterhalten«, erklärte ich ihr und schlang einen Arm um sie.
»Mag ja sein, aber mir macht das gar nichts aus«, erwiderte sie. Mir war schon klar, dass es ihr nichts ausmachte. Aber mir! Sie in einem so glücklichen Zustand zu sehen weckte den Wunsch in mir, sie noch glücklicher zu machen.
»Nur ein paar Minuten«, versicherte ich ihr und führte sie den Flur entlang und dann die Treppe hinauf.
»Rush, stimmt etwas nicht?«, fragte sie.
Ich legte ihr die Hand auf den Rücken und ging mit ihr ins Arbeitszimmer, wie schon zuvor versprochen. Kein Mensch benutzte diesen Raum mehr. Das würde gleich anders werden.
»Du hast unten Dessert angeboten. Ich will jetzt meins«, sagte ich
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