Vereist (German Edition)
Nase und Mund legte.
Da.
Sie spürte einen einzigen Schlag unter den Fingerspitzen. Dann noch einen. Unendlich langsam aber kräftig. Alex’ Herz hatte nicht aufgehört zu schlagen. Er war nicht zu lang ohne Sauerstoff gewesen.
»Er hat einen Puls. Er muss atmen.« Thomas und Ryan stießen bei Brynns Worten die Luft aus, die sie angehalten hatten.
Jim war bereits bei der Arbeit.
»Komm, Alex.« Brynn sah zu, wie Alex’ Brust sich unter Jims kräftigen Atemzügen hob und senkte. Das Pochen unter ihren Fingern wurde ein klein wenig schneller.
Er schafft es.
Hinter ihr plumpste Ryan hart in den Schnee. Sie musterte sein erschöpftes Gesicht. Er hatte sich zu sehr verausgabt. Er war krank, und jetzt hatte er sich auch noch überanstrengt.
Kein zu hoher Preis, wenn sie Alex gerettet hatten.
In diesem Moment hörte sie Alex rasselnd einatmen. Jim nahm ihm die Maske ab, und sie rollten ihn zu zweit auf die Seite. Alex schnappte hustend nach Luft. Brynn sah Jim ins Gesicht.
Wir haben es geschafft
. Seine Lippen formten die Worte, während ihm Tränen in die Augen traten.
Brynn wischte sich über die feuchten Wangen.
Ryan klopfte Alex mit einem Freudenschrei auf die Schulter. »Verdammt noch mal, Kinton. Du hast uns eine Scheißangst eingejagt!« Ryan schlang einen Arm um Brynn und bettete den Kopf an ihre Schulter. Er rieb die Augen an ihrer Jacke, und sie spürte, dass er vor Erschöpfung wankte.
»Heiliger Strohsack.« Alex keuchte und hustete und sah das Team mit verschwommenem Blick an. Gefrorener Schnee hing in seinem Haar und in seinen Augenbrauen. Seine Lippen hoben sich unnatürlich rot von seiner blassen Haut ab.
»Danke.« Das Wort brach mit einem rasselnden Atemzug aus ihm heraus. Brynn wischte ihm etwas Schnee aus dem Gesicht und legte die kalten Hände an die Wangen, um ihn zu wärmen. Im Vergleich zu seiner Haut glühte ihre wie Feuer. Als Alex sie unsicher anblinzelte, stockte ihr der Atem. Die Art, wie er sie anschaute, ließ in ihrem Kopf Funken fliegen.
»Hey.« Sie schluckte, konnte ihren Blick aber nicht losreißen. »Ich dachte … Wir glaubten …« Ihre Gedanken lösten sich in der Hitze ihres wild klopfenden Herzens auf.
Seine stahlgrauen Augen wurden scharf wie Rasiermesser. »Ich weiß. Ich auch. Verdammt, siehst du schön aus.« Seine bebenden Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen. »Mein Mund ist ganz taub. Und alles andere auch.«
»Wir kriegen dich schon wieder warm.« Sie drehte sich zu den Männern um und spulte Anweisungen ab.
Alex kauerte im Frachtbereich des Flugzeugs unter einer Rettungsdecke. Er beugte sich über den kleinsten tragbaren Campingkocher, den er je gesehen hatte und hatte sich die Handwärmer aller Teammitglieder in die Achselhöhlen und in die Hose gesteckt, zitterte aber immer noch. Am liebsten hätte er sich den Campingkocher direkt unter die Jacke gehalten. Die eiskalten Schauer, die ihm über den Rücken liefen, wollten einfach nicht aufhören. Mit zitternden Händen nahm er einen Schluck von der heißen Brühe, die Brynn ihm gemacht hatte. Das Brennen in der Speiseröhre war ein herrliches Gefühl. Seufzend nahm er noch einen Schluck.
»Gut?« Ryan steckte den Kopf ins Flugzeug. Die Lawine hatte das Wrack wie ein Spielzeug gedreht und das offene Ende dann halb in einer Schneewalze begraben. Ein Mensch konnte sich gerade noch durch die Öffnung zwängen. Sie hatten beschlossen, die verbliebene Lücke auch mit Schnee zu verschließen und dann die Einstiegsluke am Heck des Flugzeugs als Ein- und Ausgang zu nutzen. Aber im Moment suchte das Team noch nach den Rucksäcken.
Ryans Haar ragte struppig unter der Kapuze hervor, und seine Augen sahen aus, als hätte er die ganze Nacht lang für das College-Examen gebüffelt.
»Wie Single Malt Whiskey.«
Ryans Blick wanderte zu dem kleinen Kocher, und Alex fragte sich, ob er ihn sich auch gern unter die Jacke gesteckt hätte.
»Hast du deinen Rucksack schon von der Kuppe geholt?«
Ryan nickte. »Zwei Rucksäcke für fünf Leute. Das reicht noch nicht.«
»Irgendwer kommt uns sicher bald holen.«
Ryan schüttelte den Kopf. »Ich glaube, das schmale Zeitfenster mit dem guten Wetter liegt schon wieder hinter uns. Die Wetterfunktion auf meinem GPS zeigt für die nächsten drei Tage nur Stürme an.«
»Wir werden schon nicht verhungern.« Alex sah, wie Ryan blass wurde und schluckte. »Macht dein Magen immer noch Probleme?«
»Reden wir lieber nicht übers Essen.« Ryans Lächeln wirkte
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