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Vereist (German Edition)

Vereist (German Edition)

Titel: Vereist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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zurückgehen und sich die Baumstammbrücke wenigstens einmal ansehen. Wenn sie Glück hatten, war das Wasser jetzt etwas niedriger. Aber war die Brücke noch sicher? Der entwurzelte Baum war dagegengeprallt wie ein führerloser Sattelschlepper ohne Bremsen. Wenn Brynn an das tobende Wasser dachte, wurde ihr ganz schwindelig. Sie atmete tief durch, konzentrierte sich auf den Schnee und setzte einen Fuß vor den anderen. Wasser musste nicht reißend sein, um eine Gefahr darzustellen. Das wusste sie nur zu gut.
    Sie fiel auf die Knie und grub nach einem Schatten, den sie unter dem Schnee entdeckt hatte.
    Ein Ast.
    Brynn stapfte mit gleichmäßigen Schritten weiter, während sie im Kopf durchging, was sie hatten und was sie brauchten. In ihrem Rucksack war genug Essen für sie selbst. In Ryans Rucksack war dreimal so viel, aber er aß auch dreimal so viel. Normalerweise. In puncto Lebensmittel sah es also nicht einmal so schlecht aus. Der menschliche Körper kam notfalls wochenlang ohne Nahrung aus. Nicht sehr gut, aber sie würden schon klarkommen. Wasser gab es in Hülle und Fülle. Alle trugen die passende Kleidung für die eisigen Temperaturen, und das Flugzeugwrack bot ihnen einen guten Schutz für die Nacht. Schade, dass sie es für die nächsten paar Nächte nicht einfach hinter sich herschleifen konnten. Jetzt mussten nur noch alle gesund bleiben.
    Alex machte den Eindruck, als hätte er das Lawinenabenteuer halbwegs gut überstanden. Er sagte, er wäre unter dem Schnee aufgewacht und hätte ein bisschen Platz zum Atmen um den Kopf gehabt. Er hatte behauptet, er wüsste nicht, wie lang er bei Bewusstsein gewesen wäre, war ihrem Blick dabei aber ausgewichen. Brynn vermutete, dass er es sehr genau wusste.
    Ein Schauer durchlief sie.
    Wie hätte sie in einer so entsetzlichen Situation reagiert? Obwohl sie die Lawine aus sicherem Abstand gesehen hatte, würde sie noch wochenlang Albträume haben. Sie schnaubte. Alex würde den Rest seines Lebens davon träumen. Wenn sie ihn nun nicht gefunden … Sie schob diese Vorstellung energisch aus ihrem Kopf.
    Kianas frustriertes Bellen riss sie aus ihren Gedanken. Brynn sah sich nach ihrem Hund um. Verschwunden. Wahrscheinlich hinter einem kleinen Tier hergerannt, das sich auf einem Baum in Sicherheit gebracht hatte und jetzt unerreichbar war. Als die Hündin neben ihr gegraben hatte, war sie so sicher gewesen, dass Kiana unter dem Schnee einen Menschen witterte. Sie hatte nie wirklich ein Rettungstraining mit ihr absolviert. Vielleicht sollte sie damit anfangen. Vielleicht hätten sie Alex dann schneller gefunden.
    Gott sei Dank war er okay.
    Verwirrung und Erleichterung überkamen sie. Immer wenn sie an Alex dachte, packten sie dieselben Gefühle. Mit geschürzten Lippen sah sie den Hang hinauf zu dem Flugzeugteil, aus dem immer noch hin und wieder Männerlachen schallte. Als Alex ihr im Basislager zum ersten Mal in die Augen geschaut hatte, war irgendetwas passiert. Ihr Bauch hatte sich plötzlich ganz warm angefühlt.
    Während der Wanderung war er ziemlich still gewesen. So ernst. Aber sie hatte seine Blicke gespürt. Sie spürte seine Gegenwart viel mehr als die jedes anderen. Als er angefangen hatte, das Bein leicht nachzuziehen, war es ihr aufgefallen. Und als er versucht hatte, es zu verbergen, hatte sie es gemerkt. Sie hatte gesehen, wie seine Augen aufleuchteten, wenn Kiana auf der Jagd nach etwas, das nur sie hörte oder sah, an ihm vorbeipreschte.
    Die anderen Männer beobachtete Brynn nie mit solcher Aufmerksamkeit.
    Und dann der Blick, mit dem er sie angesehen hatte, nachdem sie ihn aus dem Schnee gezogen hatten … Brynn blieb stehen, schloss die Augen und atmete tief durch. Nie im Leben hatte sie sich besser gefühlt als in diesem Augenblick. Das war nicht nur der Adrenalinrausch gewesen. Es hatte etwas mit dem Geretteten zutun. Wenn sie ihn nicht gefunden hätten, hätte sie für immer das Gefühl gehabt, etwas Wertvolles verloren zu haben. Auch wenn sie noch gar nicht genau wusste was. So als wäre der glitzernde Diamant eines Rings aus seiner Fassung gefallen, bevor sie ihn sich überhaupt hatte anstecken können.
    Brynn schüttelte sich und stapfte weiter.
    Wenn Alex sie mit seinen ernsten grauen Augen ansah, bekam sie feuchte Hände. Er weckte in ihr den Wunsch, sie wären nicht zusammen mit drei anderen Männern mitten in einem Wald. Sie wollte mit ihm am Tisch beim Abendessen sitzen, sich vor dem Fernseher an ihn kuscheln. Einfach reden und

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