Vereist (German Edition)
Empörung und Belustigung. »Das Benadryl habe ich von
dir
bekommen. Das könnte natürlich bedeuten, dass du mich aus dem Weg räumen willst. Oder Jims Frau steckt dahinter. Die hat schließlich den Müsliriegel gebacken, den er mir gegeben hat. Vielleicht will Anna Jim loswerden, weil sie einen Lover hat.«
Brynn musste grinsen. Ryan hatte Recht. Sie sah Gespenster.
»Ich glaube, du hast eine Grippe und ein übles Magengeschwür. Das ist meine Diagnose«, erklärte sie fest.
»Und was jetzt?« Ryan legte die Stirn in Falten.
»Bettruhe und viel Flüssigkeit.«
Ryan presste eine Handvoll Schnee zu einem festen kleinen Klumpen. »An Flüssigkeit mangelt es hier draußen nicht. Aber das mit der Bettruhe könnte ein Problem werden. Ach übrigens, ichhabe mit Collins sprechen können. Aber nur ganz kurz. Das war, nachdem Jim über Funk die Toten gemeldet hatte.« Ryan verzog das Gesicht. »Die Verbindung war bescheiden, und seither habe ich ihn auch nicht mehr erreicht.«
»Hast du ihm gesagt, dass wir das Flugzeug gefunden haben?«
»Ja. Nur die genaue Position konnte ich ihm nicht durchgeben. Ich habe ihm sämtliche Koordinaten aller GPS-Geräte diktiert. Eine der Kombinationen muss die richtige sein. Jemand soll eben alle abfliegen und überprüfen. Vielleicht kann Collins ja heute noch einen Vogel in die Luft schicken.«
Brynn sah hinauf zu den Wolken, die sich am Himmel übereinanderschoben. Schon hier unten war es windig, aber dort oben tobte ein Sturm. Und es schneite wieder stärker.
Dass sie in den nächsten Minuten das Motorengeräusch eines Hubschraubers hören würden, hielt sie für eher unwahrscheinlich.
»Ich hoffe, er hat alle Zahlen mitbekommen. Ich habe nur jedes vierte Wort verstanden, das er sagte, und ihm ging es anders herum vermutlich genauso.« Ryan warf einen nachdenklichen Blick hinunter zur Gruppe. »Was hältst du von Alex?«
»Ähm …« Brynn hatte Mühe, dem abrupten Themawechsel zu folgen. »Alex ist ganz in Ordnung. Ein bisschen still vielleicht. Er hat bisher gut mitgehalten, obwohl ihm eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt vermutlich lieber gewesen wäre als dieser Einsatz.« Ihre Vermutung, dass sich hinter Alex’ Unnahbarkeit so einiges verbergen könnte, behielt sie für sich. Stille Wasser … Gelegentlich hatte sie ihm angesehen, dass etwas in ihm brodelte und er etwas sagen wollte. Aber Alex hatte geschwiegen. Schon seit Jims Verbalattacke im Basislager fragte sie sich, wie der Marshal wohl tickte. Alex hatte zurückgesteckt und dennoch selbstbewusst geantwortet. Nicht ganz leicht, wenn man jemandem wie Jim gegenüberstand.
Ryan schnaubte. »Das sehe ich auch so. Ihm ist jede Minute hier draußen zuwider. Aber irgendetwas bringt ihn dazu, diesen Trip durchzustehen.«
»Er macht seinen Job. Besand ist ein Mörder. Und er will sichergehen, dass Besand entweder tot ist oder in den Knastzurückwandert.« Brynn sah sich erschaudernd um. »Alex glaubt, Besand wird versuchen, zu Fuß von hier wegzukommen. Bewaffnet. Offenbar fehlt die Pistole des toten Marshals.«
»Ach du Scheiße! Und die haben dich allein zu mir hier raufstapfen lassen?« Ryan warf hektische Blicke in alle Richtungen, schlang Brynn den Arm um die Schulter und drückte sie zu Boden. »Wir sollten nicht als lebendige Zielscheiben hier herumsitzen.«
»Lass das!« Sie machte sich von ihm los. »Er ist längst weg. Wenn er gerettet werden wollen hätte, hätte er doch sicher am Flugzeug gewartet. Glaubst du nicht? Wahrscheinlich ist er längst über alle Berge. Laut Alex hasst der Kerl den Knast. Er meint, Besand wird diese Chance nutzen, um abzuhauen. Wenn ein Suchtrupp ihn findet, sitzt er doch sofort wieder hinter Gittern, und das weiß er. Er wird alles tun, damit wir ihn nicht sehen. Dieselbe Diskussion hatte ich auch schon dort unten mit den anderen Jungs. Wir müssen das jetzt nicht noch mal durchhecheln.«
Ryan saß still. »Und was will Alex jetzt machen?«
»Er meint, wir sollen zum Basislager zurückgehen. Aber ich weiß, dass du das im Augenblick nicht packst und habe mich dagegen ausgesprochen. Wenn wir weg sind, will Alex Besand verfolgen. Als würden wir auch nur im Traum daran denken, ihn hier draußen allein zu lassen.« Brynn legte die Stirn in Falten. »Anscheinend glaubt er, Besand hätte den Plan, das Land zu verlassen. Aber wie kann das sein? Er wusste doch nicht, dass das Flugzeug abstürzen und dass er den Absturz überleben würde.«
»Vielleicht hatte er den Plan schon eine
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