Verfemte des Alls
sein Körper war eingeschlossen in einen Kasten, der aufrecht in der Nische stand, so daß er das Gesicht dem Tal zuwandte. Der größte Teil des Kastens war überfrostet, nur der Teil direkt über seinem Gesicht war durchsichtig. Das Gesicht sah menschlich genug aus, obgleich es ganz und gar haarlos war, ohne Brauen und ohne Wimpern. Und die Hautfarbe war ein blasses Grau.
Der Kasten, der ihn einschloß, hatte ein Frontstück, das aussah wie Glas. Gehalten wurde es durch einen breiten Metallrahmen, der hier und da mit kleinen Farbpünktchen gesprenkelt war.
Am Fuß des Kastens stand ein Gerät. Und während der Schläfer nichts glich, was ich je gesehen hatte, so war mir das Gerät immerhin vertraut. Ich hatte ein ähnliches erst vor wenigen Tagen in der LYDIS gesehen. Es war ein Verstärker – genau wie der, den Korde zusammengebastelt hatte, um einen Notruf in den Raum zu senden.
Die Anwesenheit eines solchen Geräts hier ließ nur eine Schlußfolgerung zu: Die geistige Kraft, die aus dem Körper strömte, wurde durch diesen Apparat verstärkt – zu dem einzig möglichen Zweck, Krip, die Patrouillenmänner und vermutlich auch die Besatzung der LYDIS zu bannen. Wenn es mir gelänge, die Verbindung zwischen Schläfer und Verstärker zu zerstören oder die Stärke des Stroms zu vermindern, ließe sich der Bann vielleicht lösen.
Gegen den Schläfer konnte ich nichts unternehmen. Ich war nicht kräftig genug, um mit dem Kasten fertig zu werden – man hatte ihn zu fest in diese Nische geklemmt. Meine Augen hatten sich inzwischen an das schwache Licht gewöhnt, das von dem Rahmen ausging, und ich konnte erkennen, daß seitlich Felsblöcke eingeschlagen worden waren, um den hohen Kasten an seinem Platz zu halten.
Den Ursprung des geistigen Banns konnte ich also nicht vernichten, aber mit dem Verstärker verhielt es sich anders.
Aber es war eine Aufgabe, zu der ich mich zwingen mußte. Hatte mich zuvor mein Kampf im Flugboot gegen jenen Einfluß, der sich meines Geistes zu bemächtigen versuchte, geistig erschöpft, so machten sich jetzt die Anstrengungen körperlicher Art durch schmerzende Muskeln und bleierne Glieder bemerkbar.
Ich kletterte von dem Felsen herunter und näherte mich vorsichtig von der Seite. Ich kroch auf dem Bauch vorwärts und hoffte, auf diese Weise der vollen Gewalt des Strahles zu entgehen. Glücklicherweise schien er den Boden nicht zu erfassen. Nachdem ich diese Entdeckung gemacht hatte, suchte ich nach einem Werkzeug für mein Zerstörungswerk. In einer Spalte fand ich endlich einen Steinbrocken, der sich lösen ließ. Wenn man an den Gebrauch von Händen gewöhnt ist, fällt es einem sehr schwer, den Mund zu Hilfe zu nehmen, aber ich nahm den Steinbrocken zwischen meine Zähne und kroch zur Nische zurück.
Ich hielt mich so dicht am Boden wie nur möglich, krallte mich mit meinen Klauen fest und hämmerte mit dem Stein zwischen meinen Zähnen auf den Verstärker ein, bis er so zerschmettert war, daß ich mir nicht vorstellen konnte, daß er jemals wieder zu gebrauchen sein würde.
Ich ging nicht näher an den Kasten des Schläfers heran, von dem eine eisige Kälte ausströmte. In dem Gesicht zeigte sich keine Veränderung. Es hätte das Gesicht einer aus Stein gemeißelten Statue sein könen, und doch lebte der Schläfer oder hatte einstmals gelebt. Ein seltsames Gefühl regte sich in mir, als ich zu ihm aufblickte.
Rasch wandte ich mich ab, um aus dem Sichtbereich der geschlossenen Augen zu entkommen. Und dann spürte ich auf einmal vage eine andere Präsenz – jene, die ich im Flugboot bekämpft hatte. Dieses Gefühl löste eine derartige Panik in mir aus, daß ich wie gehetzt davonjagte, ohne darauf zu achten, in welche Richtung ich lief.
Als ich meine Gefühle wieder unter Kontrolle hatte und die Spur jenes beunruhigenden Einflusses verschwunden war, stellte ich fest, daß ich mich nicht in der Nähe der LYDIS, sondern wieder in der Nähe der Lichter und des summenden Geräuschs befand. Es konnte gewiß nicht schaden, auszukundschaften, was dort vor sich ging. Ich hoffte, daß nach der Zerstörung des Verstärkers jene der LYDIS und in den Flugbooten aus ihrer unnatürlichen Erstarrung erwachen würden. Und es konnte ihnen von Nutzen sein, wenn ich bei meiner Rückkehr imstande war, Informationen zu geben.
Die Fremden hatten keine Wachen aufgestellt. Vielleicht waren sie sich der Wirkung dessen, was sie im Felsen installiert hatten, so sicher, daß sie es nicht für nötig
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