Verfehlung: Thriller (German Edition)
Souterrain.«
Logan kannte das Lokal. Manchmal lud er Mandanten – und solche, die es werden wollten – dorthin ein, um sie zu beeindrucken.
»Ich komme also hin, und sie haben tatsächlich eine verschwiegene Ecke reserviert. Wir essen sehr gut, der Kaffee kommt, und dann wird die Tür geschlossen und verriegelt. Ich hatte ein paar Gläser Wein intus, also habe ich mir nichts Böses dabei gedacht. Aber dann setzt sich der Kaufinteressent, der Kerl, dem du heute früh begegnet bist, plötzlich neben mich.«
»Der Tennisprofi?«
»Was?«
»Drake«, erklärte Logan. »Er wirkte auf mich wie ein Tennisspieler.«
»Stimmt, könnte man glatt denken. Er legt also einen Umschlag vor mich hin, lehnt sich zurück und schweigt. Ich bin neugierig und immer für ein Spielchen zu haben, also reiße ich das Kuvert auf.«
Crawford machte eine Pause, um tief Luft zu holen.
»Es sind ein paar Fotos darin. Mädchen auf einem Schulhof – meine Töchter. Und ein Bild von Rachel, aufgenommen durch unser Schlafzimmerfenster, auf dem sie sich gerade auszieht. Lauter solche Sachen. Ich springe vom Tisch auf, werfe dabei meinen Stuhl um und kippe Rotwein über das weiße Tischtuch. Wie ein Blitz schießt auch dieser Kerl Drake hoch. Er war so schnell, Logan ... « Crawford schüttelte den Kopf, als würde er es selbst nicht glauben können. »Er packt mich beim Kragen und drückt mich wieder auf meinen Stuhl zurück. Sein Abschaum von einem Anwalt sitzt uns die ganze Zeit gegenüber und grinst blöd daher, als hätte er den
Zirkus schon x-mal gesehen und fände ihn immer wieder verdammt lustig. Dann beugt sich dieser Drake über mich und sagt, dass er eine Menge Geld verliert, wenn ich seinen Deal nicht durchziehe. Und dass er das nicht hinnehmen wird. Ich soll schön brav mitspielen und seinen kleinen Geldwäscher geben, oder er bringt meine Familie um.«
»Warum hast du mich über die ganzen Hintergründe im Unklaren gelassen, Bob?«
»Ich konnte dir ja wohl schlecht davon erzählen, oder? Ich habe gehofft, dass es einfach vorbeigeht. Ich weiß, dass sich das saudumm anhört, aber kannst du nicht den Druck verstehen, unter dem ich stand?«
Logan fiel etwas ein, was Crawford vorhin gesagt hatte. So schnell wollte er ihn nicht vom Haken lassen.
»Du hast gesagt, es wäre nicht wegen des Geldes.«
Crawford wurde kreidebleich.
»Von welchem Geld hast du da geredet?«
Crawford sah ihn über den Schreibtisch hinweg ausdruckslos an. Logan baute sich vor ihm auf.
»Was ist das für ein Scheißgeld, Bob?«
»Es war wie Zuckerbrot und Peitsche, Logan. Was sollte ich denn tun? Entweder würden sie den Mädchen und Rachel etwas antun, oder ich brächte ihr Geschäft zum Abschluss und bekäme dafür einen braunen Umschlag zugesteckt.«
»Mit wie viel darin?«
Crawford mied seinen Blick. »Was für eine Rolle spielt das schon«, seufzte er. »Jetzt seien wir doch mal ehrlich, Logan! Was zum Kuckuck spielt das für eine Rolle?«
Unvermittelt war seine Stimme laut geworden. Aber er hat kein Recht, sich hier als das Opfer aufzuspielen, dachte Logan. Jetzt nicht mehr.
»Es spielt durchaus eine Rolle, weil Blut an dem Geld klebt!«, schrie er ihn an und spürte, wie sein eigenes Blut ihm in den Schläfen pochte. »Pennys Blut und vielleicht auch das von Ellie. Wie findest du das? Du rettest deine Mädchen und opferst dafür meine, war das der Deal?«
Crawford runzelte schon wieder die Stirn. Logans Stimme wurde immer schriller.
»Du warst der Einzige, der gewusst hat, dass Penny wieder in Glasgow ist! Du warst derjenige, der ihnen gesteckt hat, wie sie Druck auf mich ausüben können – indem sie ihr das antun – und Ellie!«
Er ging um den Schreibtisch herum, ballte die Fäuste – und spürte zum ersten Mal, wie sich bei der Erwähnung ihres Namens etwas in ihm rührte. Ellie.
Crawford erhob sich aus seinem Sessel und ging zu ihm auf Distanz.
»Ich kenne keine Ellie, Logan. Von wem redest du?«
»Du hast sie deinen Typen zum Fraß vorgeworfen. Du hast sie an diese Mörder verschachert.«
Crawford wich immer weiter vor ihm zurück, bis er mit dem Rücken gegen ein Bücherregal stieß. Schützend hielt er seine Hände vor sich und schüttelte den Kopf. Als er redete, war seine Stimme genauso schrill wie Logans.
»Was sollte ich denn tun? Ich hatte die Wahl: meine Familie oder eine alte Freundin von dir, du blöder Sack! Du hättest es genauso gemacht. Kapierst du das denn nicht? Wie sollte ich denn wissen, dass sie sie gleich
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