Verfehlung: Thriller (German Edition)
Leute darüber hinweggetrampelt, bevor wir eintrafen. Je weniger Personen hier ein und aus gehen, desto besser ist vor Gericht die Beweislage.«
Sie nickte und blickte durch die geöffnete Tür. In der Blutlache lag ein großer Mann, daneben ein gezacktes Messer. Sie erkannte sofort, dass es sich bei dem Opfer nicht um Logan handelte, und spürte die Verspannung in ihrem Nacken und ihren Schultern weichen, die sie bis dahin kaum wahrgenommen hatte.
»jemand, den Sie kennen?«, fragte Cameron und schien auf ihre Reaktion gespannt. »Von Ihrem Fall, meine ich.«
Sie verneinte die Frage, und beide gingen wieder in den vorderen Teil des Pubs, wo Sandy Alexander die Befragung des Zeugen mittlerweile abgeschlossen hatte.
»Der Besitzer weiß nichts«, sagte er. »Aber die Türsteher haben zwei Männer gemeinsam herauskommen und in Richtung St Vincent Street verschwinden sehen – und zwar kurz bevor man die Leiche entdeckt hat. Wir bekommen nachher die Videoaufzeichnung, vielleicht sind die beiden ja darauf zu erkennen.«
»Gut«, sagte Cameron.
»Konnten die Türsteher die beiden beschreiben?«, fragte Rebecca.
»Nein, nicht wirklich. Beides Durchschnittstypen, keine Auffälligkeiten.«
»Wie alt?«
»Zwischen fünfundzwanzig und vierzig. Genauer konnten die Zeugen sich nicht festlegen.«
»Das trifft ja fast auf jeden zu«, kommentierte Cameron.
Sandy Alexander bestätigte die Einschätzung mit einem Kopfnicken. Er wollte nun mit den Bedienungen von der Bar sprechen: Zwei junge Männer und eine junge Frau saßen bereits auf der Empore und tranken Kaffee.
»Hört sich das nach jemandem an, der mit Ihrem Fall zu tun hat?«, wollte Cameron wissen.
»Schon möglich«, sagte sie und dachte daran, dass die Altersbeschreibung auf jeden Fall auf Finch zutraf, obwohl sie nicht erwartet hatte, dass er sich in Begleitung befand. Falls er einer der beiden Männer gewesen sein sollte, würde das dem Fall eine neue Wendung geben.
»Danke, Jungs«, sagte sie. »Ich muss jetzt los und überlasse euch alles Weitere.«
Sie stieg wieder in ihren Wagen und fuhr langsam an der Menschenmenge vorbei, die immer größer wurde. Die meisten Zuschauer aus der Bar waren Männer und Frauen um die zwanzig; einige der weiblichen Schaulustigen trugen ziemlich kurze Röcke und knappe Oberteile. Sie schienen immun gegen die winterliche Kälte zu sein, was Rebecca einer Mischung aus dem die Sinne betäubenden Alkohol und dem Adrenalinstoß infolge der unmittelbaren Anwesenheit am Schauplatz eines Mordes zuschrieb.
Sie folgte der Straße bis zur Kreuzung mit der St Vincent Street, blickte hier kurz nach links und bog dann nach rechts in die Einbahnstraße ein. Langsam fuhr sie weiter und hielt die Augen offen, ohne recht zu wissen, wonach sie suchte. In Hausnummer 123 sah sie Lichter brennen, dachte
sich aber nichts weiter dabei, da sie wusste, dass die Mieter des Gebäudes neben Anwaltskanzleien auch mehrere Callcenter waren, für deren Angestellte es nicht ungewöhnlich war, um diese Zeit noch zu arbeiten.
Sie setzte ihren Weg in westlicher Richtung fort und erreichte schließlich wieder ihren Beobachtungsposten gegenüber Logans Apartmenthaus am Rande des Stadtzentrums. Sie rief Moore an und erstattete ihm Bericht. Er war sich mit ihr darüber einig, dass ihre Feststellungen alles oder nichts bedeuten konnten, und beendete rasch das Gespräch. Rebecca machte es sich wieder auf dem Fahrersitz gemütlich, um ihre nächtliche Wache fortzusetzen, doch es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren – zu sehr kreisten ihre Gedanken um die Vorstellung blutiger Fußböden mit Leichen. Sie schloss die Augen, um einen klaren Kopf zu bekommen, doch sah wieder nur den Toten in dem Pub vor sich. Nur handelte es sich diesmal um keine unbekannte männliche Leiche, sondern um Logan. Seine toten Augen starrten sie an.
3
00:53 Uhr
Logan saß mit Cahill auf dem Rücksitz des silberfarbenen BMW X 5 , Judd hinter dem Steuer. Sie fuhren langsam die steile Rampe hinauf, die aus der Tiefgarage in eine Seitenstraße hinter dem Gebäude führte, die wiederum in die Renfield Street mündete.
»Fahr quer durch die Stadt«, wies Cahill Judd an. »Unter
der Woche dürften hauptsächlich Fußpatrouillen unterwegs sein. Die Bullenwagen haben alle auf der Autobahn zu tun.«
»Ich dachte, bei euch heißt das ›Freeway‹«, bemerkte Logan.
»Ich bin schon fast eingebürgerter Schotte«, sagte Cahill. »Außerdem hasst es Samantha, wenn ich den Ami
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