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Vereist (German Edition)

Vereist (German Edition)

Titel: Vereist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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Weile in der Hinterhand. Nur für den Fall, dass sich irgendwann eine Gelegenheit ergibt. Ich würde es jedenfalls so machen.«
    Brynn lächelte. »Du wärst ein lausiger Verbrecher. Dafür bist du viel zu ehrlich.«
    Ryan rieb sich die Nase. »Collins hat etwas gesagt, das ich nicht verstanden habe. Etwas über Alex.«
    Brynns Magen zog sich zusammen. »Was denn?«
    »Es klang wie ›Kinton ist kein Marshal.‹«
    Volle fünf Sekunden lang schwiegen sie beide.
    Dann schüttelte Brynn langsam den Kopf. »Das kann nicht sein. Ich arbeite seit Jahren mit den verschiedensten Polizeikräften zusammen, und Alex ist das Wort ›Cop‹ geradezu auf die Stirn tätowiert.«
    »Das sehe ich auch so. Irgendeine Art Gesetzeshüter ist er ganz sicher.«
    »Vielleicht hast du dich verhört. Vielleicht hat Collins gesagt …« Sie suchte nach Worten. »Kinton ist nicht … Ich weiß es nicht.« Brynn hob ratlos die Hände. »Du sagtest, die Verbindung sei schlecht gewesen. Vielleicht sagte er gar nicht ›Kinton‹ sondern ›finden‹… oder so.«
    Ryan lachte auf, wurde aber sofort wieder ernst. »Kann schon sein. Trotzdem lässt es mir keine Ruhe. Collins hat es zweimal gesagt. Aber er war beide Male kaum zu verstehen. Ich muss das mit Jim besprechen und hören, wie er darüber denkt.« Ryan verzog das Gesicht. »Aber eigentlich ist es auch egal. Sagen wir, Alex ist kein Marshal. Na und? Er hat uns nicht behindert, und wir haben unsere Aufgabe erfüllt. Er scheint ein anständiger Kerl zu sein. Ich mag ihn irgendwie. Wenn wir hier fertig sind, können wir nach Hause gehen und über den Typen lachen, der blöd genug war, sich als Marshal auszugeben, um mit auf einen Höllentrip von einem Rettungseinsatz genommen zu werden.«
    »Nur dass Alex nicht nach Hause gehen wird. Er wird Besand jagen und ihn umbringen. Das habe ich in seinen Augen gesehen.« Brynn versagte die Stimme. Erschaudernd dachte sie an Alex’ kalten Blick und fragte sich, was mit ihm passiert war. Wie war er an einen solchen Tiefpunkt gelangt?

A CHT
    An das Flugzeug gelehnt sah Alex zu, wie Brynn den Hang hinaufstieg. Er fuhr sich mit dem eisigen Handschuh über die Augen. Dass er nun hier stand, war teilweise Monicas Schuld. Alles wäre anders gekommen, wenn sie vor sieben Jahren einverstanden gewesen wäre, Samuel aufzunehmen. Dann wäre Samuel noch am Leben.
    Lass das
. Er hätte wissen müssen, dass er Monica nicht ändern konnte. Eheregel Nummer eins: Geh nie davon aus, dass die andere Person sich für dich ändert.
    Monica war ein einsfünfundsechzig großer, schwarzhaariger und braunäugiger Hitzkopf. Sie arbeitete als Rechtsanwältin in einer großen Kanzlei und hatte es immer spielend geschafft, ihn zu überzeugen, dass Blau in Wirklichkeit Rot war. Wenn er sie bat, Samuel mit ihm zusammen zu besuchen, lehnte sie ab. Immer. Überzeugt, dass es gar nicht nötig war, dass Monica seinen Bruder sah, verließ Alex dann das Haus. Aber jedes Mal, wenn er am Pflegeheim ankam, wusste er, dass sie ihn wieder über den Tisch gezogen hatte. Sie schaffte es stets, sich vor den Besuchen bei Samuel zu drücken.
    Dass sie Alex’ Bitte, Samuel bei ihnen wohnen zu lassen, abgelehnt hatte, war deshalb auch nicht weiter verwunderlich.
    Alex konnte das zwar verstehen, wollte es aber nicht. Monicas Einwände waren durchaus berechtigt. Wie sollte ihre Beziehung wachsen, ihre Ehe gedeihen, wenn sein Bruder ständig bei ihnen war? Wie sollten Intimität und Vertrautheit zwischen zwei Menschenaufkommen, wenn sie mit einem geistig behinderten Mann zusammenlebten, dem die Bedeutung dieser Worte fremd war?
    Sein Bruder war ein Zwölfjähriger in einem Männerkörper, und Alex wusste, dass er mit der Bitte, Samuel ins Haus holen zu können, zu viel verlangte. Im Grund kam Samuel ganz gut zurecht. Aber er stieg schon mal in den falschen Bus oder spazierte um zwei Uhr morgens aus dem Haus.
    Alex liebte seinen Bruder sehr. Die sieben Jahre Altersunterschied taten dem keinen Abbruch. Sein Leben lang war Alex der Beschützer seines Bruders gewesen. Erst vor den Kindern aus der Nachbarschaft, die Samuel verspotteten, dann vor seinen Schulkameraden. Und nachdem ihre Eltern gestorben waren, schützte Alex Samuel vor den Tücken des Systems. Samuel gehörte zu den Menschen, die immer irgendwie durchs Raster fielen. Für ein Leben im Heim war er eigentlich zu selbstständig, aber ganz ohne Betreuung kam er nicht zurecht. Alex hatte sich nach privaten Pflegestellen umgesehen, in denen sein

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