Vereist (German Edition)
einfach nicht der Richtige«, sagte Jim leise. »Nicht alle Ehen laufen so wie die deiner Eltern, Brynn. Ich hättemir auch nie träumen lassen, dass ich mal im Hafen der Ehe lande. Aber ich danke Gott, dass er mir Anna geschickt hat. Mit der richtigen Person ist plötzlich alles ganz anders, und du tust Dinge, die du dir nie vorstellen konntest.« Jim hatte den Kopf geschüttelt. »Ich hätte auch nie gedacht, dass ich mal einen Minivan kaufe. Aber verdammt, bei zwei Kindern ist diese Kutsche einfach unschlagbar.«
»Ja. Aber deinen Mustang hast du immer noch.«
»Den hebe ich für Chris auf.«
Brynn hatte Jim gemustert, und er hatte schief gegrinst. Vermutlich bei der Vorstellung, wie er seinem Sohn an dessen sechzehntem Geburtstag die Wagenschlüssel übergab. Seinen geliebten Wagen einem Teenager zu überlassen, schien Jim gar nicht zu schrecken.
Als sie und Jim die Augen fast nicht mehr offen halten konnten, hatten sie sich im Frachtbereich ausgestreckt. Brynn hatte noch eine Weile wach gelegen und über Liam und Alex nachgedacht.
Jetzt kamen Jim und Alex zurück. Brynn hörte lautes Schnaufen und schnelle Schritte draußen vor dem Wrack. Veranstalteten die Männer ein Rennen? Bergauf und im Schnee?
Alex durfte sich eigentlich noch gar nicht so verausgaben. Sie hatten ihn erst vor ein paar Stunden aus einer Lawine gegraben. Das Schnaufen draußen wurde lauter.
Jim riss die Tür so heftig auf, dass Brynn vor Schreck einen Hüpfer machte.
»Packt zusammen. Wir gehen.« Hektisch sah er sich im Flugzeug um und schaute dann zur Tür hinaus. »Wo ist Thomas?«
Brynn schlug das Herz bis zum Hals. In Jims entschlossenem Blick lag ein Schatten von … Angst. Angst? Bei Jim? Jetzt kam auch Alex herein. Als er Brynn sah, wirkte er erleichtert. Schwer atmend beugte er sich vornüber, stützte die Hände auf die Knie und fixierte sie dabei. Sie spürte, wie sie blass wurde.
»Was ist los? Ist etwas passiert?« Brynn krallte sich an einer Sitzlehne fest. Ihre Fingernägel gruben sich in den Bezug.
»Wo ist Thomas?« Wiederholte Jim noch lauter.
»Draußen!« Brynn zeigte auf den Wald. »Schon seit ein paar Minuten. Aber was zum Teufel ist eigentlich los?«
Der Blick, den die beiden Männer austauschten, gefiel ihr nicht. Kein bisschen.
»Raus mit der Sprache. Was ist passiert?« Ihr Atem ging schneller.
Alex leckte sich die Lippen und tauschte einen weiteren langen Blick mit Jim aus. Sie wollte auf die beiden eindreschen.
»Besand ist irgendwo in der Nähe. Wir müssen weg.«
»Hier? Wo? Woher wisst ihr das?«
»Wir glauben, dass er die Nacht im Cockpit verbracht hat.«
»Habt ihr ihn gesehen?«
Jim schüttelte den Kopf. Er wich ihrem Blick aus. Irgendetwas brachte die Männer ziemlich durcheinander.
»Woher wisst ihr dann, dass er dort war?«
Jim beugte sich vor und warf Brynn ihre Handschuhe hin. »Pack zusammen. Ich will hier weg.«
Sie fing die Handschuhe auf und schleuderte sie zurück. Er schlug sie weg. »Ich will eine Antwort, Jim. Ich packe erst, wenn ihr mir sagt, warum ihr es plötzlich so eilig habt.« Ihr scharfer Ton ließ Ryan hochschrecken.
»Was ist denn hier los?« Ryan kippte in seinem Sessel nach vorn, Brynn hielt ihn an den Schultern fest.
»Du siehst beschissen aus«, stellte Jim fest.
»Danke. So fühle ich mich auch.« Ryan atmete heftig aus und lehnte sich an Brynn. »Mir ist schwindelig.«
Jim machte auf dem Absatz kehrt und stapfte aus dem Flugzeug. Erst jetzt bemerkte Brynn, dass er seine Waffe unauffällig in der Hand gehalten hatte. Sie warf Alex einen fragenden Blick zu. Auch er hatte seine Pistole in der Faust.
»Schafft er den Rückweg?« Alex machte eine Kopfbewegung Richtung Ryan. Die Frage in Brynns Augen ignorierte er.
»Ich kann dich hören, Mann. Du kannst mich selbst fragen.« Ryan war heiser. Er lehnte mit halb geschlossenen Augen an Brynn. Sie legte die Hand auf seine Stirn. Heiß und trocken. Brynn antwortete Alex mit einem angedeuteten Kopfschütteln.
»Das habe ich gesehen, Brynn. Lass mich selbst entscheiden, was ich kann und was ich nicht kann«, nuschelte Ryan. Er setzte sich auf und stützte einen Arm auf seinen Oberschenkel. Er sah Brynn an, und es gab ihr einen Stich, wie sehr er sich bemühte.
Ryan ging es wirklich schlecht.
»Du hast hohes Fieber. Wie fühlt sich dein Magen an?«
»Ganz okay. Aber mein Hals bringt mich um, und mir tut alles weh.«
Grippe? Hatte er vielleicht nur einen üblen Infekt? Die Symptome konnten tatsächlich auf
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