Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vereist (German Edition)

Vereist (German Edition)

Titel: Vereist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
Vom Netzwerk:
trabte hinter Ryan her über die Brücke. Furchtlos.
    Brynn zwang ihre Füße, sich zu bewegen. Langsam kletterte sie an den Wurzeln hinauf. Als sie oben ankam, sah sie Ryan ans Ufer springen und Alex die Hand zu einem High Five entgegenrecken. Mit einem Lächeln, das man bei ihm nur selten sah, schlug Alex seine Handfläche gegen Ryans. Sie sah, dass seine Lippen sich bewegten, doch das Brüllen des Wassers übertönte die Worte.
    Jim stand inzwischen hinter ihr. »Dann mal los, Brynn.« Sein Ton war streng, aber freundlich. »Ich bin direkt hinter dir, Süße.«
    Sie zog die Handschuhe aus und stopfte sie in die Taschen. Ihr Blick hing an den Seilen, an denen sie sich festhalten sollte. Sie waren so dünn.
    Sie konnte die Füße nicht heben. Der Fluss war so laut. So schnell. Viel zu braun. Alles Mögliche. Sie sah, wie Alex erstauntaufblickte, weil sie zu zweit auf der Brücke standen. Seine Lippen bewegten sich erneut. Stellten Ryan eine Frage. Alex’ Augenbrauen zogen sich zusammen. Er machte einen Schritt Richtung Brücke, doch Ryan legte ihm die Hand auf den Arm und hielt ihn zurück. Er sprach auf ihn ein. Alex schüttelte die Hand ab, blieb aber stehen. Sein Blick hielt Brynn fest. Thomas stand mit vor der Brust verschränkten Armen hinter den beiden anderen Männern und beobachtete die Szene. Sie würde sich nicht lächerlich machen. Die drei Männer waren geradezu über den Baum getanzt. Wie konnte sie sich nur so anstellen?
    »Soll ich vor dir gehen?« Jim sah ihr forschend in die Augen.
    »Nein. Ich bin so weit.« Sie griff nach den Seilen und machte den ersten Schritt hinaus auf die Brücke.
    Dass es schlimm werden würde, hatte sie gewusst. Aber dass es
so
schlimm war, überraschte sie. Das braune Wasser wirbelte dicht unter dem Stamm und sog ihre Blicke mit in die Strudel. Äste und allerhand Treibgut schossen vorbei. Vom Baumstamm aus gesehen schien die trübe Brühe noch schneller zu fließen als vom Ufer aus. Brynn schwankte.
    »Um Himmels Willen, Brynn! Atme!«
    Jims Befehlston sorgte dafür, dass ihre Lunge sich wie von selbst aufblähte. Dass sie die Luft anhielt, war ihr gar nicht bewusst gewesen. Sie hob den linken Fuß, setzte ihn vor den rechten und zog dann den rechten nach. Kleine Schlurfschritte erschienen ihr sicherer als richtige. Ihre Hände glitten über die Halteseile, während sie sich mit den Füßen unbeholfen vorwärtsarbeitete. Der Druck des Wassers brachte den Stamm zum Vibrieren.
    »Sehr gut, Mädchen. Die Hälfte haben wir schon.«
    Brynn riss die Augen von ihren Füßen los und schaute ans gegenüberliegende Ufer. Jim hatte Recht. Sie würde es schaffen. Alex stand auf dem Baumstamm, hielt sich an den Seilen fest und beobachtete mit angespanntem Kiefer, wie sie sich vorwärtskämpfte.
    Unter der Last seiner Besorgnis fühlte sie sich wie ein kleines Mädchen.
    Vorsichtig schob sie sich weiter, starrte auf ihre Füße und versuchte, nicht auf das wirbelnde braune Wasser zu beiden Seiten des Baumstamms zu achten.
    »Fast geschafft, Brynn. Wir sind gleich drüben. Kinderspiel.« Jim klang erleichtert.
    Jemand schrie. Gleich darauf erschallten zwei weitere Schreie.
    Brynn blickte auf. Die drei Männer am anderen Ufer starrten flussaufwärts. Ryan stand mit offenem Mund da, hatte Panik in den Augen. Sie folgte seinem Blick und erstarrte.
    Ein entwurzelter Baum trieb in rasendem Tempo auf die Brücke zu. Die reißende Strömung lenkte das hölzerne Geschoss direkt zu ihr. Der Baum war riesig und würde auf keinen Fall unter der Brücke hindurch passen. Jim schnappte nach Luft.
    »Los, Brynn! Weiter!« Er stieß ihren Rucksack an.
    Sie konnte sich nicht rühren. Der Baum würde die Brücke rammen, und sie würden beide ins Wasser geschleudert werden. Sie würde sich den Kopf anschlagen oder sich mit dem Fuß irgendwo in dem eisigen Wasser verfangen. Dann war es aus.
    Jim drückte von hinten gegen ihren Rucksack. Sie stolperte, rutschte, klammerte sich mit aller Kraft an den Seilen fest. Dann fand sie mit den Füßen wieder Halt, erstarrte aber erneut und schaute wie gebannt flussaufwärts.
    »Los, Brynn!« Ryans drängender Schrei hallte übers Wasser.
    Sie sah, wie der Baum näher kam. Sein Abstand zur Bücke hatte sich bereits halbiert. Plötzlich wurde sie unsanft nach vorn gezogen. Alex’ Hände krallten sich in ihre Jacke. Er bohrte seinen wütenden stählernen Blick in sie.
    »Komm!« Er wandte sich um und zerrte sie mit der behandschuhten Hand hinter sich her. Strauchelnd

Weitere Kostenlose Bücher