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Vereist (German Edition)

Vereist (German Edition)

Titel: Vereist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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Waren Samuels Heimleiter gute Menschen?«
    »Sie waren wunderbar«, antwortete Alex leise. »Aber ich hasste sie dafür, dass sie Besand eingestellt haben.«
    »Er hat dort
gearbeitet
? Deshalb bekam er Kontakt zu deinem Bruder?«
    Alex nickte. Er traute seiner Stimme nicht.
    »Oje. Die Leute vom Heim müssen sich schreckliche Vorwürfe gemacht haben.«
    Alex schloss die Augen. Er hatte den Maxwells viel Schuld zugeschoben. Das hätte er nicht tun sollen, aber es hatte gutgetan, seinen Zorn gegen sie zu richten. Ihre Entschuldigung hatte er nie akzeptiert. Kathy Maxwells Tränen bei Samuels Beerdigung sah Alex immer noch vor sich. Durch seinen Hass und seine Vorwürfe hatte er ihre Schuldgefühle noch verstärkt.
    Brynn sah, wie er die Schultern hängen ließ. »Du hast sie für seinen Tod verantwortlich gemacht.«
    Alex sagte nichts.
    »Sie wussten, was du durchmachst, Alex. Das kann ihnen nicht entgangen sein. Man sieht es dir verdammt deutlich an. Wenn diese Leute so großartig sind, wie du sagst, dann verstehen sie dich auch.«
    »Ich habe es nicht fertiggebracht, noch einmal zu ihnen zu gehen. Es war einfacher, sie zu hassen. Aber wenn ich zurück bin, rede ich mit ihnen. Inzwischen sehe ich manches mit anderen Augen. Und …« Konnte er es ihr sagen? Mit aller Kraft zwang er sich, ihr in die Augen zu sehen. »Ich konnte mich selbst nicht mehr ertragen. Ich habe mich versteckt. Hinter Unmengen von Alkohol – meistens harten Sachen –, hinter Medikamenten gegen die Angst und die Anspannung und hinter Schmerzmitteln. Alles nur, umnicht denken zu müssen, um mich nicht mit dem auseinandersetzen zu müssen, was passiert ist.«
    Sie musterte ihn. »Hast du die Tabletten mit hierher gebracht?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Manchmal wollte ich sie am liebsten auch vor den Treffen mit Besand nehmen. Ich hielt es kaum aus, mit ihm im selben Raum zu sein.«
    »Im selben Raum? Du hast ihn besucht?« Brynn beugte sich vor. »Er hat mir Dinge verraten, die er den Detectives nicht sagte. Wo er die Leichen einiger Opfer versteckt hat und wie er getötet hat.«
    »Auch Einzelheiten?«
    »Alle Einzelheiten.«
    »Warum hast du dir das angetan?«
    »Weil ich den Angehörigen der Opfer helfen wollte. Ich wollte ihnen so viel Schmerz ersparen wie möglich.«
    »Für dich war das die Wiedergutmachung dafür, dass du deinen Bruder an dem Ort untergebracht hast, an dem Besand auf ihn aufmerksam wurde. Du hast zugelassen, dass der Mörder dir Gift ins Herz und in den Kopf gegossen hat«, flüsterte Brynn.
    »Ich kann alles mit einem Schlag wieder loswerden.« Sogar Alex selbst hörte den Hass in seiner Stimme.
    »Glaubst du das wirklich?«
    Alex zögerte. »Bislang habe ich es immer geglaubt. Aber jetzt bin ich mir auf einmal nicht mehr so sicher.«
    In der Kabine war es plötzlich still. Es war einer der seltenen Momente, in denen Ryans Schnarchen kurz verstummte. Alex starrte aus dem dunklen Fenster und spürte, wie Brynn sich emotional zurückzog. Er war nicht viel besser als Besand. Er hatte ihr gerade gesagt, dass er einen Menschen einfach so ermorden konnte. Was dachte sie jetzt? Gleich würde sie sich hinten neben Ryan legen, um auf Abstand zu ihm zu gehen. Wie konnte sie je …
    Ihre Hand griff nach seiner; er zuckte unter der zarten Berührung zusammen. Sie hatte die Handschuhe ausgezogen und sich über den schmalen Mittelgang zu ihm gelehnt. Jetzt hielt sie seineHand ganz fest. In ihren dunklen Augen lag keine Angst. Nur Verständnis und …
    Sein Herz setzte einen Schlag lang aus.
    »Du bist ein guter Mann, Alex Kinton. Nichts, was du sagst, kann mich vom Gegenteil überzeugen. Ich sehe genau, was für ein Mensch du bist.« Ihr Blick streifte kurz seinen Mund, und sein gesamter Körper reagierte, als hätte sie seine Lippen tatsächlich berührt.
    »Ich bin ein verdammter Idiot«, murmelte er und trat umgehend den Beweis an.
    Bevor sie wusste, wie ihr geschah, schob er ihr die Hand in den Nacken und zog ihren Mund zu seinem. Nach einem kurzen Moment der Erstarrung ließ sie sich von ihm küssen. Das Hochgefühl raste an seinem Rückgrat hinauf. Er strich mit der Zungenspitze über den Spalt zwischen ihrer Unterlippe und der Oberlippe, bat nicht um Erlaubnis, sondern verschaffte sich Einlass. Als sie sich ihm öffnete, hatte er das Gefühl, in der Seidigkeit ihres Mundes zu vergehen.
    Er hatte sie vom ersten Moment an küssen wollen.
    Aber sie war viel zu weit von ihm entfernt. Alex klappte die Armstütze seines Sitzes hoch,

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