Verflixte Hühnersuppe (German Edition)
meine Worte anzweifelt. Kein Wunder, wir waren früher eng befreundet gewesen – zu sehr, um genau zu sein.
*** Unbedingt beachten:
Bist du noch keine zwölf Jahre alt, solltest du diesen Teil
überspringen und erst im nächsten Absatz weiterlesen! ***
Ich hatte mich damals zum ersten Mal für einen Jungen interessiert. Verflixte Hühnersuppe, ist das jetzt aber versalzen! Ist danach auch nie wieder passiert, aber Lennon Dulack war einfach süß. Wir waren ständig zusammen und ich war noch nie so glücklich gewesen. So viel haben wir angestellt – und ist man verliebt, macht man wirklich dumme Sachen! Ähm – das ist mir jetzt doch zu peinlich. Später vielleicht …
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Lennon wurde älter. Alle wurden älter, nur ich nicht. Ich hatte es gewusst, trotzdem wollte ich es nicht wahrhaben. Die Zeit war nicht auf meiner Seite, sie war wie ein Hammer, der gegen mein Herz pochte und mir mit jedem Schlag das Glücksgefühl nahm. Ich war gezwungen, wieder einmal weiterzuziehen, fortzulaufen, obwohl ich für zwei Jahre seit Langem mal wieder glücklich war.
Die Magd Amarelia war inzwischen gestorben. Damals kümmerte sich Anna um mich. Sie hatte jemanden gefunden, der mir einen Pass fälschte, damit wir nach Frankreich übersetzen konnten. Das war der schlimmste Tag, den ich je erlebt habe! Ich ertrank in meiner eigenen Hühnersuppe.
Drei Wochen lang habe ich nichts gegessen oder getrunken, ich gab nicht einmal Widerworte, auch wenn Anna etwas von mir verlangte. Das war das allererste Mal, dass ich den Kristall in den Atlantik schmeißen wollte. Lange habe ich gebraucht, um die Trennung von Lennon zu überwinden, und danach habe ich mir geschworen, mich nie wieder mit jemandem anzufreunden.
Und so blieb es dann auch. (3)
Kapitel 4
oder
Jetzt muss ich endlich mal ein richtig verdorbenes Schimpfwort rauslassen!
Verflixtes Hundefutter, das ich in der Suppe herumschwimmen sehe! Draußen tobt plötzlich ein kleiner Orkan – ich hab dir ja schon erzählt, dass ich manchmal das Wetter beeinflusse. Und ich sag’s dir gleich: Lennon Dulack ist daran schuld! Warum muss er an meiner Schule Lehrer sein? Warum ist er nicht in Amerika geblieben? Er hat mich die ganze Stunde hindurch beobachtet wie einer dieser Rotmolchwühler aus meiner Heimat. (1)
Inzwischen muss Dulack doch endlich kapiert haben, dass seine Jugendfreundin nicht noch immer zwölf Jahre alt sein kann, außer er war völlig durch den Wind – was ich aber nicht glaube, denn das hätte ich damals bestimmt gemerkt. Komm ja nicht auf die Idee, zu behaupten, bei ihm wäre ’ne Schraube locker! Er war der netteste Junge, den ich jemals getroffen habe. Wir waren ständig auf Achse und hatten sogar schon Pläne für die Zukunft. Dass ich sie dann selbst zerstört habe, trifft mich immer noch wie ein Kugelblitz mitten ins Herz. Ich muss alles tun, um ihn und mich von diesen Erinnerungen abzulenken.
Auf meinem Heimweg latsche ich durch sämtliche Pfützen, bis meine Socken so triefen wie meine Nase, denn die ist vom Heulen … Nun ja, daran sind natürlich die Pollen schuld. Aber mir ist alles egal, so richtig schnurzpiepegal, (2) das kannst du mir glauben. Lennon! Ausgerechnet Lennon! Hier in diesem Kaff, nach mehr als 15 Jahren! Und dann hat er immer noch dieses Lächeln! Wie ich den Kristall und meinen verflixten Auftrag in diesem Moment verfluche! Wahrscheinlich ist er verheiratet und hat sogar schon Kinder – und ich?
Stopp! Niemand darf mich, Nar’dhina von Labaido, Tochter von Salei’halas und Harta’alis, dem obersten Abgeordneten und Friedensboten der Sieben-Welten, aus der Bahn werfen! Mein Auftrag hat höchste Priorität! Falls du keinen blassen Schimmer hast, was das Wort bedeutet: Stell dir einen geschmückten Tannenbaum zu Weihnachten vor. Der an der Spitze angebrachte Stern, das bin ich, einsam und verlassen – und doch der wichtigste Schmuck von all dem, was dort baumelt. (3)
Als ich die Tür zur Gastwirtschaft aufstoße, habe ich mich soweit beruhigt, dass ich sie nicht aus den Angeln reiße, sondern nur mit Karacho gegen die Wand knalle. Zwei Paar Augen starren mich augenblicklich an – jedenfalls soweit ich das im Halbdunkeln erkennen kann. Aus ein paar alten Lautsprechern klimpert Musik und es stinkt nach Zigarettenqualm vom Vorabend. Wahrscheinlich hat die Kneipe seit Wochen keine Frischluft mehr abbekommen. Die Frau hinterm Tresen lächelt mir zu. Ich versuche es ebenfalls, knirsche aber nur mit den
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