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Verfemte des Alls

Verfemte des Alls

Titel: Verfemte des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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nicht, wieviele von ihnen es gibt. Und wenn sie diesen Planeten einmal verlassen haben, würde man sie nie wieder aufspüren können.«
    »Um so dringender muß eine Warnung ausgegeben werden.«
    Wir setzten uns wieder in Bewegung und krochen im Schutz der Kisten zum Ausgang der Höhle ins blasse Tageslicht. Die Ladeluken des Schiffes waren geschlossen, aber die Passagierrampe war noch ausgefahren. Krip musterte das fremde Schiff – er verstand viel mehr davon als ich. Mir kam es lediglich größer vor als die LYDIS, und das sagte ich auch.
    »Es ist größer. Dies ist ein Schiff der C-Klasse, ein umgebauter Handelsfrachter mit weit größerem Fassungsvermögen als die LYDIS. Und es hat keine Insignien; das bedeutet, daß es ein Piratenschiff ist.«
    Es waren keine Wachen zu sehen, aber wir blieben weiterhin in Deckung. Das Wetter half uns, unentdeckt zu bleiben, denn dunkle Wolken zogen sich zusammen, und eiskalter Regen begann zu fallen, unter dessen Schutz wir den Felsen hinaufkletterten. Dieser Weg erschien uns sicherer als der von Robotern zertrampelte Pfad, der vom Lager zwischen den Bergen hindurchführte.
    Jetzt konnte ich dem natürlichen Instinkt der Glassia vertrauen und Krip in die Richtung führen, wo wir mit Sicherheit die LYDIS finden würden. Aber es war ein Alptraum. Mühsam arbeiteten wir uns in dem strömenden, schneidenden Regen und in der wachsenden Dunkelheit voran. Wir krochen vorwärts, wo wir hätten rennen mögen, aus Furcht vor einem Fehltritt, der uns über irgendeinen Felsvorsprung in die Tiefe gesandt hätte. Ein rauher Wind kam auf, und ich drückte mich näher an den Boden und hielt mich mit den Klauen fest, um der Wucht des Windes und des Regens standzuhalten.
    »Krip?« Vier Klauenfüße mochten genügend Halt geben, aber wie stand es bei ihm? Die Gewalt des Sturmes zerrte an mir, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte.
    »Vorwärts, weiter!« Keine Müdigkeit lag in seiner Antwort.
    Ich hatte mit dem Abstieg eines steilen Hanges begonnen, und das Wasser lief in wahren Sturzbächen rings um mich den Berg hinab. Ich wandte und drehte mich und benutzte allen möglichen Schutz gegen die ärgsten Windstöße und krallte mich in die Felsritzen, um auf dem glitschigen Gestein Halt zu finden. Und dann waren die Steine, an denen ich mich festhielt, auf einmal nicht mehr fest, sondern lösten sich, glitten herab und trugen mich in die Tiefe.
    Ins Nichts! Sekundenlang wußte ich noch, daß ich fiel, dann spürte ich einen furchtbaren Schmerz und versank in Dunkelheit.
    Dennoch löschte diese Dunkelheit nicht vollständig mein Bewußtsein aus – da kam noch der Augenblick schrecklicher Erkenntnis, daß es kein normaler Fehltritt gewesen war, der mich in die Tiefe stürzen ließ. Ich hatte mich in einer Falle gefangen, die ich nicht erwartet hatte. Und als mir das klar wurde, wußte ich auch, in welcher Gefahr ich mich befand. Aber wenn jene fremde Frau meinen Körper haben wollte – warum sollte sie ihn dann zerstören?
    Diese Schmerzen! Ich hätte nicht geglaubt, daß man solche Schmerzen haben konnte. Und mein Körper wollte mir überhaupt nicht mehr gehorchen.
    Eine Botschaft erreichte mich plötzlich: »Mach dich auf – komm – komm!«
    »Wohin? Wozu?«
    »Lebenskraft – Lebenskraft! Lebe wieder … komm!«
    Mit aller mir zur Verfügung stehenden Kraft versuchte ich, den Schmerz meines Körpers auszuschalten und mich mit meinem ganzen Willen auf den Kern meines Seins zu konzentrieren.
    »Komm – dein Körper stirbt – komm!«
    Das war der Fehler, den jener fremde Wille machte. Jetzt begriff ich. Alle Lebewesen haben Angst davor, für immer ausgelöscht zu werden. Es ist zum Teil diese Angst, die uns wachsam sein läßt gegen das Böse, weil wir wissen, daß wir einen bestimmten Weg gehen müssen und daß, wie wir ihn gehen, einst auf Molasters Waage gewogen und beurteilt werden wird. Für die Thassa hat die Weiße Straße keinen Schrecken, wenn die Zeit für uns kommt, sie zu betreten. Jener fremde Einfluß, der mich in die Falle gelockt hatte, benutzte nun diese Furcht vor dem Nichtsein, um zu erreichen, was er haben wollte. Offenbar hatten jene, mit denen er früher zu tun gehabt hatte, kein Leben jenseits dessen, was die Menschen Tod nennen, mehr erwartet. Indem er im Augenblick, da der Tod nahte, rasch Fortsetzung des Lebens anbot, meinte er zu gewinnen.
    »Komm!« drängte es. »Willst du zu einem Nichts werden?«
    So wurde mir klar, was man von mir wollte. Nicht meiner

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