Verfehlung: Thriller (German Edition)
glitt.
»Wir sind okay«, teilte Hardy denjenigen mit, die ihnen folgten und es hören wollten.
Ein kurzes Stück ging es geradeaus – bis zur nächsten, etwas flacher verlaufenden Kurve nach rechts, die sie allerdings ohne Probleme meisterten, um dann gleich wieder einer Steigung ins Auge blicken zu müssen, die in drei Teilabschnitten steil bergauf führte.
»Das schaffen wir nie im Leben«, sagte Washington mit einem Seitenblick auf Hardy und trat das Gaspedal durch.
Nachdem die Reifen eine Sekunde durchgedreht hatten, fassten sie plötzlich doch und katapultierten den Wagen auf die erste Ebene. Washington wiederholte sein Fahrmanöver, und sie erreichten das zweite Plateau. Dann beugte er sich dicht über das Lenkrad, als könne er sein in die Jahre gekommenes Gefährt damit dazu bewegen, auch das letzte Stück in ähnlich souveräner Manier zu bewältigen.
Hardy lehnte sich in seinem Sitz zurück, während er sich mit einer Hand am Polster festhielt und sich mit der anderen am Armaturenbrett abstützte. Wenn wir das jetzt nicht schaffen, können wir das Mädchen vergessen, dachte er.
Auf halbem Weg die Schräge hinauf drehten die Vorderräder wieder durch, und der Wagen schlitterte von einer Seite zur anderen, während die Reifen sich vergeblich um Halt auf der Mischung aus Schotter und Graupel bemühten.
»Komm schon, du alte Karre!«, schrie Hardy und schlug mit der flachen Hand auf den Deckel des Handschuhfachs.
Washington sah, dass es bis zum entscheidenden Punkt nur noch wenige Meter waren, merkte aber gleichzeitig, dass das Profil der Vorderräder nicht mehr mitmachte und der Wagen rapide an Schwung verlor. Auf der linken Seite des Fahrweges entdeckte er eine durch überhängende Bäume geschützte Ausweichbucht, auf der noch kein Schnee lag. Er steuerte sie an, gab Gas und hoffte das Beste. Unter
Aufbietung seiner letzten Kräfte machte der Kombi noch einmal einen Satz nach vorn, seine Vorderräder krallten sich in den nackten Kiesboden und zogen den Wagen das kurze Stück zur Kuppe hinauf und darüber hinweg.
Hardy sah Washington an, dann brachen beide in Gelächter aus, und Washington versetzte dem Lenkrad einen anerkennenden Knuff.
»Was zum Teufel ist denn bei euch los?«, ertönte Cahills entrüstete Stimme plötzlich aus dem Handy.
»Tut uns leid, Boss«, antwortete Washington, »aber die Piste hier hat’s echt in sich. Achtet auf einen scharfen Linksknick ungefähr sechs Meilen nach Verlassen der Hauptstraße. Bald danach kommt eine Steigung, die wir in drei Anläufen nehmen mussten. Mit eurem Wagen müsstet ihr es eigentlich ganz gut packen, aber seid trotzdem darauf vorbereitet.«
»Verstanden«, sagte Cahill. »Habt ihr noch Blickkontakt zum Objekt?«
»Oh ... eher nicht, Boss«, sagte Hardy. »Aber es gibt hier keine Abzweigungen, also fahren wir einfach immer geradeaus weiter.«
»Seid vorsichtig, hört ihr?«
»Verstanden.«
20
12:15 Uhr
Nachdem sie den Park verlassen hatte, war Rebecca Irvine zu sich nach Hause gefahren, um sich ihrer durchnässten Kleidung zu entledigen und sich frisch zu machen, bevor sie zur May Terrace fuhr. Sie war froh, allein zu sein, und rief Liam Moore an, um ihm zu sagen, dass sie Logan die ganze Nacht über nicht angetroffen hatte und sich den Tag freinehmen würde, um den versäumten Schlaf nachzuholen. Er war einverstanden, wirkte aber ansonsten recht wortkarg und war derjenige, der das Gespräch beendete.
Es behagte ihr ganz und gar nicht, ihren Vorgesetzten anzulügen, doch sie hatte ihre Entscheidung getroffen und musste sich nun bis zum bitteren Ende daran halten – egal, was für Konsequenzen das auch immer nach sich ziehen würde.
Nach einer schnellen Dusche tat sie ihr Bestes, um die Abgespanntheit in ihrem Gesicht mit ein wenig Make-up zu übertünchen. Sie hatte eine Ewigkeit nicht geschlafen – wie lange genau, konnte sie schon gar nicht mehr sagen –, und es gelang ihr nur, sich so weit herzurichten, dass sie aussah, als hätte sie eine lange Nacht in der Stadt hinter sich.
»Na klasse«, sagte sie laut zu sich selbst.
Das Haus in der May Terrace wurde noch immer rund um die Uhr überwacht, also brauchte sie nicht erst ins Büro zu fahren und sich die Schlüssel aushändigen zu lassen. Dieser Schritt hätte sie ohnehin in reichlichen Erklärungsnotstand gebracht.
Vor der Tür stand der schon bekannte uniformierte Beamte, der sie ohne Fragen zu stellen einließ. Kurz darauf befand sie sich erneut in Ellies
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