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Vereist (German Edition)

Vereist (German Edition)

Titel: Vereist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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versuchte sie, Schritt zu halten. Ihre Hände wurden von den Seilen gerissen, und sie rannten. Sie schaute nicht mehr nach unten. Den Fluss hörte sie nun auch nicht mehr. Sie hörte nur Ryans Schreie und Alex’ Flüche. Als sie das Ende des Stammes erreichten, warf Alex sie in Ryans und Thomas’ ausgestreckte Arme. Er und Jim sprangen an Land.
    Das Geräusch erinnerte an einen Auffahrunfall. Die Baumbrücke zitterte unter dem Aufprall des gigantischen Projektils. Die Brücke hielt, dann zitterte sie noch einmal, als der angetriebene Stamm sich um neunzig Grad drehte und parallel gegen die Brücke knallte. Er verschloss den minimalen Abstand zwischen der Wasseroberfläche und der Brücke und wirkte damit wie ein Damm. Der entwurzelte Baum war beinahe so lang wie die Brücke. Nur wenig Wasser konnte sich an den Enden vorbeidrängen. In Sekundenschnelle staute sich der Fluss und überspülte den Stamm, über den sie gerade gegangen waren. Jetzt kam keiner mehr hinüber.
    Wenn sie die Stelle zehn Minuten später erreicht hätten, hätten sie auf der anderen Seite festgesessen. Und wenn Brynn drüben am Ufer noch etwas länger gezögert hätte, wäre die Gruppe jetzt geteilt gewesen. Im allerschlimmsten Fall wären Jim und sie inzwischen allerdings flussabwärts unterwegs.
    »Verdammt, bist du wahnsinnig? Was zum Teufel sollte das eben? Ihr hättet beide draufgehen können!«, schrie Alex ihr ins Gesicht. Wütend packte er sie an den Schultern.
    Beim Blick in seine wilden Augen verengte sich ihre Kehle.
    Er hatte Recht. Ihre Achillesferse hatte Jim fast das Leben gekostet.
    »Lass sie in Frieden!« Thomas riss Alex weg und stieß ihn beiseite. Er stolperte über eine Wurzel und fiel hin. Alex bedachte Thomas mit einem unfeinen Ausdruck.
    »Was das eben sollte?«, schrie Jim Alex an. »Das könnte ich dich auch fragen! Dein bescheuerter Stunt hätte uns alle drei umbringen können!« Jim schlang den Arm um Brynns bebende Schultern. Sie konnte nicht aufhören zu zittern und hatte das Gefühl, dass sie gleich den letzten Energieriegel, den sie gegessen hatte, wieder von sich geben würde.
    Ryan streckte die Hand aus und zog Alex hoch. Dann funkelte er Jim an. »Wenn er nicht zu euch rausgerannt wäre, würdet ihr jetzt im Fluss treiben. Und wenn ich die Hosen nicht so verdammt voll gehabt hätte, hätte ich es selbst getan.«
    »Regel Nummer eins: Die eigene Sicherheit geht vor. Die Sicherheit der Teamkameraden kommt erst an zweiter Stelle. Das wisst ihr genau.« Jim schlang den Arm noch fester um Brynn. Seine Stimme klang ruhiger, war aber immer noch zu laut. Brynn spürte, wie alle paar Sekunden ein Schauer durch Jims Körper lief. Wut und Testosteron hingen schwer in der kalten Luft. Angst und Zorn umspülten die Teammitglieder wie aufgepeitschte Wellen.
    »Wenn das so ist, hätte Brynn allein über die Brücke gehen müssen. Aber du drehst die Regeln einfach so hin, wie sie dir in den Kram passen.« Alex machte einen Schritt auf Jim zu.
    Jim war einen Augenblick lang still. »Ja. Für Brynn tue ich das.«
    Brynn starrte Jim an.
    Er erwiderte ruhig ihren Blick. »Du bist wie eine Schwester für Anna. Wenn dir etwas zustößt, bringt sie mich um.«
    Das Toben des Wassers dröhnte in ihren Ohren, die Wut, die in der Luft lag, verpuffte. Brynn schluckte mit enger Kehle. »So geht das hier draußen aber nicht, Jim. Du weißt doch: keine Heldentaten.« Sie atmete durch. »Aber danke. Und dir auch, Alex.« Alex nickte knapp. Er sah ärgerlich an ihr vorbei aufs Wasser.
    Thomas sagte ruhig: »Ein solches Risiko können wir nicht noch einmal eingehen. Von jetzt an überquert Brynn Flüsse allein.« Ryan und Jim wollten protestieren, aber Thomas hob die Hand. »Ihr wisst, dass ich Recht habe.« Er schaute auf das Wasser, das über die Brücke strömte. »Für den Rückweg müssen wir uns einen anderen Weg suchen. Gibt es ein Stück flussabwärts nicht eine Eisenbahnbrücke? Ist sie die nächstgelegene andere Möglichkeit?«
    Ryan nickte. »Ja. Das ist der einzige andere Weg hier raus. Dauert aber länger.«
    Brynn musterte Alex aus dem Augenwinkel. Er hatte Thomas stumm zugehört und nicht protestiert wie Ryan und Jim. Alex fand offenbar nichts dabei, wenn sie in Zukunft allein ging. Sie machte einen Schritt von Jim weg, schob seinen Arm von ihrer Schulter und atmete tief durch. »Wir verplempern unsere Zeit. An dieser Stelle biegen wir doch vom Pfad ab, oder?« Mit aller Machtverbot sie ihrer Stimme zu zittern. Vier männliche

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