Verfehlung: Thriller (German Edition)
Bedeutung war.
Das Schloss in der schweren Tür klickte, und sie schwang nach innen auf. Es war Irvine.
»Also«, sagte Logan, »wie lange wird es dauern, bis wir das Ergebnis bekommen und es genau wissen?«
Nachdem sie ausführlicher die Geschichte seiner Beziehung zu Penny durchgegangen waren, hatte er sich freiwillig bereit erklärt, sich Blut für eine DNA-Probe zur Feststellung seiner Vaterschaft abnehmen zu lassen. Das Ergebnis sollte dann mit der DNA vom Blut des Mädchens verglichen werden, das man am Tatort sichergestellt hatte. Logan brachte es noch immer nicht über sich, seine Tochter bei ihrem Namen zu nennen, auch wenn er an nichts anderes dachte als an sie.
»Für gewöhnlich dauert das ein paar Tage«, sagte Irvine.
»Kann man das in Situationen wie dieser nicht beschleunigen?«
Sie seufzte und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. »Ich weiß, dass das hart für Sie sein muss«, sagte sie, »aber wir sind hier, um Ihnen zu helfen.«
»Ich bin mir nicht so sicher, ob Ihr Boss die gleiche Absicht hat.«
»Er hat getan, was er für richtig hielt, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.«
»Aber Sie finden, dass er zu weit gegangen ist?«
Sie überlegte einen Augenblick. »Jeder macht seine Arbeit auf seine Weise«, sagte sie schließlich.
»Sehr diplomatisch ausgedrückt, Detective.«
Irvine lächelte, und Logan war mit einem Mal wohler zumute.
Er hatte Irvine und Moore in verkürzter Form über die Ereignisse seit Montagmorgen ins Bild gesetzt. Ausgelassen hatte er dabei nur die Kerle im Foyer seines Apartmenthauses und seine Vermutung, dass deren Besuch etwas mit einem der Geschäfte von Kennedy Boyd zu tun gehabt haben könnte. Er merkte, dass die Beamtin nicht ganz von seiner Aufrichtigkeit überzeugt war.
»Müsste ich nicht im Team vernommen werden?«, erkundigte sich Logan. »Ich dachte, Sie dürfen gar nicht mit mir allein reden.«
»Sie gelten nicht als Verdächtiger, Logan. Sie unterstützen uns lediglich bei unseren Ermittlungen – und Sie unterstützen uns doch, so gut Sie können, nicht wahr?«
Ihm fiel auf, dass sie dazu übergegangen war, ihn mit seinem Vornamen anzureden. Sie selbst schien es noch gar nicht gemerkt zu haben.
»Das tue ich«, bestätigte er und hielt ihrem Blick stand.
»Also gut. Ich denke, Sie können nun in Ihr Büro zurückkehren. Wir melden uns bei Ihnen, sobald uns die Testergebnisse vorliegen.«
Sie begleitete ihn bis zum Eingang des Gebäudes und auch noch auf die Straße hinaus. Hier streckte sie ihm die Hand entgegen, die er schüttelte. Doch sie beließ es nicht bei einem kurzen Handschlag, sondern redete mit gesenkter Stimme auf ihn ein.
»Ich weiß, dass Sie nicht ganz ehrlich zu mir sind. Es gibt im Moment nichts, was ich dagegen unternehmen könnte, aber ich möchte Ihnen wirklich helfen. Wir haben beide das gleiche Ziel, nämlich Ellie Grant lebend zu finden.«
Logan schwieg.
»Es ist nicht Ihre Aufgabe, jetzt auf eigene Faust herumzurennen und nach ihr zu suchen.«
Er nickte, weil ihm keine vernünftige Antwort einfiel.
»Lassen Sie mich einfach meine Arbeit machen. Ich weiß, dass Sie sich dabei unwohl fühlen und es frustrierend für Sie sein muss, gerade weil Sie es gewohnt sind, die Dinge im Griff zu haben. Aber das hier ist nichts für Sie. Falls es irgendetwas gibt, was Sie mir noch sagen wollen, melden Sie sich einfach, einverstanden?«
Logan entwand seine Hand der ihren und ließ sie in der Hosentasche verschwinden. In diesem Augenblick hätte er ihr beinahe alles erzählt – von den Fotos und den Einschüchterungsversuchen und von Crawfords Geschäften. Alles. Er konnte es sich nicht erklären, warum er es nicht tat. Möglicherweise empfand er nach all den Jahren eine Verantwortung diesem Mädchen und Penny gegenüber, die sein rationales Denken außer Kraft setzte. Möglicherweise war es das in jedem Mann angelegte Machodenken, das in diesem Moment die Oberhand gewann und ihn vor dem Kummer und dem Entsetzen beschützte, die von ihm Besitz zu ergreifen drohten.
Oder es hatte etwas mit Irvine zu tun. Er kannte sie erst kurz, aber er hatte das Gefühl, dass er zu ihr eine Beziehung aufbauen, dass er ihr vertrauen konnte – nur vielleicht noch nicht sofort. Immerhin war sie Kriminalbeamtin, und es könnte gefährlich sein, sich ihr anzuvertrauen, bevor er sie richtig einschätzen konnte.
Irvine musterte eindringlich sein Gesicht; gewiss entgingen ihr nicht all die widersprüchlichen Emotionen, die sich in seinen Augen
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