Verfehlung: Thriller (German Edition)
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zu haben, weil wir eine Erklärung abgeben werden müssen, wie wir Ellie gefunden haben. Wie du sie gefunden hast.«
Für Logan hörte sich das so an, als hätte Cahill bereits einen Plan.
»Und wie finde ich sie?«, wollte er wissen.
»Es ist immer am besten, es nicht zu kompliziert zu machen. Je verzwickter eine Geschichte ist, desto weniger glaubwürdig wirkt sie, und umso leichter verwickelt man sich in Widersprüche.«
So weit konnte Logan der Logik folgen.
»Wir werden es geradezu lächerlich einfach halten«, sagte Cahill. »Sie taucht einfach vor deiner Wohnung auf, und damit hat sich die Sache.«
Logan runzelte die Stirn. »Du hast recht«, sagte er zu Cahill. » Lächerlich ist dafür genau der richtige Ausdruck. Wie soll das denn funktionieren?«
»Je einfacher, desto besser, wie ich schon sagte. Nehmen wir doch mal an, dass Penny mit der Absicht mit ihr nach Glasgow gekommen ist, dich aufzusuchen, okay? Also weiß Ellie nicht nur, wer du bist, sondern möglicherweise auch, wo du wohnst. Selbst wenn sie die Adresse nicht hat, wäre es für ein Mädchen ihres Alters doch einigermaßen einfach, sie im Telefonbuch nachzuschlagen. Konntest du mir bis hierher folgen?«
»Schon, aber wie erklären wir, wo sie sich aufgehalten hat, seit Penny ...« Er brachte es nicht über sich weiterzusprechen.
»Das ist ja das Geniale«, sagte Cahill. »Wir tun es eben nicht.«
»Was?« Logan begriff überhaupt nichts mehr. »Soll sie etwa in ihrem Pyjama unentdeckt ein paar Tage lang durch die Straßen gewandert sein?«
»Wer weiß?«, sagte Cahill und warf die Hände in die Höhe. »Wir können es jedenfalls nicht erklären, weil du erst ins Spiel kommst, als sie vor deiner Tür auftaucht. Sie hat ihre eigene warme Kleidung an und ist vermutlich geschlagen worden. Mehr weißt du nicht.«
Jetzt dämmerte es Logan. »Falls mir also irgendwer verfängliche Fragen stellt, wie ein kleines Mädchen da draußen überlebt haben soll, sage ich einfach: ›Ich weiß es nicht.‹?«
»Eben.«
»Und wo bekommen wir Kleidung für sie her?«
Cahill lächelte wissend. Es dauerte einen Moment, bis Logan es bemerkte. Sein Freund ließ ihn zappeln.
»Von DC Irvine?«
»Sie ist mit dem Fall betraut, also wird niemand es verdächtig finden, wenn sie noch einmal zu dem Haus zurückfährt«, sagte Cahill.
»Dann hätten wir auch dafür eine Lösung, wie wir sie loswerden. Aber wie bewegen wir sie dazu mitzuspielen?«
»Daran arbeite ich noch«, sagte Cahill, öffnete die Fahrertür und stieg aus.
Logan saß schweigend in Cahills geräumigem Arbeitszimmer im hinteren Teil des Hauses. Das Zimmer hatte ein breites Fenster, von dem man in den Garten hinausblickte. In der Mitte stand ein Schreibtisch aus Metall, davor thronten zwei Sofas. Cahill saß Logan gegenüber auf einem davon und wippte mit dem Fuß auf dem Eichenparkett. Samantha Cahill kam gerade mit zwei großen Kaffeebechern aus der Küche. Sie reichte einen ihrem Mann und ließ sich dann mit dem zweiten neben Logan nieder,
der mit beiden Händen ein Glas Wasser hielt. Er saß vornübergebeugt da, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Die erst jüngst verlegten Bodendielen rochen noch immer nach frisch gesägtem Holz.
»Das wird schon werden, Logan«, versicherte ihm Samantha. »So etwas macht Alex jeden Tag.«
Logan sah sie an und musste erneut darüber staunen, wie jung Cahills Frau mit ihren einundvierzig Jahren aussah. Mit Samanthas Mutter, die er einige Male getroffen hatte, verhielt es sich ebenso; ihre Gene mussten für ihre Jugendlichkeit verantwortlich sein. Samantha war klein, allerhöchstens eins sechzig, trug ihr dunkles Haar schulterlang und hatte umwerfend blaue Augen. Außerdem duftete sie immer exquisit. Er lächelte ihr zu.
»Das hat er mir auch schon erzählt«, sagte er. »Aber wie lebst du mit dieser ständigen Gefahr?«
Samantha sah ihren Ehemann an und zuckte mit den Achseln. »Nun, ganz so gefährlich wie diesmal ist es ja nicht immer. Er ist viel unterwegs, aber meistens spielt er nur den Babysitter für irgendwelche Politiker oder Filmstars. Es hat normalerweise nichts ... mit Gewalt zu tun.«
»Auch das hat er mir erzählt, allerdings erst nach fünf Jahren. Aber wie es aussieht, wurde ich von vielen Menschen angeflunkert, also fange ich langsam an, mich daran zu gewöhnen.«
Samantha seufzte. »Logan, er hat nie einen Hehl ...«
Er unterbrach sie mit einer Handbewegung. »Ich weiß, Samantha. Ich habe bloß ein paar schreckliche
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