Verfemte des Alls
in den Augen jenes steinernen Gesichts die Wahrheit gelesen hatte und das gleiche Entsetzen fühlte wie ich zuvor.
»Griss!« flüsterte er.
Fast widerwillig trat ich vor und blickte auch in die gequälten Augen. Ja, da war Griss – und immer noch bei Bewußtsein, im vollen Bewußtsein dessen, was mit ihm geschehen war!
»Wir müssen etwas tun!« sagte Foss heftig. Er wandte sich an mich. »Sie – Sie haben einen Körperaustausch durchgemacht. Was können Sie für ihn tun?«
»Nichts«, wollte ich gerade antworten, denn als ich zweimal meine Hülle wechselte, war ich der passive Teil. Ich ließ es mit mir geschehen, das war alles. Maelen hatte mich unter den Drei Ringen von Sotrath in meine neuen Hüllen gesungen, so daß ich erst zu Jorth, dem Barsk, wurde und jetzt als Maquad einherging. Und da kam mir ein Gedanke. Vielleicht war es möglich … Wenn Griss versuchte, sein Entsetzen und seine Furcht vor dem, was ihm geschehen war, zu überwinden – vielleicht würde es ihm gelingen, seinen neuen Körper in Besitz zu nehmen und zu beherrschen, bis er seinen eigenen wiedererlangen konnte? Aber zuerst mußte ich zu ihm durchdringen, und das bedeutete, daß ich die Schutzkappe abnehmen mußte.
Ich erklärte meine Idee den anderen, nicht ganz sicher, ob dies getan werden konnte, selbst wenn ich es wagte, unsere eigene Verteidigung zu schwächen und uns so alle in Gefahr bringen würde.
Foss klopfte auf den Knauf seiner Laser-Waffe. »Wir werden uns verteidigen. Sie wissen, was ich meine – wollen Sie das auch riskieren?«
Niedergebrannt zu werden, wenn der Feind von mir Besitz ergriff? Nein, das wollte ich nicht riskieren, aber was man will und was man tun muß, sind oft zwei verschiedene Dinge im Leben. Einmal hatte ich hier auf Sekhmet bereits versäumt, so zu handeln, wie die Handelsschiffer es für meine Pflicht hielten, und dies war nun meine Gelegenheit, es wiedergutzumachen. Rasch, bevor mich mein Mut verließ, nahm ich die Schutzkappe ab. Die anderen bildeten einen Kreis um mich, die Waffen bereit, und sahen mich an, als erwarteten sie jeden Augenblick eine schreckliche Veränderung in mir.
»Griss?« Ich hatte den Eindruck, daß meine Zeit begrenzt war und daß ich mich sofort an meine Aufgabe machen mußte. »Griss!«
Und jetzt kam eine Antwort. »Krip – kannst du mich hören?« Ungläubige Dankbarkeit schwang in seiner Botschaft mit.
»Ja.« Ich kam sofort zum Kernpunkt. »Griss, kannst du diesen Körper kontrollieren? Kannst du ihn dazu bringen, daß er dir gehorcht?« Vielleicht konnte ich ihn mit dieser direkten Frage am besten dazu bringen, die Schranke seiner eigenen Ängste zu durchbrechen. Jetzt mußte er versuchen, den fremden Körper zu dirigieren, so wie ein Steuergerät einen Roboter dirigiert.
Für mich war es sehr schwer gewesen, mich meinem Tierkörper anzupassen; zumindest hatte er nicht dieses Problem, denn der Körper des Fremden war in unseren Augen menschlich.
»Kannst du den Körper beherrschen, Griss?«
Seine Überraschung war leicht zu lesen. Ich wußte, daß er diese Möglichkeit überhaupt nicht in Betracht gezogen hatte. Sein anfängliches Entsetzen hatte ihn sofort glauben gemacht, daß er völlig hilflos ausgeliefert war. Während ich bei meinem Körpertausch vorher gewußt hatte, was mit mir geschehen würde, war er so brutal überwältigt worden, daß eine Zeitlang sogar sein Denkprozeß gelähmt gewesen sein mußte.
»Kann ich das denn?« fragte er wie ein Kind.
»Versuche es! Konzentriere dich!« befahl ich. »Deine Hand – deine rechte Hand, Griss. Heb sie hoch – befehle ihr, sich zu bewegen!«
Seine Hände ruhten auf den Armlehnen des Sessels, in dem er saß. Sein Kopf bewegte sich nicht, aber seine Augen wandten sich von mir ab, in dem sichtbaren Bemühen, seine Hände zu sehen.
»Bewege sie!«
Er gab sich wirklich große Mühe. Ich beeilte mich, ihm Kraft zu geben, ihn zu unterstützen. Die Finger zuckten …
»Heb sie hoch!«
Die Hand erhob sich von der Lehne, zitternd, als ob sie so lange reglos gewesen wäre, daß Muskeln, Knochen und Fleisch Schwierigkeiten hatten, dem Willen des Gehirns Folge zu leisten. Aber die Hand hob sich, bewegte sich fort von der Lehne, schwankte und fiel matt auf das Knie. Aber er hatte sie bewegt!
»Ich habe es geschafft! Aber – schwach – sehr schwach …«
Ich blickte Thanel an. »Vielleicht braucht der Körper ein Stärkungsmittel – vielleicht ebenso wie ein Körper, der aus der Gefrierkammer
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