Verfehlung: Thriller (German Edition)
»Sämtliche Überwachungsaufnahmen sind heutzutage digital, und das meiste davon ist auf gesicherten Extranet-Sites zugänglich.«
»Was soll das heißen?«, fragte Logan verstimmt.
»Du hast doch gesehen, was Bruce vorhin getan hat, oder? Er kann sich zu allem Zugang verschaffen, was im Netz kursiert – einschließlich der Videoaufzeichnungen der Bar und der Kameras im Stadtzentrum.«
»Sie können doch nicht einfach in ein polizeiliches Überwachungssystem eindringen und Dateien löschen«, sagte Irvine.
»Doch, das können wir. Und wir können es auch so aussehen lassen, als läge der Fehler bei Ihnen. Es ist ganz einfach.«
»Aber das ist illegal.«
»Natürlich ist es das. Und? Das Leben eines kleinen
Mädchens – Logans Tochter – könnte davon abhängen, dass es uns gelingt, uns Ihre Kollegen vom Hals zu halten, und ich bin bereit, dafür absolut alles zu tun, was nötig ist. Haben Sie ein Problem damit, Detective?«
Rebecca Irvine wusste, dass das Mädchen unter Umständen nie – oder zumindest nicht lebend – gefunden werden würde, wenn sie jetzt streng nach Vorschrift handelte und Liam Moore hinzuzog. Falls sie sich allerdings darauf einließ, was Cahill von ihr verlangte, wäre es möglich, dass sie selbst hinter Gittern landete.
»Hier sind gestandene Männer und Frauen gefragt«, drängte Cahill sie. »Sie müssen schon über Ihren eigenen Schatten springen, Detective.«
Logan legte die Hand auf ihre Rückenlehne.
»Es geht um meine Tochter«, sagte er. »Sie wird von irgendwelchen Verbrechern festgehalten, eben den Leuten, die bereits ihre Mutter ermordet haben. Und ich weiß, dass einer von ihnen gestern in der Absicht in die Bar gekommen ist, auch mich zu töten. Alex ist meine einzige Chance, Ellie zurückzubekommen, und das ist Ihnen wie auch uns bewusst. Lassen Sie uns das durchziehen. Helfen Sie uns dabei.«
»Na schön«, sagte sie. »Was kann ich tun?«
»Zunächst«, sagte Cahill, »müssen wir uns die Aufzeichnungen besorgen. Wenn Sie meinem Hacker ein paar Zugangsdetails verraten, wird uns das helfen, das Problem schneller zu lösen.«
»Was für Zugangsdetails?«
»Na ja, was schon? Alles, was wir brauchen, um uns da einzuklinken. Passwörter und so.«
»Um Himmels willen!« Erst jetzt ging ihr auf, worauf sie sich da eingelassen hatte.
»Koste es, was es wolle«, betonte Cahill noch einmal.
»Ich hab ja schon verstanden«, lenkte sie ein. Die beiden hatten sie überzeugt. »Holen Sie ihn ans Telefon, und ich sage ihm, was ich kann.«
»Kommen Sie mit ins Haus, und lassen Sie uns von dort telefonieren«, sagte Cahill und wollte aus dem Wagen steigen.
»Aber ich möchte weder seinen Namen erfahren noch wo er sich aufhält oder sonst was«, sagte sie. »Je weniger ich weiß, desto besser ist es für uns alle.«
»Sie tun das Richtige«, versicherte ihr Cahill.
Sie warf einen Blick auf Logan. Er nickte und öffnete die Tür.
Rebecca schauderte. Sie war sich nicht sicher, ob die Gänsehaut von der Kälte herrührte oder von der Furcht vor dem, was nun vor ihr lag.
15
08:58 Uhr
Nach einem kurzen, leicht surreal anmutenden Telefongespräch mit Bruce fasste Cahill für Rebecca Irvine kurz zusammen, was geplant war und wie sie das Treffen mit den Unbekannten an diesem Morgen nutzen wollten, um herauszufinden, wo Ellie versteckt gehalten wurde. Anschließend setzte er ihr in knappen Worten auseinander, wie sie planten, Ellies Wiederauftauchen zu erklären.
»Könnten Sie noch einmal zu dem Haus von Penny fahren und Ellie ein paar Sachen zum Anziehen holen?«
»Ich denke, das sollte kein Problem sein. Ich bin schon wiederholt dort gewesen und eine der leitenden Beamtinnen in dem Fall, also wird sich niemand etwas dabei denken, wenn ich noch einmal dort auftauche.«
»Haben Sie ... « Logan rang um die passenden Worte, um seine Frage zu formulieren. »Haben Sie irgendein Gefühl dafür gewonnen, wie sie ist?«
»Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich wie alle anderen Mädchen«, antwortete sie nach kurzem Zögern. »Sie hat ihren eigenen Stil, was Kleidung betrifft. So viel habe ich mitbekommen. Hat was von einem kleinen Wildfang und scheint sich damit wohlzufühlen.«
Logan lächelte. Cahill hatte recht mit seiner Meinung über DC Irvine. Sie schien sich persönlich in dem Fall zu engagieren und konnte ihnen letzten Endes bestimmt von Nutzen sein.
»Logan ist kein Profi wie Sie«, sagte Rebecca zu Cahill, um das Thema zu wechseln. »Sie können ihn nicht ganz
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