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Vereint

Vereint

Titel: Vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abbi Glines
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geheim halten. Zu der Zeit hatten wir halt bessere Antennen als du. Du hattest doch nur Augen für Blaire. Der Rest hat so einiges mitgekriegt …«
    Er hatte recht. Ich hatte um meine Zukunft gekämpft. Hatte mich ganz darauf konzentriert, Blaire zurückzugewinnen, und dann darauf, sie und unser Kind zu beschützen. Ich hatte nicht die Zeit gehabt, irgendetwas oder irgendwen anderes zu bemerken. Vielleicht war es ja das Beste so, dass ich nichts gewusst hatte. Ablenkungen hatte ich weiß Gott keine gebraucht.
    »Hast ja recht. Wird wohl das Beste gewesen sein, dass ich keine Ahnung hatte. Ich musste mich wirklich auf Blaire konzentrieren. Auf niemanden sonst.«
    Jace schüttelte den Kopf. »Gut gelaufen ist das Ganze allerdings nicht. Nan hinterlässt grundsätzlich eine Schneise der Verwüstung. Grant war am Boden zerstört, aber inzwischen geht’s schon wieder bergauf.«
    Wenn einer wusste, wie man Chaos anrichtete, dann war es meine kleine Schwester. Ich hatte es allmählich satt, ihr immer wieder aus der Klemme helfen zu müssen. Grant dagegen war einfach nicht zu helfen. Ihm hätte ja wohl klar sein müssen, dass man sich vor einer Beziehung mit ihr hüten musste. Verpflichtungen waren nicht ihr Ding.
    Das Handy vibrierte in meiner Hosentasche, und als ich es herauszog, sah ich, dass der Anruf von Abe stammte. Er war gelandet. Ich betete, dass es richtig gewesen war, ihn herzuholen. Dieser Tag sollte für Blaire etwas Besonderes sein. Das Herz würde ihr so schon schwer genug werden.

R ush kam mit nervösem Blick ins Haus zurück und durchquerte die Küche, ohne mich anzusehen. Ich hörte auf, den Plätzchenteig zu kneten, und wischte mir die Hände an der Schürze ab. Dann lief ich ihm hinterher. Da stimmte doch was nicht!
    Ich eilte den Flur entlang in die Eingangshalle. Rush machte gerade die Haustür auf. Wollte er weg? Geklopft hatte niemand. Als die Tür ganz aufschwang, warf ich einen Blick über Rushs Schulter und entdeckte meinen Vater dort mit einem kleinen Koffer in der einen und einer Papiertüte in der anderen Hand! Er war dünner geworden und trug einen Bart. Sein gepflegtes Äußeres war verschwunden. Er wirkte jetzt eher wie ein Schiffskapitän. Noch bevor ich tief Luft holen konnte, trafen sich unsere Blicke. Er war da. Mein Daddy war da!
    Mir stiegen Tränen in die Augen, und ich ging auf ihn zu. Seitdem ich fünfzehn war, hatten wir keinen Feiertag mehr zusammen verbracht. Doch dieses Jahr war er da. Rush drehte sich zu mir um, und jetzt kapierte ich auch, wieso er zuvor so nervös gewirkt hatte. Er wollte mich überraschen, war sich aber nicht sicher gewesen, ob ich mich auch wirklich darüber freuen würde.
    Doch als ich in das Gesicht meines Dads sah, rückten all die Lügen und der Verrat auf einmal in den Hintergrund. Auch er hatte gelitten. Und litt immer noch. Vielleicht verdiente er es. Aber vielleicht hatte er seine Buße auch abgeleistet. Jedenfalls konnte ich in diesem Augenblick nur an den Mann denken, der Weihnachtslieder mit mir gesungen und an Thanksgiving den Truthahn gefüllt hatte, an den Mann, der extra für mich einen Karamellkuchen gebacken hatte, da ich den lieber mochte als Kürbiskuchen, an den Mann, der an jedem Thanksgiving Stunden damit verbracht hatte, an unserem Haus weihnachtliche Lichterketten anzubringen. An den anderen dachte ich einfach nicht. Ich erinnerte mich einfach nur an alles Gute.
    »Daddy!«, rief ich mit tränenerstickter Stimme.
    Rush trat zur Seite, damit Dad hereinkommen konnte. Ich warf mich in seine Arme und atmete den Duft ein, der mich immer an Familie, Geborgenheit und Liebe erinnert hatte.
    »Hey, Blaire-Bär«, erwiderte er mit bewegter Stimme. »Happy Thanksgiving!«
    »Happy Thanksgiving!« Meine Stimme klang gedämpft, da ich mein Gesicht noch immer in seiner Lederjacke vergraben hatte. Ich war noch nicht bereit, von ihm zu lassen.
    »Ich hatte Angst, du könntest heute keinen Karamellkuchen bekommen. Als Rush dann anrief, dachte ich mir, ich nehme das Angebot mal besser an und stelle sicher, dass mein Mädchen einen bekommt!«
    Mir entfuhr ein erstickter Schluchzer, dann lachte ich. »So einen hatte ich wirklich schon lange nicht mehr!«
    »Nun, das muss geändert werden, stimmt’s?«, sagte er und tätschelte mir den Rücken.
    Ich nickte und löste mich aus seiner Umarmung. »Ja, das stimmt.«
    Er hob die Tüte hoch, die er in der einen Hand hielt. »Habe die Zutaten mitgebracht.«
    »Okay.« Ich nahm ihm die Tüte ab. »Wenn du

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