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Verfehlung: Thriller (German Edition)

Verfehlung: Thriller (German Edition)

Titel: Verfehlung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GJ Moffat
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Rumrennerei uns was gebracht hat. Stellen Sie außerdem fest, ob das Mädchen hier geboren ist, und besorgen Sie nach Möglichkeit eine Kopie der Geburtsurkunde. Vielleicht wird Finch ja doch als Vater genannt.«
    Er erhob sich und streckte seinen massigen Oberkörper, wobei die knackenden Gelenke laut wie Schüsse in dem stillen Raum hallten.
    »Wenn Sie meine Meinung hören wollen«, wandte Rebecca ein, »so habe ich heute nicht den Eindruck gewonnen, dass Finch zu so etwas wie dem, was sich in dem Haus abgespielt hat, fähig ist. Dazu wirkte er auf mich zu aufrichtig.«
    »Wenn Sie das sagen. Ich habe für morgen Vormittag eine Pressekonferenz angesetzt, damit wir die Mittagsnachrichten noch mitnehmen. Ich werde dabei auch Fotos von der Tochter zeigen. Bestellen Sie Finch für morgen früh her, dann werden wir ihm das Bild mit dem Mädchen vorlegen, bevor es an die Öffentlichkeit gelangt, und sehen, wie er reagiert. Mal schauen, ob wir ihn ohne den Amerikaner aus der Reserve locken können.«
    »Okay, aber wie stellen Sie sich den Ablauf vor? Ich gehe davon aus, dass Sie die Befragung übernehmen, Sir.«
    »Da haben Sie recht. Wir haben noch nicht zusammengearbeitet, Becky, also müssen Sie sich darauf vorbereiten, dass ich Menschen ganz schön heftig zusetzen kann, wenn ich es will. Aber das ist nur eine Art Schauspiel, verstehen Sie? Auch wenn ich einen noch so Furcht einflößenden Eindruck mache, habe ich mich doch im Griff. Lassen Sie es also einfach auf sich zukommen.«
    Sie bemühte sich, nicht eingeschüchtert zu wirken.
    »Wissen wir eigentlich inzwischen, wer das ist?«, fragte Moore. »Dieser Amerikaner, meine ich.«
    »Nein, Sir.«
    »Na gut. Sie sehen jetzt zu, dass Sie nach Hause kommen, und ich treffe Sie hier morgen früh pünktlich um acht wieder. Bis dahin sollten auch schon die ersten Laborergebnisse und der Bericht der Gerichtsmedizin vorliegen. Arbeiten Sie so, wie man es Ihnen beigebracht hat, Becky. Das tun wir alle.«
    Einen nach dem anderen ließ er seine Fingerknöchel knacken, was ihr einen Schauder über den Rücken jagte. Mein Gott, wie sie so ein Gehabe hasste. Bevor Moore ging, hatte er noch eine Frage an sie.
    »Haben Sie Kinder, Becky?«
    »Jawohl, Sir. Eins. Einen Jungen.«
    »Ich habe zwei. Beide sind schon erwachsen und haben selbst Kinder. Halten Sie mich nicht für jemanden, dem alles egal ist. Jeder hat seine eigene Methode, um mit solchen Fällen fertigzuwerden. Verstanden?«
    »Jawohl, Sir.«
     
    Auf der Heimfahrt ließ Rebecca Irvine der Gedanke nicht los, dass Finch der Vater des Mädchens sein könnte. Sie hatte eines der Bilder von Ellie mitgenommen und sich ein
Porträtfoto von Finch von der Website seiner An waltsfirma ausgedruckt. Beide lagen nun auf dem Beifahrersitz, und sie warf einen Blick darauf, sooft sie an einer roten Ampel oder einer Kreuzung halten musste.
    Sie war schon fast zu Hause, als sie sich entschloss, noch einmal zu dem Haus an der May Terrace zurückzufahren. Unter Umständen würde sie dort eine Antwort auf eine ihrer Fragen finden, etwas, das die Gerichtsmediziner vielleicht nicht für bedeutungsvoll genug erachtet hatten, um es einzutüten.
    Als sie vor dem Haus hielt, sah sie den an der Tür postierten uniformierten Beamten schon auf sich zukommen, um sie abzuwimmeln. Sie stieg aus und hielt dem jungen Polizisten am Zaun ihren Dienstausweis unter die Nase. Er öffnete ihr das Gartentor, bat sie aber zu warten, bis er die Haustür entriegelt hatte.
    Sie ließ ihn draußen stehen und betrat allein den Flur. Es roch noch immer stark nach Blut. Rasch schaltete sie die Deckenbeleuchtung ein, denn ihrer Erfahrung nach wirkte im Dunkeln immer alles viel bedrohlicher. Trotzdem verschwand das mulmige Gefühl nicht.
    In der Überzeugung, dass der beste Ort für eine Spurensuche das Zimmer des Mädchens war, ging sie die Treppe hinauf und stieß die halb offene Tür auf. Die Leute von der Spurensicherung hatten alles weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand belassen; die Bettdecke lag noch immer auf dem Boden, aber sie hatten das Laken mitgenommen, um die Blutflecken darauf zu analysieren. An der Wand hinter dem Bett klebte weiteres Blut.
    Unter dem Fenster stand ein – offenbar, um mit der hellen Eierschalenfarbe der Wände zu harmonieren – notdürftig schmutzigweiß gestrichenes Schminktischchen. Sie fand
dies ein ziemlich übertriebenes Möbel für eine Elfjährige, aber wahrscheinlich waren die Vorstellungen der Mutter von der Einrichtung

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