Vereist (German Edition)
einen Virus hindeuten. Womöglich hatte er wegen eines üblen Magen-Darm-Virus Blut gespuckt. Brynn hoffte es.
Ryan setzte sich ein wenig aufrechter hin und versuchte aufzustehen. Sofort plumpste er in den Sitz zurück. Brynn half ihm in eine bequemere Position. »Heute laufe ich nirgendwohin. Fragt mich morgen wieder.«
»Wo ist deine Waffe?«
Ryan zog seine Glock zwischen dem Sitz und der Wand hervor.
Alex sah Brynn an. »Kannst du damit umgehen?« Sie nickte. »Gib sie ihr. Du musst sie immer griffbereit haben, Brynn, und die Umgebung draußen im Auge behalten. Wir geben uns zu erkennen, bevor wir reinkommen. Erst schießen – dann fragen. Wir suchen Thomas.« Alex hielt ihren Blick fest, bis sie nickte. Dann verschwand er nach draußen.
Brynn starrte ihm mit enger Kehle und der eiskalten Waffe in den klammen Händen hinterher. Erst schießen? Brachte sie das fertig?
Beim Anblick der beiden Männer, die den Hang hinaufhasteten, musste Darrin grinsen. Ja. Sie hatten die Nachricht entdeckt.
Wie lang hatte Alex gebraucht, um sie zu verstehen?
Eine Sekunde? Zwei?
Er fühlte sich gut. Er hatte einen Punkt Vorsprung vor der anderen Mannschaft. Jetzt lag der Ball im gegnerischen Feld. Er wargespannt, wie die Antwort aussehen würde. Würden sie mit eingekniffenem Schwanz davonlaufen? Oder versuchen, ihn zur Strecke zu bringen?
Er erschauderte, doch sein Lächeln blieb.
Alex würde die Drohung gegen die Frau nicht einfach so hinnehmen. Dabei war es eigentlich gar keine Drohung. Darrin hatte nur eine Tatsache festgestellt, aber Alex würde das als Drohung betrachten. Die Krankenschwestern hatte Darrin sich immer sehr sorgfältig ausgesucht. Bei den Patienten, die er von ihren Leiden erlöst hatte, ging es um andere Dinge. Aber die Krankenschwestern mussten schön sein. Sie mussten viel Ausstrahlung haben, ein inneres Licht. Das Machtgefühl, das ihn überkam, wenn er diese Schönheit zerstörte, war unbeschreiblich. Selbst wenn sie sich gegen die Hände an ihrer Kehle wehrten, glühte dieses gewisse Etwas noch in ihren Augen.
Sobald er es bemerkte, wollte er es zermalmen, auslöschen und doch in sich aufsaugen.
Dieser Rausch …
Er atmete heftig aus.
Würden sie ihn suchen? Er betastete die Waffe in seiner Tasche. Sie fühlte sich fremd und sperrig an und lag nicht gut in seiner Hand. Wenn es sein musste, konnte er sie benutzen. Aber mit einer Pistole hatte er bislang nur zweimal im Leben geschossen und zweifelte an seiner Treffsicherheit. Vielleicht hätte er den Suchtrupp doch nicht provozieren sollen. Er fluchte leise. Hier draußen waren vier Männer, und vermutlich waren alle bewaffnet.
Plötzlich fand er die Idee mit der Nachricht an der Cockpitdecke nicht mehr ganz so schlau.
Warum hatte er Alex auf diese Weise angestachelt? Er hätte ihn weggehen lassen und ihm dann folgen sollen.
Darrin schloss die Augen. Er hatte sich einfach nicht beherrschen können. Es war so wie bei ihren Treffen, wenn er Kinton ein paar magere Informationskrümel hinwarf und der dann um mehr winselte. Er genoss die Macht, die er in diesen Momenten über Alex Kinton hatte. Er dachte an das Treffen, bei dem er angefangenhatte, über Olivia Short zu reden. Als er verhaftet worden war, hatte die Polizei noch keine Ahnung gehabt, wo sich ihre Leiche befand. Ein paar besonders scharfe Detectives hatten Darrin in die Mangel genommen, aber er hatte ihnen nicht verraten, wo sie war. Dieses Wissen hielt er zurück, damit Alex ihn besuchte. Er ließ durchblicken, er würde eventuell die Verstecke von drei weiteren Frauenleichen preisgeben, die die Polizei noch nicht gefunden hatte. Aber reden würde er nur mit Alex Kinton. Dass die drei Frauen tot waren, wusste die Polizei bereits.
Darrin lehnte sich seufzend an einen Baum.
Damals war Alex noch Marshal gewesen, und bei dem Treffen hatte er ausgesehen, als hätte er seit mindestens einer Woche nicht geschlafen. Zu Darrins Verblüffung hatte er eine Packung Zigaretten aus der Tasche gezogen und während des Gesprächs eine nach der anderen geraucht.
Anfangs hatte Alex nur mit der Zigarette zwischen den Fingern in dem kalten kleinen Raum gesessen und auf die Tischplatte gestarrt. Es war ein typisches Vernehmungszimmer gewesen, ein trostloses Kabuff. Keine Fenster, zusammengestückeltes Mobiliar und oben in der Ecke eine Überwachungskamera. Darrin hatte verlangt, dass die Kamera während ihrer Treffen ausgeschaltet blieb. Alex hatte zugestimmt. Ihr einziger Zeuge war der Cop, der
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