Verfehlung: Thriller (German Edition)
mich doch noch auf ihre Seite zu ziehen.«
»Darauf würde ich nicht wetten«, sagte Judd.
Cahill stand am Tisch, die Fäuste auf die Platte gestützt. »Das spielt alles keine Rolle mehr. So oder so – wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir müssen uns mit diesen Leuten in Verbindung setzen, und Bob ist für diese Aufgabe unser bester Verbindungsmann.«
»Wozu sollen wir denn mit denen reden?«, fragte Logan.
»Weil die schon recht bald rausfinden werden, dass ihr Mann nicht mehr in ihr Versteck zurückkehren wird. Ich weiß nicht, was die daraus schlussfolgern werden, also müssen wir denen klarmachen, dass der Deal immer noch läuft und das, was heute Abend passiert ist, ein Ausrutscher war.«
»Schöner Ausrutscher«, sagte Logan. »Er ist durch einen Kopfschuss getötet worden, Alex. Wie willst du denen das als einen Ausrutscher verkaufen?«
»Das meinte ich nicht. Im Moment wissen die noch gar nichts darüber, was mit ihm passiert ist; nichts Genaues jedenfalls. Also werden wir sie kontaktieren und sie darüber
informieren, dass ihr Mann während einer Rangelei mit dir ums Leben gekommen ist und du diesen Mist jetzt zu einem Ende bringen willst – dass du kooperierst.«
»Und was soll uns das bringen?«
»Es muss sichergestellt sein, dass sowohl dir als auch Ellie kein Haar gekrümmt wird, ehe du dich auf ihre Bedingungen einlässt.«
»Und wie wollen wir das erreichen?«
»Du verlangst eine Unterredung mit deren Boss, damit du ihn davon überzeugen kannst.«
Logan musste unwillkürlich lachen. »Diese Kerle jagen mir eine Heidenangst ein, und jetzt soll ich zu denen gehen und ihren Boss überzeugen, dass mit mir nicht zu spaßen ist? Das nimmt man mir doch nie im Leben ab.«
»Genau. Er wird davon ausgehen, dass du die Hosen voll hast. Soll er dir ruhig zeigen, wer am längeren Hebel sitzt.«
»Das dürfte kein Problem sein.«
Logan erntete von den Anwesenden ein anerkennendes Lächeln.
»Du musst ihn so lange hinhalten, dass Ellie am Leben bleibt, bis wir sie finden.«
»Ihr wollt uns beobachten und ihm dann folgen?«
»Korrekt.«
»Und wie wollt ihr Ellie da rausholen?«
Cahill sah ihn schweigend an und überließ es ihm, von selbst darauf zu kommen. Logan warf den vier ernst blickenden Männern am Tisch einen Blick zu und wandte sich dann wieder an Cahill.
»Wir sind hier in Schottland«, sagte er. »Da kann man nicht einfach mit einer Pistole in der Gegend herumlaufen und Leute abknallen.«
»So? Meinst du?«
Logan sah Judd vielsagend an, der als Erwiderung nur mit den Achseln zuckte.
»Alles klar«, sagte Cahill. »Dann werden wir zunächst mal diesen verdammten Bob aus dem Bett holen und ein Wörtchen mit ihm reden.«
2
00:30 Uhr
Rebecca Irvine schaltete das Radio aus und rieb sich die Augen, als ein schwarzes Taxi am Eingang von Logans Apartmenthaus vorbeifuhr. Es war das einzige Auto, das sie während der letzten halben Stunde gesehen hatte. In diesem Moment meldete sich ihr Mobiltelefon. Es war Liam Moore. Er klang todernst, und als er seine erste Frage stellte, war sie augenblicklich wieder hellwach.
»Hat Finch Ihnen gesagt, wo er hinwollte, als er Sie heute Abend angerufen hat?«
Sie rief sich das Gespräch ins Gedächtnis, konnte sich aber nicht erinnern, dass er einen bestimmten Ort erwähnt hatte. Moores Tonfall machte sie nervös; er wirkte, als wolle er sie auf eine schlechte Nachricht vorbereiten. Sie fühlte sich persönlich betroffen, konnte das Gefühl aber nicht so recht zuordnen.
»Nicht dass ich wüsste. Wieso?«
»Es hat vorhin in einem Pub in der Stadt einen Zwischenfall gegeben.«
Sie war mit dem Polizeijargon vertraut – ein »Zwischenfall« konnte so gut wie alles bedeuten: von einer Prügelei
bis zu einem Mord. Moores Tonfall ließ eher Letzteres vermuten. Sie wollte fragen, ob Logan das Opfer gewesen sei, formulierte ihre Frage dann aber neutraler.
»Was ist passiert?«
»Im Bar Room an der West Nile Street ist ein Mann erschossen worden. Der Laden war rappelvoll und die Musik so laut, dass niemand etwas gehört hat.«
»Gibt es Aufnahmen einer Überwachungskamera?«
»Nur vom Eingang. Vom Innenbereich nicht.«
Sie hatte das Gefühl, dass Moore sie absichtlich auf die Folter spannte. Wahrscheinlich wollte er ihr auf den Zahn fühlen, ob sie nicht doch schon zu persönlich in den Fall involviert war.
»War er’s?«
»Nein, die Beschreibung stimmt nicht überein. Das Opfer hatte keine Ausweispapiere bei sich, bloß einen Haufen Scheine
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