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Verfemte des Alls

Verfemte des Alls

Titel: Verfemte des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Persönlichkeit wollte es sich bemächtigen, noch suchte es einen anderen Körper, denn seine eigene Hülle war ein Schatz, an den es sich klammerte. Nein, es wollte meine Lebenskraft als eine Art Brennstoff, um selbst wieder zu seinen eigenen Bedingungen leben zu können.
    »Maelen! Maelen, wo bist du?«
    »Komm! Komm!«
    »Maelen!«
    Zwei Stimmen in meinem Kopf, und der Schmerz durchbrach wieder die Barriere! Molaster! Ich schickte meinen eigenen Hilferuf aus und versuchte, keinen der anderen Rufe zu hören. Und dann kam eine Antwort – nicht die Weiße Straße, nein. Ich hätte sie wählen können. Aber eine solche Wahl hätte einen anderen Plan in Gefahr gebracht – das wurde mir ganz deutlich klargemacht, als ich über mich selbst hinausgehoben wurde und einen Blick in die Zukunft tat. Was ich dort sah, blieb mir nicht im Gedächtnis, nicht einmal, während ich es sah. Aber daß es sinnvoll und notwendig war, das wußte ich. Und ich begriff auch, daß ich kämpfen mußte, um meine Aufgabe in diesem Plan zu erfüllen.
    »Komm!« Kein Locken mehr, keine Versprechungen – nur noch ein Befehl, der keinen Ungehorsam erwartete. »Komm jetzt!«
    Aber ich antwortete auf Krips Ruf und bat um Hilfe. »Hier – schnell, beeile dich!« Wie er das Notwendige bewerkstelligen würde, wußte ich nicht. Viel würde von seiner Geschicklichkeit abhängen.
    Mein Glassia-Körper gehorchte mir nicht mehr, und um meine Denkfähigkeit zu erhalten, mußte ich alle fünf Sinne ausschalten, sonst hätte der körperliche Schmerz mich überwältigt.
    »Krip!« Ob er noch oben auf dem Berg war oder an meiner Seite, ich wußte es nicht. Ich wußte nur, daß ich ihn unbedingt erreichen und ihm diese letzte Botschaft übermitteln mußte, oder alles würde mißlingen. »Krip – mein Körper … ich glaube, er ist völlig zerschmettert… er stirbt. Aber er darf noch nicht sterben. Wenn du ihn einfrieren kannst … Du mußt! Der Kasten mit dem Schläfer – bring mich zu dem Kasten …«
    Ich konnte nicht einmal eine Antwort auf meine Botschaft erwarten. Ich konnte mich nur noch in mein Innerstes zurückziehen und ausharren, so lange ich konnte. Schwächer, immer schwächer wurde meine Abwehr, der Schmerz überflutete mich in großen scharlachroten Wellen, und ich drohte in ihnen zu ertrinken.
    »Maelen!« Und wieder: »Maelen!«
    Ich befand mich immer noch in meinem Glassia-Körper. Obgleich ich ihn nicht unter Kontrolle hatte, diente er dennoch als Anker. Und der schreckliche Druck, der auf mir gelastet hatte, war fort. Als ob der Vorgang meines »Sterbens« angehalten worden wäre, als ob man mir eine kurze Atempause gönnte.
    »Maelen!« Gebieterisch, bittend, war dieser Ruf.
    Ich sammelte meine letzten Kräfte. »Krip… einfrieren…«
    »Ja, Maelen. Du bist in dem Kasten – in dem Kasten des Fremden. Maelen …«
    Er hatte es also getan. Er hatte es geschafft. Aber ich hatte keine Zeit, mich darüber zu freuen, nicht jetzt. Noch eines mußte ich ihn wissen lassen. »Krip – eingefroren lassen… Die Alten… Yiktor…«
    Ud dann merkte ich, wie mir das Bewußtsein schwand. Betrat ich jetzt die Weiße Straße? Oder war da immer noch ein Platz für mich im großen Weltenmuster?
     

 
13
 
Krip Vorlund
     
    Die Wucht des Windes reichte nicht bis hierher, aber meine Hände waren völlig gefühllos. Ich betrachtete den Kasten. Wie es mir gelungen war, mit den Schlössern fertig zu werden und ihn lange genug zu öffnen, um den Körper des Schläfers herauszuziehen und das blutige, zerbrochene Bündel Pelz an seiner Stelle hineinzulegen, weiß ich nicht. Ich zitterte mehr vor Schock als vor Kälte, erschöpft von der Anstrengung, das, was einmal Maelen war, über die Felsen hierher zu transportieren. Ich war überzeugt, kein Lebewesen konnte einen solchen Transport überleben – angesichts des Zustands, in dem ich Maelen nach ihrem furchtbaren Sturz vorgefunden hatte. Und doch hatte sie überlebt und befand sich fürs erste in Sicherheit. Und ich schwor mir, sie nach Yiktor zu bringen, zu den Alten! Sie sollte nicht sterben!
    Ich wandte mich ab. Dort unten, in der Feme, standen die LYDIS und die beiden Flugboote. Und dann entdeckte ich etwas anderes zwischen den Steinen. Schaudernd starrte ich hin. Den Fremden, den ich so hastig aus dem Gefrierkasten gezerrt hatte … da lag kein Körper mehr, nur noch eine zusammengeschrumpfte Masse. Ich bedeckte meine Augen. Lukas hatte gesagt, daß er tot war, und jetzt bestätigten sich seine

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