Vereist (German Edition)
…‹ Das sieht für mich unfertig aus. Was wollte er nach ›A-Man‹ schreiben?«
»A-Man, das bin ich.«
Jim riss die Augen von der blutigen Schrift an der Decke los und sah Alex ungläubig an. »Du?«
»So nennt er mich. ›A-Man‹.
A
steht für Alex.«
»Verdammt, ihr habt euch gegenseitig Spitznamen gegeben?« Jim klang, käme ihm gleich sein Mageninhalt hoch.
Alex warf ihm einen kühlen Blick zu. »Ich habe ihn immer nur einen Mörder genannt.«
»Hat er den Satz je erklärt oder vervollständigt?«
Alex las die Worte noch einmal, obwohl das völlig unnötig war. Er hatte sofort gewusst, was sie bedeuteten und an wen sie gerichtet waren. »So hat er seine Opfer bezeichnet. Zumindest die jüngeren. Die Krankenschwestern. Ihr Aussehen war ihm wichtig. Er war stolz auf seinen guten Geschmack.«
Jims Adamsapfel hüpfte. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, und Alex wunderte das nicht. Alex hatte das Gefühl, als hätte ihm jemand völlig unerwartet einen linken Haken versetzt. Oder mehrere.
»Er hat dich hier gesehen. Die Botschaft ist für dich, und es geht um Brynn. Aber woher weiß er, dass sie Krankenschwester ist? Wie kann er das wissen?«
Alex schüttelte den Kopf. »Er weiß es nicht. Er weiß nur, dass sie schön ist. Das reicht ihm.«
»Wir müssen hier weg«, zischte Jim zwischen den zusammengebissenen Zähnen hindurch. Aber Alex hörte die Panik in seiner Stimme.
Alex nickte. Er wusste nicht, ob Jim das Cockpit meinte oder den Wald, aber das war auch egal. Sie mussten los. Die Männer überprüften ihre Waffen und kletterten aus dem Cockpit. Aber Alex konnte nicht anders, er musste noch einen letzten Blick auf die Schrift an der Decke werfen.
Schönes Mädchen, A-Man.
Seine Hand krampfte sich fester um die Pistole.
V IERZEHN
Sie hatte Alex den ganzen Morgen noch nicht gesehen. Er und Jim hatten sich davongeschlichen, bevor alle anderen wach geworden waren. Als sie sich draußen nach den beiden Männern umgesehen hatte, hatte sie die Spuren entdeckt, die hinunter zum Cockpit führten. Dass die beiden noch einmal zusammen dorthin gegangen waren, überraschte sie nicht. Ein bisschen paranoid waren sie manchmal schon. Wie oft hatte sie Alex dabei ertappt, wie er die Umgebung mit den Augen absuchte? Und ihr war klar, dass er nicht die Bäume bewunderte. Oft wirkte er dabei wie gehetzt. Er mochte zwar hinter jemandem her sein, machte aber häufig den Eindruck, als würde er selbst gejagt.
Brynn legte die Hand auf Ryans Stirn und zuckte zurück. Ryan glühte. Wenn er aufwachte, würde sie ihm Ibuprofen geben und hoffen, dass er es bei sich behielt. Stark fiebersenkend war das Mittel zwar nicht, aber etwas anderes hatte sie nicht zur Hand. Hoffentlich hatte sein Magen sich etwas beruhigt. Sie hatte ihn am vergangenen Abend beobachtet und gesehen, wie er nur lustlos an dem Energieriegel geknabbert hatte.
Als sie wieder ins Flugzeug zurückgekommen war, war Thomas wach gewesen. Er hatte ihr zugenickt und war dann nach draußen verschwunden – zu Brynns Verwunderung dicht gefolgt von Kiana. Normalerweise hielt die Hündin Abstand von Thomas. Brynn warf einen Blick auf die Uhr. Die beiden waren seit fünf Minuten weg.
Sie seufzte.
Sie mussten heute unbedingt zurückmarschieren. Brynn wünschte, sie wüssten genauer, wie weit sie von der Eisenbahnbrücke entfernt waren. Ob Ryan wirklich laufen konnte, war noch nicht klar, und im Gegensatz zu den Zelten war das Flugzeug sehr bequem.
Zum Zelt
, verbesserte sie sich. Falls sie noch eine Nacht in den Bergen verbringen mussten, würden sich fünf Leute und ein Hund in einem Zelt drängen. Kein verlockender Gedanke.
Vielleicht sollten ein paar von ihnen lieber hierbleiben.
Sie biss sich auf die Unterlippe. Jim würde das Team nur sehr ungern aufteilen. Aber jetzt, wo es Ryan so schlecht ging, hatte er vielleicht keine andere Wahl. Sie würde bei Ryan bleiben, mit ihm auf einen Hubschrauber warten oder darauf, dass das Wetter besser wurde und er den Rückweg in Angriff nehmen konnte. Wenn Jim und Thomas allein loszogen, konnten sie ziemlich schnell im Basislager sein und Collins genau erklären, wo das Wrack lag. Und Alex …
Sie wusste nicht, wo sie ihn lieber haben wollte. Vermutlich war er fit genug, um mit Thomas und Jim Schritt zu halten. Aber es wäre gut, jemanden hier zu haben, falls sie mit Ryan Hilfe brauchte. Außerdem war Alex bewaffnet. Sie erschauderte. Seit Alex den Namen Besand erwähnt hatte, fühlte sie sich nicht mehr
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