Vereist (German Edition)
nach dem anderen runter. Aber leider gibt es hier draußen kein Publikum. Fehlen dir die Knasttunten, die dir sonst dabei zuschauen?«
Einer von Brynns Mundwinkeln wollte gern lächeln. Aber ihre Augen blickten schockiert. Besand schaffte es immer, das Arschloch in ihm zu wecken.
»Fick dich. Du weißt genau, dass ich nicht …«
Die Verbindung brach zusammen, und auf dem Display blinkte die kurze Zeitdauer des Anrufs. Alex hatte das Gefühl, sich in Schweinemist gesuhlt zu haben und schüttelte sich. Das Telefon schaltete er ab. Auf keinen Fall würde er noch einmal anrufen. Das Wichtigste hatte er erfahren. Der Killer war noch am Leben und so nahe bei ihnen, dass er wusste, dass sie sich noch im Flugzeug befanden.
Brynns zweite Hand legte sich auf seine. Sie hielt seine Hand nun zwischen ihren. Die sanft pulsierende Wärme, die von ihr ausging, löste den Schmutz von seiner Haut.
Ein Räuspern sorgte dafür, dass sie die Hände wegriss. Alex und Brynn wandten sich zum hinteren Teil des Flugzeugs um. Ryan saß aufrecht im Frachtbereich. Sein Haar stand in alle Richtungen ab, und er sah sich verwirrt um. »Wer holt sich einen runter?«
»Alex!« Eine männliche Stimme rief ihn im Traum.
Kiana bellte.
Alex schreckte hoch. Seine Hand fuhr zu der SIG, die er neben seinem Kopf auf den Boden gelegt hatte. An seinen Rücken schmiegte sich weich eine warme Gestalt.
Brynn.
Ryan war gleich wieder eingeschlafen, nachdem sie ihm von dem kurzen Telefongespräch erzählt hatten. Brynn und Alex hatten noch eine halbe Stunde miteinander geredet und sich dann nebenRyan im Frachtbereich ausgestreckt. Alex hatte noch eine gefühlte Ewigkeit lang wach gelegen, Ryan beim Schnarchen zugehört und auf Geräusche von draußen gelauscht.
»Alex! Ryan!«
Jims Stimme.
Alex setzte sich auf. Die Waffe richtete er auf die Tür. Weder Ryan noch Brynn waren aufgewacht. Die dicke Schneeschicht auf dem Wrack dämpfte alle Geräusche. Alex hörte erst, wie die Tür des Frachtbereichs geöffnet wurde, und dann Kianas glückliches Jaulen.
»Aus und sitz!«, kommandierte Jim lachend. Der Schein seiner Stirnlampe drang in die Kabine.
Alex ließ die Waffe sinken und schaute auf das beleuchtete Ziffernblatt seiner Uhr. Wie lang hatten sie geschlafen? Waren Jim und Thomas bereits mit Hilfe zurück?
Als er die Uhrzeit sah, schwand seine Hoffnung. Drei Uhr morgens. Irgendetwas musste passiert sein. Sonst wären die Männer nicht schon wieder hier. Er rieb sich die Augen, um etwas wacher zu werden. »Jim?« Alex blinzelte in die Richtung, aus der das Licht kam.
»Sind alle in Ordnung?«
»Ja. Ryans Fieber ist unter Kontrolle. Aber warum kommt ihr schon zurück?«
»Wir haben jemanden gefunden.« Jims Stimme klang nicht aufgeregt, sondern grimmig.
»Verdammt. Besand?« Alex war mit einem Schlag hellwach und rappelte sich hoch. Seine Muskeln ächzten, aber die Pistole lag fest in seiner Hand. Jim sah erschöpft aus, nicht panisch. Er zauste Kianas Fell und sah Alex dabei müde an. Seine Stiefel und seine Jacke waren voller Schnee.
»Nein. Etwa eine Stunde von hier entfernt haben Thomas und ich einen abgestürzten Hubschrauber entdeckt. Wir haben uns entschieden, die beiden Insassen hierherzubringen, bevor sie erfrieren. Bis zur Eisenbahnbrücke hätten wir es mit ihnen nicht geschafft.«
»Haben die nach uns gesucht?«
Jim warf Alex einen seltsamen Blick zu. »Ja. Dass sie in diesem Mistwetter überhaupt ans Fliegen gedacht haben, ist mir unbegreiflich. Ryan und Brynn sagten doch, sie hätten kurz vor der Lawine einen Hubschrauber gehört. Vermutlich hat der Lärm die Lawine ausgelöst.«
»Du meinst, es war derselbe Hubschrauber?«
Jim zuckte mit den Schultern. »Ich kenne niemand anderen, der es fertiggebracht hätte, an einem Tag wie gestern in die Luft zu gehen.«
»Wo sind die Leute?«
»Draußen vor der Tür. Für den einen haben wir eine Art Trage gebaut. Liam konnte größtenteils allein laufen.«
»Liam?« Die Finger, mit denen Alex die SIG hielt, fingen an zu prickeln.
Jim schaute ihn schon wieder so seltsam an. »Ja. Brynns Liam.«
S ECHZEHN
Alex schüttelte sie, aber Brynn wollte noch nicht aufwachen. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter und versuchte, ihn zu sich auf den Boden zu ziehen. Sie musste heute nicht zur Arbeit. Warum weckte er sie dann?
»Brynn, wach auf, verdammt.«
Verdammt?
Sie öffnete die Augen und starrte Alex an.
Schnee. Flugzeug
.
Ach ja.
»Was ist los?« Sie sah seinen besorgten Blick.
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