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Verfehlung: Thriller (German Edition)

Verfehlung: Thriller (German Edition)

Titel: Verfehlung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GJ Moffat
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offenbarten. Schließlich griff sie in ihre Jackentasche und zog eine Visitenkarte und einen Kugelschreiber hervor, mit dem sie etwas auf die Rückseite der Karte kritzelte.
    »Ich gebe Ihnen meine Mobil- und meine Privatnummer. Ich möchte, dass Sie mich anrufen, falls Ihnen etwas einfällt, was uns weiterhelfen könnte, okay? Auch wenn es sich um etwas handelt, was sich schon früher zugetragen hat und von dem Sie jetzt erst begreifen, dass es von Bedeutung sein könnte.«
    Er merkte sehr wohl, dass sie ihm Brücken baute, und war wieder versucht, ihr alles zu erzählen.
    »Danke«, sagte er, nahm die Karte entgegen und umschloss sie mit den Fingern. »Das werde ich.«
    Ihre Gesichtsmuskeln spannten sich an und erschlafften dann wieder vor Enttäuschung, als er nicht auf ihr Angebot einging. Sie entschied sich, noch einen letzten Trumpf auszuspielen.
    »Wissen Sie, ich habe einen Sohn. Eigentlich ist er noch fast ein Baby, aber er ist mein Ein und Alles. So ist es, wenn man Kinder hat. Vom allerersten Moment an, wenn sie schreiend und scheißend auf die Welt kommen, lassen sie einen nicht mehr los, die kleinen Würmer. Sie sind so verletzlich, bis sie gesäubert und eingewickelt sind und einem schließlich in den Arm gelegt werden. Dann merken sie sofort, dass sie dort gut aufgehoben sind, dass man immer für sie da sein wird, meine ich. Ich weiß also, was Sie im Moment gerade empfinden.«
    Logan hatte noch nie unmittelbar mit polizeilichen Ermittlungen zu tun gehabt, aber er spürte, dass Irvine nicht so mit ihm sprach, wie sie es normalerweise mit irgendjemandem, der in einen Mordfall verwickelt war, tun würde.
    »Woher wollen Sie das wissen?«, fragte er. »Ich weiß doch selbst nicht, was ich empfinde. Ich sehe das kleine Mädchen auf dem Bild und auch, dass sie meine Augen und Pennys Mund hat, und ...«
    Er unterbrach sich und sog tief die kalte Winterluft ein.
    »Ich sehe das alles«, fuhr er fort. »Wirklich. Aber ich könnte Ihnen nicht sagen, was ich dabei empfinde – für sie. Ich hatte ja noch keine Möglichkeit, irgendeine Beziehung zu ihr zu entwickeln. Dieser Chance hat Penny mich beraubt. Sie war diejenige, die entschieden hat, dass ich nie erfahren sollte, dass ich eine Tochter habe. Mein Bruder hat vier Kinder, und ich liebe jedes einzelne von ihnen. Ich habe miterlebt,
wie sie von Kleinkindern langsam zu voll entwickelten Menschen wurden. Wie können Sie von mir erwarten, dass ich ein elfjähriges Mädchen, dem ich noch nie zuvor begegnet bin, ansehe und sofort weiß, was ich empfinden soll, wenn man mir sagt, dass das Mädchen meine eigene Tochter ist? Was sollte Ihrer Meinung nach in mir vorgehen?«
    Sie streckte den Arm aus und berührte eine Sekunde lang mit ihrer Hand die seine, bevor sie sie wieder zurückzog. Einen Moment lang standen sie verlegen einander gegenüber und wussten nicht, wie sie die Unterhaltung beenden sollten.
    »Sie haben recht«, sagte Irvine schließlich. »Das kann Ihnen niemand sagen. Sie müssen es selbst für sich herausfinden. Aber Sie sollten es wenigstens versuchen, und die Chance dazu haben Sie nur dann, wenn Sie uns alles erzählen, was Sie wissen. Dann können wir Ihre Tochter für Sie finden. Und nur so werden Sie je die Gelegenheit bekommen, Ihre Gefühle zu begreifen, Logan.«
    »Ich rufe Sie an, wenn mir etwas einfällt«, sagte er und trat einen Schritt beiseite.
    »Logan.« Es klang wie eine inständige Bitte.
    Er trat vom Bordstein hinunter und überquerte die Straße, lief den Anstieg hinauf und seinem Büro entgegen. Irvine schaute ihm einen Augenblick lang nach und ging dann ihrerseits zurück in ihr Dienstgebäude.
    Sie war fest entschlossen, ihm zu helfen, auch wenn er sich selbst nicht helfen wollte.
     
    Sie fand Moore in seinem Büro. Er ging einen Stapel mit Akten durch, die sich auf seinem Schreibtisch häuften, hielt aber augenblicklich inne, als sie den Raum betrat und die Tür hinter sich schloss.
    »Was geht Ihnen durch den Kopf, Becky?«
    »Finch, Sir. Ich glaube, er braucht unsere Hilfe.«
    Moore lehnte sich in seinem Sessel zurück und verschränkte mal wieder die Arme vor der Brust.
    »Soso. Und in welcher Hinsicht könnte er unsere Hilfe benötigen?«
    Schon bereute sie, überhaupt davon angefangen zu haben. Seiner Körpersprache nach zu urteilen, hatte er für heute genug von Logan Finch.
    »Nun, ich meine, dass mehr in ihm vorgeht, als er uns sagen will. Ich denke, er enthält uns Informationen vor.«
    »Daran habe ich absolut

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