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Verfehlung: Thriller (German Edition)

Verfehlung: Thriller (German Edition)

Titel: Verfehlung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GJ Moffat
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dieser Zeit vor seiner Wohnung postierte, müsste sie ihn bei seiner Heimkehr problemlos abpassen. Dann würde man weitersehen.
    Ihr eigenes Haus war um diese Tageszeit leer und verlassen. Tom war bei seiner Arbeit und ihr Kleiner bis sechs im Kinderhort. Schnurstracks ging sie ins Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank, wobei sie überlegte, was eine modebewusste Überwachungsbeamtin wohl in dieser Saison tragen würde. In Anbetracht des Glasgower Winters entschied sie sich für eine praktische Kombination aus Jeans, Sweatshirt und Fleeceweste unter einer Berghaus -Skijacke – nicht, dass sie Skifahren konnte –, dazu Mütze, Schal und Handschuhe. Sie würde eine ganze Weile im Auto hocken müssen und wollte nicht die gesamte Zeit über den Motor laufen lassen, also musste sie auf Kälte vorbereitet sein.
    Der Kühlschrank war nicht sonderlich voll, also beschloss sie, sich auf dem Weg zu Logans Wohnung an der Tankstelle ein paar Softdrinks und Snacks zu kaufen. Zunächst jedoch stellte sie sich rasch unter die Dusche, um sich zu erfrischen, und schüttete danach eine Tasse mit heißem
Kaffee in sich hinein – viel zu hastig, sodass er ihr bis in den Magen brannte. Derart für den vor ihr liegenden Abend gestärkt ging sie zurück zu ihrem Wagen, nachdem sie Tom eine kurze Nachricht auf dem Küchentisch hinterlassen hatte. Er würde schwer genervt sein – mehr als sonst –, und sie wollte keine Zeit mit langen Erklärungen verschwenden. Allerdings malte sie unten auf den Zettel noch einen Kussmund – und kam sich dabei wie eine Schwindlerin vor.
     
    Auf der Fahrt zur Tankstelle spielte sie wieder die CD ihres früheren Freundes und dachte darüber nach, ob sie und Tom sich nicht doch einmal zusammensetzen und in aller Ruhe miteinander reden sollten. In letzter Zeit war sie mehr oder weniger zu der Überzeugung gelangt, dass es mit ihrer Ehe rapide bergab ging und selbst der stärkste Superkleber sie nicht mehr kitten könnte.
    »Aber erst, wenn wir Ellie Grant wohlbehalten gefunden haben«, sagte sie laut zu sich selbst. An die Möglichkeit, das Kind könnte bereits tot sein, mochte sie gar nicht denken.
    Mit einem Mal erinnerte sie sich daran, wie sie früher an diesem Nachmittag die Hand nach Logan ausgestreckt hatte, und sie fragte sich, was sie dazu bewogen hatte. Sie verbuchte es als eine aus Anteilnahme ihm und Ellie Grant gegenüber entsprungene Geste, obwohl sie die Erklärung selbst wenig einleuchtend fand.
     
    Sie betankte den Wagen, ging in den Tankstellenshop und suchte die Regale nach Naschereien ab, die wenigstens eine Spur von Nährwert enthielten. Nach einigen Minuten der Qual der Wahl entschied sie sich für eine Packung Snickers — Erdnüsse enthielten schließlich Protein –, einen
Müslischokoriegel – »Müsli« war immerhin ein Synonym für »gesund« –, einen Beutel Monster Munch mit Zwiebelaroma – enthielt Getreide, und Getreide war immer gut – und eine große Flasche Lucozade. Himmel, dachte sie – die nächsten Tage werde ich im Zuckerschock dahinvegetieren.
    Froh darüber, dass es noch zu früh am Nachmittag für den Feierabendverkehr war, bog sie in Richtung Osten auf den Clydeside Expressway. Zehn Minuten später nahm sie die Ausfahrt ins Stadtzentrum und erreichte bald die Bothwell Street, wo Logans Apartment auf dem Dach des Pinnacle Building thronte.
    Sie hatte geplant, ganz diskret auf dem Parkplatz des Holiday Inn City West im Wagen zu warten, aber leider vergessen, dass das Hotel gerade abgerissen wurde. Also musste sie sich mit einer Parklücke vor der Baustelle begnügen und den Ticketautomaten mit so viel Kleingeld füttern, wie er zu schlucken bereit war. Unter keinen Umständen wollte sie sich einer Politesse gegenüber als Polizeibeamtin ausweisen müssen – die beste Methode, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wenn einem doch eigentlich daran gelegen war, möglichst nicht aufzufallen.
    Sie ließ den Motor noch einige Minuten lang laufen, damit das Wageninnere sich noch weiter aufheizte, zog dann den Zündschlüssel und bereitete sich auf einen langen Abend vor. Immerhin hatte sie ihre Lieblings-CD dabei, mit der sie sich trösten konnte.
    Nach dem zweiten Stück, ihrem persönlichen Favoriten, meldete sich ihr Mobiltelefon. Ein Blick auf das Display verriet ihr, dass der Anruf aus der Pitt Street kam.
    »Irvine«, meldete sie sich und schaltete den CD-Player aus.
    »Wollte nur mal sehen, wie es bei Ihnen so läuft.« Moores
gewaltige Stimme dröhnte

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