Verfemte des Alls
dem wir noch nie konfrontiert worden sind. Und es würde weder Maelen, noch Sharvan und Hunold helfen, wenn man uns auch gefangennimmt, bevor wir etwas für sie tun können.«
»Was tut ihr überhaupt?« fragte ich.
»Wir haben die Quelle der Energiesendung geortet – oben auf der Klippe im Ost-Nordosten. Aber mitten in der Nacht kommen wir nicht weit, wenn wir in den Felsen herumklettern und danach suchen. Soviel kann man immerhin schon sagen – die Aufzeichnungen weisen ein zu regelmäßiges Muster auf, als daß es sich um eine menschliche Ausstrahlung handeln könnte. Wenn es irgendein Gerät ist, das auf telepathischer Basis arbeitet, dann müßte jemand da sein, der es bedient. Jemand, der dieses Land wahrscheinlich wesentlich besser kennt als wir. Aber wir haben gerade unseren Sucher eingesetzt …«
»Und ich«, unterbrach Harkon, »habe einen Spion losgelassen, nach den Aufzeichnungen programmiert – gleich nachdem mir Lidj davon berichtete. Der wird sofort ein Bild zurückfunken, wenn er auf irgend etwas stößt, das nicht nur Stein und Sand ist.«
»Also, dann gehen wir jetzt in die Steuerkabine und sehen, was der Spion uns berichten kann«, entschied Lidj.
Die Patrouille ist dafür bekannt, daß sie bestens ausgerüstet ist. Sie haben Geräte, die denen auf den Freien Handelsschiffen weit voraus sind. Ich hatte schon von Spionen gehört, aber ich hatte noch nie einen in Aktion gesehen.
Auf der Oberfläche des Spezial-Bildschirmes, der auf dem Sichtgerät der LYDIS befestigt war, erschien erst ein Flimmern, dann Wellenlinien. Aber dabei blieb es, und meine Ungeduld wuchs. Unglücklicherweise hatte Lidj recht mit allem, was er sagte. Wenn ich keinen Gedankenkontakt herstellen konnte, ohne einen Rückstoß wie vorhin befürchten zu müssen, hatte ich kaum eine Chance, Maelen in dieser zerklüfteten Landschaft zu finden, und schon gar nicht nachts.
»Da – es kommt etwas«, unterbrach Harkons Stimme meine düsteren Überlegungen.
Wir sahen dunkle Felsen, die an einer Stelle eine Nische bildeten. Und in dieser Nische war etwas. Es war das Gesicht eines Wesens, das dort stand. Ein Mensch – oder was war er? Seine Augen waren geschlossen, als schliefe er – oder konzentriere sich. Dann konnten wir erkennen, daß er nicht einfach dastand, sondern sich in einem Kasten befand, der bis auf eine Art Sichtfenster vor seinem Gesicht undurchsichtig war. Den Kasten hatte man aufrecht in die Nische gestellt, so daß er hinausblickte.
Zu seinen Füßen befand sich ein kleinerer Kasten, aber dieser war zerschlagen – durch einige Risse ragten Drähte und Metallstücke.
Harkon sagte als erster etwas. »Ich glaube, jetzt sehen wir, warum die Energiestrahlung plötzlich versagte. Dieses Ding da vorn ist ein Alpha-Zehn-Verstärker oder war es zumindest, bevor jemand ihn gründlich zertrümmerte. Er wird dazu verwendet, Nachrichtenübermittlungen zu projizieren und zu verstärken. Aber ich habe noch nie davon gehört, daß er dazu benutzt wurde, telepathische Sendungen zu verstärken.«
»Dieser Mann ist also ein Telepath«, bemerkte Lidj in einem Ton, als könnte er immer noch nicht recht glauben, was er sah, »und seine Geisteskraft wurde auf diese Weise verstärkt.«
»Ein Telepath von so hohem Rang, wie es bisher unbekannt war, würde ich sagen«, erklärte Lukas. »Und noch etwas – er sieht zwar humanoid aus, ist aber nicht terrestrischer Abstammung. Es sei denn, es handelt sich um eine stark mutierte Abweichung.«
»Woher wissen Sie das?« fragte Harkon für uns alle.
»Weil er sich offensichtlich im Dauer-Gefrierzustand befindet, und in diesem Zustand sendet man nicht. Man ist nicht einmal lebendig – in dem Sinn, was wir als Leben bezeichnen.« Er sah uns an, als erwarte er Widerspruch von uns, aber ich für meinen Teil wußte, daß Lukas niemals unfundierte Behauptungen aufstellte, und so akzeptierte ich seine Diagnose.
Harkon schüttelte langsam seinen Kopf, als könnte er es nicht fassen. »Nun, wenn er sich im Gefrierzustand befindet, so ist er wenigstens fest in seinem Kasten eingeschlossen«, sagte er schließlich. »Er kann nicht von allein dorthin gekommen sein. Jemand hat ihn hingebracht.«
»Kann der Spion von dort aus die Spur aufnehmen?« Lidj deutete auf den Bildschirm. »Kann er uns zeigen, wer den Esper und den Verstärker dort installiert hat?«
»Wir können versuchen, was eine Programmierung auf allgemeine Lebenskraft ergibt.« Harkon prüfte die Schaltskala seines
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