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Vereist (German Edition)

Vereist (German Edition)

Titel: Vereist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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Bruder in Tränen ausbrechen könnte. Samuel weinte nie.
    »Hat sie den Hund mitgenommen?« Möglicherweise fehlte Samuel der Hund mehr als Rosa.
    Samuel rieb sich nickend die Augen. Alex legte ihm den Arm um die Schulter, und Samuel lehnte sich an seine Brust. Er warfrüher ein anschmiegsames Kind gewesen und hatte stets gut auf tröstende Berührungen reagiert. »Wie hieß denn der Hund?«
    »Hero.«
    Hero war ein echter Hundezwerg gewesen, aber der Name passte zu seinem großen Herzen. »Das tut mir leid. Er war ein niedlicher kleiner Kerl.«
    »Er war gemein zu Hero.«
    »Wer war gemein?«
    »Der Mann. Der Neue. Er mag keine Hunde, und er war fies zu Hero. Ich hasse ihn, und ich wollte auch alles sagen, was er gemacht hat.«
    »Ist Rosa deshalb nicht mehr hier?« Alex ging in Gedanken die neu eingezogenen Patienten durch und überlegte, ob jemand von ihnen etwas gegen Hunde hatte. Genügte das, um Rosa aus dem Heim zu vertreiben?
    Samuel zuckte erneut die Schultern. »Ich kann ihn nicht leiden. Dass Rosa weg ist, ist seine Schuld. Er hat Hero in den Pool geworfen. Ich habe es genau gesehen. Das war schlimm für Rosa. Ich hasse ihn.«
    Alex konnte sich vorstellen, dass Rosa stinksauer auf den Menschen war, der ihren kleinen Hund in den Pool geworfen hatte. Sicher hatte der Winzling ewig gebraucht, um bis zum Rand zu schwimmen. Rosa musste darüber so aufgebracht gewesen sein, dass sie das Heim verlassen hatte.
    Alex überlegte, wie er seinen Bruder aufmuntern konnte. Oder sollte er einfach so tun, als wäre alles so wie immer? In ein paar Tagen hatte Samuel das Mädchen und den Hund vermutlich komplett vergessen. Vielleicht wünschte Samuel sich ja einen eigenen Hund. Als Kinder hatten sie immer einen haben wollen. Alex sah Samuel vor sich, wie er mit einem Golden Retriever herumtollte. Aber solang in der Wohngruppe ein Hundehasser lebte, war das vielleicht keine gute Idee. Und vielleicht hatte auch Kathy Maxwell etwas dagegen. Rosas Hundezwerg war eher ein besserer Hamster gewesen.
    »Für das, was er mit Hero gemacht hat, verpetze ich ihn. Aber jetzt bin ich müde.« Samuel stand auf und verließ den Raum. Alex blieb allein auf dem Sofa zurück.
    Er fühlte sich irgendwie überflüssig und quälte sich mit Schuldgefühlen. Alex rieb sich die Schenkel und stand auf. Wenn Samuel sagte, er sei müde, sprach er stundenlang nicht mehr. Er kam erst wieder aus seinem Zimmer, wenn er so weit war – keine Minute früher. Weder mit gutem Zureden noch mit Eiscreme oder Kartoffelchips ließ er sich locken. Alex war gerade in seine Jacke geschlüpft, als Kathy Maxwell mit ein paar Einkaufstüten aus der Garage kam. In ihrem altmodischen Hauskleid sah sie aus wie die perfekte Großmutter. Alex hatte immer das Gefühl, dass sie ihm gleich Schokoladenkekse und ein Glas Milch anbieten würde.
    Und für gewöhnlich tat sie das auch.
    »Ach. Hallo, Alex. Ich habe Ihren Truck draußen stehen sehen.« Sie warf einen Blick hinter ihn. »Wo ist Samuel?«
    Alex verzog den Mund und nahm ihr die Einkäufe ab. »Er hat miese Laune wegen Rosa und Hero und ist in sein Zimmer gegangen.«
    Kathys liebes Gesicht fiel in sich zusammen. »Ja, es ist furchtbar. Ein bisschen besser geht es ihm zwar schon, aber er ist trotzdem oft traurig oder zornig und fängt Streit mit den Mitbewohnern und meinem neuen Assistenten an. Die ganze Woche über war ein Therapeut hier, der uns geholfen hat, mit dem tragischen Unfall klarzukommen. Aber Samuel trifft es besonders hart. Immerhin hat er die Leiche gefunden.«
    Alex hatte plötzlich einen Klumpen im Magen. »Die Leiche?«
    Mit einem verwirrten Blick über die Schulter führte Kathy ihn in die Küche. »Rosas Leiche. Haben Sie beide nicht gerade darüber gesprochen?«
    »Ich dachte, sie wäre weggezogen. Heißt das, sie ist tot, und Samuel hat sie gefunden? Warum erfahre ich das erst jetzt?« Alex’ Stimme war lauter geworden. Er ließ die Tüten auf die Arbeitsplatte fallen.
    »Ich habe Ihre Frau am Dienstag informiert. Gleich als es passiert war, haben wir lang darüber geredet. Ich bin davon ausgegangen, dass sie es Ihnen sagt.« Kathy legte den Kopf schief und sah ihn an. »Ich habe mich schon gewundert, warum Sie nicht gleich gekommen sind. Für Samuel wäre das gut gewesen.«
    Alex kniff die Augen zusammen. Sein Magen wollte sich umdrehen.
    Monica.
    Warum? Warum hatte sie ihm nichts gesagt? Glaubte sie, Samuel würde so etwas sofort wieder vergessen? Oder hatte sie gewollt, dass Alex bei ihr zu

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