Verfehlung: Thriller (German Edition)
unter das Kissen und zog das Bild von ihrem Dad hervor. In ihrem Zimmer war es noch dunkel, und obwohl sich ihre Augen an die Finsternis gewöhnt hatten, konnte sie kaum etwas auf dem Foto erkennen.
Sie hielt sich das Bild vor die Nase, um seinen Geruch zu inhalieren, konnte aber nichts außer dem widerlichen Gestank ihres eigenen Schweißes und Blutes riechen. Sie stellte sich vor, dass er nach Meer duftete, nach salziger Luft und einer klaren, frischen Brise. Obwohl sie ihn nie gesehen hatte, klammerte sie sich nun an sein Bild als ihren einzigen Hoffnungsschimmer an diesem schrecklichen Ort und versuchte sich den Klang seiner Stimme, die sie durch das Telefon gehört hatte, ins Gedächtnis zu rufen. Wieder spürte sie Tränen in sich aufsteigen, und ihr Kinn begann zu zittern.
Aus dem vorderen Teil der Hütte drang Lärm an ihr Ohr, dann näherten sich Schritte. Sie setzte sich aufrecht hin und behielt das Foto in der Hand. Sie war fest entschlossen, es nicht zu verstecken. Mit ihm fühlte sie sich stärker, als die Tür aufging und Drake, gefolgt von dem anderen Mann, hereinkam.
Drake knipste das Licht an. Gegen den grellen Schein hielt sie sich einen Moment lang die Hand vor ihre Augen. Sie merkte, wie jemand sich neben sie aufs Bett setzte, bevor sie Drakes Stimme hörte.
»Du bist ein richtiger Glückspilz, Ellie«, sagte er. »Dein Daddy möchte mir etwas geben, was ich brauche, also werden wir dich vielleicht schon bald hier rauslassen können.«
Er lächelte, aber durch das Lächeln hindurch sah sie in die schwarze Tiefe seiner Augen. Sie glaubte nicht daran, dass sie sie gehen lassen würden. Nach allem, was vor der Hütte passiert war, hatte sie daran keinen Zweifel.
»Du freust dich ja gar nicht«, sagte Drake.
Ellie zuckte mit den Achseln und schwieg.
»Ich verstehe. Es war eine schwere Zeit für dich.«
Er stand auf und schaute zum Fenster hinüber. Ellies Herz drohte stehen zu bleiben, bevor es wie verrückt in ihrer Brust zu hämmern begann.
Bitte, sieh es nicht.
Bitte, sieh es nicht.
Bitte, sieh es nicht.
Er blickte sie wieder an, und sie tat ihr Bestes, um sich ihre Gedanken nicht anmerken zu lassen. Dann beugte sich Drake dicht über sie.
»Ich treffe mich jetzt mit deinem Daddy und komme dann wieder her. Ein paar von meinen Männern werden meinen Platz hier einnehmen für den Fall, dass dein Daddy
anschließend auf die Schwachsinnsidee verfallen sollte, nach dir zu suchen. Wenn ich nicht dabei bin, wenn meine Männer zurückkommen, heißt das für dich nichts Gutes. Verstanden?«
Ellie gab sich alle Mühe, sich zusammenzureißen, konnte aber nicht mehr an sich halten. Der Damm der in ihr aufgestauten Emotionen brach zusammen, und sie begann hemmungslos zu weinen. Heiße Tränen strömten ihr übers Gesicht.
»Alles klar?«, fragte Drake noch einmal.
Ellie brachte kein Wort hervor und nickte nur.
»Ich bin mir nicht so sicher, ob es eine gute Idee ist, dass du dich auf den von ihm vorgeschlagenen Treffpunkt eingelassen hast«, sagte Sergei zu Drake, als sie sich wieder im Wohnbereich der Hütte befanden. »Was ist, wenn er sich mit der Polizei in Verbindung gesetzt hat und uns eine Falle stellt?«
»Das wird er nicht.«
»Wie kannst du dir da so sicher sein?«
»Ich habe es seiner Stimme angehört, Sergei. Er will das Mädchen wiederhaben und jetzt nichts mehr unternehmen, womit er das aufs Spiel setzt. Er ist doch bloß ein Weichei von einem Anwalt.«
»So weich nun auch wieder nicht«, wandte Sergei ein. »Oder hast du das mit Vas schon wieder vergessen?«
Drake war der ewigen Streitereien mit Sergei überdrüssig. Immerhin hatte er einen seiner ältesten Freunde verloren.
»Sergei, ich weiß, dass du es darauf anlegst, mich wütend zu machen, aber es würde die Sache um ein Vielfaches erleichtern, wenn du endlich anfängst, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind.«
»Vorausgesetzt, Gabriel lässt uns nach diesem Schlamassel überhaupt noch Zeit für irgendetwas, alter Freund.«
Drake ignorierte seinen Sarkasmus. »Lass uns das jetzt endlich hinter uns bringen, okay? Dann sehen wir ja, wie es weitergeht. Ich werde Gabriel anrufen und ihn darüber unterrichten, was wir vorhaben. Vielleicht bessert das ja seine Laune.«
»Dann mach ich mal den Wagen fertig«, sagte Sergei.
Nachdem Sergei die Hütte verlassen hatte, ging Drake zu Katrinas Zimmer und fand sie nachdenklich auf dem Bettrand sitzend.
»Versprich mir, dass alles gutgeht, Yuri«, sagte
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