Vereist (German Edition)
Hause blieb, anstatt seinem Bruder beizustehen?
Galle stieg ihm in die Kehle.
»Herrgott. Er hat die Leiche gefunden? Was ist mit der Frau passiert?« Alex fuhr sich durchs Haar.
»Samuel hat Rosa im Pool nebenan entdeckt. Er hat sie durch den Zaun hindurch gesehen. Ich weiß nicht, wie sie dort hinübergekommen ist. Unser Tor ist abgeschlossen, und die Nachbarn achten immer darauf, dass auch ihr Tor abgeschlossen ist. Wir haben das so abgesprochen. Und als Ihr Bruder die Leiche entdeckt hat, waren tatsächlich beide Tore abgeschlossen.«
»Im Pool? Er hat sie im Pool gefunden?«, flüsterte Alex. Er starrte einen Kratzer in der Arbeitsplatte an. Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken. »Wo war der Hund?«
Kathys Mundwinkel sackten nach unten. »Das ist eine traurige Geschichte. Hero trieb tot im Pool. Wir wissen nicht, ob Rosa ihn retten wollte, oder ob der kleine Hero ihr hinterher gesprungen ist. Aber ganz gleich, wie es war – es ist einfach erschütternd.«
»Wer hat den Hund in den Pool geworfen?«
»Wie bitte?« Verdutzt hielt Kathy mitten in der Bewegung inne. Sie hatte gerade ein paar Suppendosen aus einer Einkaufstüte genommen.
»Samuel hat gesagt, der Neue hätte Hero in den Pool geworfen. Er meint, der Mann würde Hunde nicht mögen.«
»Dass Hero absichtlich in den Pool geworfen worden sein soll, höre ich zum ersten Mal. Wann soll das passiert sein?« Kathy stellte die Dosen ab.
Alex zuckte die Schultern und sah sie an. Zeitliche Abläufe waren für Samuel relativ. »Wer hat Hero nicht gemocht?«
»Alle mochten Hero. Er war ein niedliches kleines Kerlchen. Normalerweise sind Hunde hier verboten. Aber Hero konnte manja kaum als Hund bezeichnen. Rosa hat ihn herumgetragen wie ein Püppchen.«
»Und wer ist der Neue, von dem Samuel gesprochen hat?«
»Neue Mitbewohner haben wir nicht …«
»Aber sie sagten etwas von einem neuen Assistenten.«
»Ach ja. Darrin. Er ist ein Goldstück. Ich weiß gar nicht, wie ich bisher ohne ihn klargekommen bin. Und in Rosas Hund war er ganz vernarrt. Er hat ihr immer angeboten, ihn zu halten.«
Vier Tage später war Alex’ Bruder tot.
Nach der Trauerfeier hatte Alex stumm auf der Bank in der Kapelle gesessen. Die Trauergemeinde war klein gewesen. Kathy Maxwell war mit fast allen Bewohnern der Wohngruppe erschienen, und fast alle Agenten, mit denen Alex zusammenarbeitete, waren gekommen. Einige hatten ihre Frauen mitgebracht. Von Monicas Seite der Familie war niemand bei der Feier gewesen. Er fragte sich, ob sie ihren Eltern überhaupt gesagt hatte, dass ihr Schwager gestorben war.
Samuel war Alex’ letzter Verwandter gewesen. Ihre Eltern waren verstorben; keine Onkel und Tanten. Es gab schon lang nur noch Samuel und ihn. Vielleicht war es ihm deshalb ein so großes Bedürfnis gewesen, sich um Samuel zu kümmern. Und jetzt war Alex allein.
Er hatte nur noch Monica.
Er war wütend, dass sie ihm nichts davon gesagt hatte, dass Samuel Rosa tot aufgefunden hatte. Das führte zu einem gewaltigen Ehekrach, aber Monica behauptete, sie hätte es einfach vergessen.
»Wie zum Teufel konntest du vergessen, mir so etwas zu sagen? Wer vergisst denn einen Todesfall? Vor allem, wenn Samuel die Leiche gefunden hat? Dass ich nicht zu ihm gekommen bin, muss eine Riesenenttäuschung für ihn gewesen sein.«
Die Sehnen in Alex’ Hals waren zum Zerreißen gespannt.
»Ich hab’s vergessen! Ich habe versucht, dich auf dem Handy zu erreichen, bin aber nicht durchgekommen. Und dann mussteich mich für das Abendessen fertig machen und habe einfach nicht mehr daran gedacht!« Monica drückte den Rücken durch, aber Alex hatte die Angst in ihren Augen gesehen. Sie wusste, dass sie einen unverzeihlichen Fehler gemacht hatte.
Er hatte sein Jackett zusammengeknüllt und quer durchs Schlafzimmer geschleudert. Dabei hätte er viel lieber mit harten, spitzen Gegenständen geworfen. »Das zeigt ganz deutlich, wo deine Prioritäten liegen.«
»Samuel ist deine Priorität, nicht meine!«, hatte Monica mit Tränen in den Augen geschrien. »Du denkst immer nur an ihn.«
»Wenn du mich wirklich lieben würdest, wäre er dir auch wichtig.« Alex’ Augen glühten. Er gab ihr eine letzte Chance. Dass es keine wirklich faire Chance war, wusste er. Und auch ihre Antwort kannte er schon. Vielleicht war das seine Art, sich einzugestehen, dass er um diese Ehe nicht mehr kämpfen konnte.
Erst hatte Monica ihn mit zusammengekniffenen Lippen hilflos angestarrt. Dann hatte sie
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