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Vereist (German Edition)

Vereist (German Edition)

Titel: Vereist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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fühlte?
    Mit enger Kehle zog sie zärtlich an Kianas samtigen Ohren.
    »Braver Hund«, flüsterte sie.
    »Wasser voraus«, sagte Jim hinter ihr mit neutraler Stimme.
    Sie warf ihm über die Schulter ein Nicken und ein Lächeln zu und kraulte Kianas Rücken.
    Wieder führte ihr Weg zwischen hohe Bäume, die den Himmel verdunkelten und den Eindruck erweckten, es wäre bereits deutlich später als vier Uhr nachmittags. Das Geräusch des tobenden Wassers wurde lauter.
    Sie traten zwischen den Bäumen hervor auf eine Kuppe und schauten hinab auf den Fluss.
    Ryan riss die Augen auf. »Verdammt! So hoch habe ich den noch nie gesehen.«
    Jim warf ihm einen finsteren Blick zu. »Hab so schlimm.«
    Brynn starrte in die reißende schlammfarbene Strömung. Jim konnte sagen, was er wollte. Aber der Fluss war mindestens zwei Meter höher, als er sein sollte. Der umgestürzte Baum, der als Brücke diente, befand sich nur eine gute Handbreit über den wilden Strudeln. Grüne Tannenzweige und dicke Äste trieben vorbei. Einige verfingen sich an der Baumbrücke, bevor sie weiter flussabwärts schossen. Brynn warf einen Blick ans andere Ufer. In der Uferböschung klafften halbmondförmige Krater. Das reißende Wasser hatte die Böschung unterspült, und riesige Brocken Erdbodenwaren in den Fluss gerutscht. Es sah aus, als hätte ein Monster große Happen aus dem Ufer gebissen.
    Und eigentlich war es auch so.
    »Seht euch das an!« Alex zeigte flussabwärts.
    Brynn schaute atemlos zu, wie drei Tannen aufrecht stehend die steile Böschung hinunterrutschten. Das brodelnde Wasser riss sie in einem braungrünen Strudel mit. Zurück blieb ein weiterer halbmondförmiger Krater, von dessen Wänden Wasser triefte.
    »Was, wenn die Bäume oberhalb der Brücke ins Wasser gefallen wären?«, sagte Alex fassungslos. »Die Brücke hätte sie gehalten wie ein Damm und wäre dann unter dem Druck genauso weggerissen worden.«
    »Wir müssen rüber. Sofort.« Thomas arbeitete sich die Böschung hinunter bis zu den freiliegenden knorrigen Wurzeln der Baumbrücke. Dann kletterte er an den Wurzeln hinauf, ruckte an den Seilen, die die Forstverwaltung hatte spannen lassen, und testete, ob sie noch hielten. Die Seile verliefen in Hüfthöhe parallel zur Brücke und waren durch die rundgebogenen Enden von Metallstäben gefädelt, die im Abstand von jeweils drei Metern in den flach liegenden Baumstamm gerammt worden waren. »Scheint zu halten.«
    Scheint.
    Brynn bewegte sich nicht von der Stelle.
    Jim blieb neben ihr stehen. »Ich halte dich fest«, sage er leise.
    Sie grinste schwach. »Damit ich dich mit mir ins Wasser reißen kann?« Ihr Blick folgte Thomas, der bereits in der Mitte der Brücke stand. Mit angehaltenem Atem sah sie zu, wie er hochsprang und absichtlich mit dem vollen Gewicht auf dem Baumstamm landete, um herauszufinden, ob er noch stabil genug lag. Sie fühlte einen Stich im Magen.
    Thomas joggte zum Ende der Brücke. Mit einem Winken forderte er Alex auf, ihm zu folgen.
    Konzentriert suchte Alex im Wurzelwerk des Baumes Halt für seine Füße. Als er die Brücke erklommen hatte, tat er es Thomas gleich und ruckte an den Seilen. Dann trat er vorsichtig aufden großen Stamm hinaus. Er hatte einen Durchmesser von etwa einem Meter und eine Länge von etwa zehn. Der Stamm lag quer über dem knapp sieben Meter breiten Fluss. Langsam ging Alex um den ersten Metallstab herum. Brynn sah, wie sein Fuß auf der dicken Schneeschicht ausglitt und spürte, wie ihr das Herz in die Hose rutschte. Alex vorzog das Gesicht, hielt aber die Balance.
    Brynn hatte das Gefühl, ihr Magen würde sich umdrehen. Sie kniff die Augen zu.
    Sofort sah sie ein kleines Mädchen vor sich, das eine kürzere Baumbrücke überquerte. Allerdings eine ohne Halteseile. Es war sonnig und heiß, der Himmel hatte die tiefblaue Farbe des Ozeans. Der nackte Fuß des Kindes rutschte auf einer glatten Stelle, das Kind warf die Arme in die Luft und schwankte auf einem Fuß.
    »Er ist drüben. Alles gut.« Brynn hörte die bemühte Heiterkeit in Jims Stimme. Sie riss die Augen auf, das Mädchen verschwand, und Ryan arbeitete sich an den Wurzeln hinauf. Plötzlich hielt er inne und sah erst Brynn an, dann Jim.
    »Geh weiter. Wir kommen.« Nun klang sie genauso angestrengt unbekümmert wie Jim. Ahnte irgendjemand, dass ihre Füße sich in etwa so gelenkig anfühlten wie zwei Eisblöcke? »Kiana, los.« Sie gab dem Hund ein Handzeichen. Kiana flog geschmeidig an den Wurzeln hinauf und

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