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Vereist (German Edition)

Vereist (German Edition)

Titel: Vereist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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ebenfalls kaum Farbe im Gesicht. Unter den Augen aller Teammitglieder lagen dunkle Schatten.
    Thomas hielt auf den Spaten gestützt inne. »Vielleicht sollten wir noch woanders graben.«
    »Wo denn?«, zischte Brynn. »Du hast vorher hierher gezeigt. Oder gab es noch eine andere Stelle, an der du glaubst, etwas gesehen zu haben?«
    Thomas schüttelte den Kopf. »Ich meine ja nur.«
    »Also wenn du sonst nichts gesehen hast, dann machen wir besser hier weiter. Du hattest einen Grund, uns an diesen Platz zu führen. Fang jetzt bloß nicht an, an dir selbst zu zweifeln.«
    Das hätte sie nicht sagen sollen. Skepsis und Unsicherheit traten auf Thomas’ Züge. Er sah zu Boden. Sie hatte ihn zu sehr unter Druck gesetzt. Jetzt würde er sich die Schuld geben, falls sie Alex nicht fanden.
    »Außer dir hat keiner etwas gesehen. Also ist hier für uns die beste Stelle«, sagte Brynn etwas versöhnlicher.
    Thomas nickte und schaufelte weiter, ohne aufzublicken.
    »Moment. Habt ihr das gehört?« Ryan hob die Hand, damit alle still waren.
    Angespannt spitzten sie die Ohren. Brynn schloss die Augen, aber da war nur Stille.
    »Ich höre nichts.« Jims suchender Blick wanderte in alle Richtungen. »Wie hat es sich denn angehört?«
    »Ein leises ›Ding‹. Wie ein Klingeln.«
    Brynns Augenbrauen schossen in die Höhe. »Ein Klingeln? Von was denn? Bist du sicher, dass du etwas gehört hast?«
    Ryans Gesicht wirkte vor lauter Konzentration ganz verkniffen. »Ich habe es gehört. Ich weiß es genau.«
    »Von wo?«
    Ryan starrte in das Loch. »Von da?«
    »Wirklich sicher klingst du nicht.« Brynn warf sich das Haar über die Schulter.
Hatte er wirklich etwas gehört?
    »Weitergraben«, sagte Jim.
    Die Gruppe arbeitete sich stumm voran. Alle horchten angestrengt. Eine Minute später zuckte Thomas zusammen. »War es das?«
    »Ich habe nichts gehört!«, rief Brynn. Warum war ihr das Geräusch entgangen?
    »Ja.« Ryan nickte. »Es kam von unter uns.« Mit der Kraft eines gesunden Mannes stürzte er sich erneut in die Arbeit. Thomas tat es ihm gleich. Seine Augen funkelten aufgeregt.
    »Wie hat es denn geklungen?«, fragte Brynn zwischen zwei Atemzügen. Sie grub schneller. Die Aufregung der anderen war ansteckend.
Bitte. Bitte. Bitte.
    »Genau wie er sagte. Wie ein leiser einmaliger Klingelton.« Thomas stieß den Spaten kräftig in den Schnee, dann hielt er inne.»Hier ist etwas. Ryan! Grabt hier!« Er lockerte den Schnee, und Brynn half dabei, ihn aus dem Weg zu schaffen. Die Grube war inzwischen weit über einen Meter tief.
    Dann sah sie etwas Blaues.
    Bitte nicht wieder nur ein Rucksack!
    »Das ist er! Ich weiß, dass er es ist.« Ryans Worte klangen gepresst. Er kämpfte mit den Tränen. Er und Jim hockten jetzt beide in dem Loch und gruben fieberhaft. Mehr Blau kam zum Vorschein. Dann Alex’ schwarze Hose. Thomas fing an, am anderen Ende des blauen Parkas zu graben.
    »Oh Gott sei Dank. Gott sei Dank.« Brynns Wangen waren wieder nass.
Bitte sei am Leben
. »Halte durch, Alex. Wir haben dich gleich.«
    Thomas legte Alex’ Gesicht frei. Ein blasses Gesicht. Seine Augen waren geschlossen, und er lag so still.
    »Atmet er?«, flüsterte Brynn. Ihr war schlecht. Ihre Arme und Beine zitterten vor Erschöpfung. Thomas schüttelte den Kopf. Er wischte den Schnee von Alex’ Nase und Mund.
    »Zieht ihn raus. Los!« Jim schaufelte den letzten Schnee von Alex’ Stiefeln und bat Thomas und Ryan, Alex an den Schultern zu nehmen. Brynn packte ihn am Bein, Jim an seinem Gürtel. »Auf drei. Eins, zwei, drei. Los!« Sie zogen alle zur gleichen Zeit. Alex’ linke Schulter blieb auf halbem Weg in der Grube stecken. Brynn wechselte von seinem Bein zu der freien Schulter. In der engen Grube konnte man nicht manövrieren. Für mehrere Helfer reichte der Platz nicht aus. Aber Thomas und Ryan rissen Alex mit schierer, roher Kraft aus dem Loch.
    »Er atmet nicht. Jim, hol die Maske aus meinem Rucksack. Linke obere Tasche.« Brynn riss sich einen Handschuh herunter und legte zwei Finger unter Alex’ Kiefer. Ihre Arme bebten, und ihre Finger waren fast taub. Außer ihrem eigenen pochenden Herzen spürte sie nichts.
    »Spürst du etwas?«
    »Pssst.« Brynn zwang sich, langsam zu atmen und konzentrierte sich auf das Gefühl unter ihren Fingerspitzen. Alex’ Brustbewegte sich nicht. »Fang mit der Beatmung an.« Mit geschlossenen Augen konzentrierte sie sich, während Jim Alex’ Kiefer hochzog und ihm die Sicherheitsmaske für die Beatmung über

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