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Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Titel: Verflixte Hühnersuppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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nicht gehört …
    Denkste! Katzenauge funkelt mich an wie ein Tiger seine Beute. „Pass auf, was du sagst, kleiner Dummkopf!“, faucht sie.
    Tja, einmal mit dem Stänkern angefangen, ist es doch ziemlich idiotisch, gleich wieder damit aufzuhören. „Sieht aus, als hätte er einen Stromschlag abbekommen. Meinst du, er hat ihn verkraftet?“
    Nun erlischt auch noch der allerletzte Funken Freundlichkeit in ihren Augen, sie wird kreidebleich vor Wut. „Wer bist du, dass du glaubst, hier große Sprüche klopfen zu können?!“, schnaubt sie.
    Nun, einige freche Antworten liegen mir wie Salz auf der Zunge und ich habe Mühe, sie nicht auszuspucken, aber ein kleines Männchen in meinem Ohr zwickt und piekt mich andauernd, so, als wolle er mir dringend mitteilen, dass ich wirklich Unsinn plappere. Oder – wenn ich ganz ehrlich bin – dass Katzenauge den Kern der Wahrheit anspricht. Doch davon will ich keinen Ton wissen und so ziehe ich es vor, einfach die Klappe zu halten.
    „Nur, dass du’s weißt …“, fährt Katzenauge ungerührt fort. „Mit uns legt sich keiner an! Bist du schlau, ziehst du mit uns – ansonsten mach einen großen Bogen um uns!“
    Ich lege den Kopf schief. Bei uns ist das eine typische Geste dafür, dass man den anderen nicht ernst nimmt. „Gute Idee, das mit dem großen Bogen! Dann fang schon mal an, mehr Abstand zu halten! Ich steh nämlich nicht auf Kiffer!“
    Katzenauge lässt die Zigarette mit hochrotem Kopf in der Tasche verschwinden. „Du kannst nichts beweisen!“
    „Brauch ich auch nicht – das Kraut riecht man schon meilenweit gegen den Wind.“
    Das Mädchen tritt so nah an mich heran, dass sich unsere Nasenspitzen gegenseitig Stromschläge verpassen. „Ich hab dich für klüger gehalten“, zischt sie und der Tigerblick liegt wie eingekerbt in ihrem Gesicht. „Du bist wirklich nur ein Dummkopf.“
    Ich und ein Dummkopf – also bitte! Dann ist Katzenauge ein süßes Mäuschen! Trotzdem fällt mir keine gescheite Erwiderung ein. Dir vielleicht? So ist das, wenn man eine supercoole Antwort braucht, über die sich der andere den ganzen Tag noch ärgern soll. Also bleibe ich erst mal da, wo ich bin. Ich rücke nicht einen Zentimeter zur Seite. Natürlich muss ich mich zusammenreißen, um meine Hand nicht um den Trigonischen Kristall zu legen, der gemütlich in meiner Tasche schlummert.
    „Jeder tanzt so gut er kann, um auf sich aufmerksam zu machen“, sage ich schließlich und lächle Katzenauge frech an. „Manche hampeln herum und behaupten, es wäre Hip-Hop.“
    „Was schwafelst du da?“ (1)

    „Jeder ist so, wie er ist, heißt das.“
    „ Du wirst nicht mehr lange tanzen!“ Katzenauge dreht sich verächtlich um und stolziert zurück zu ihren Freunden. Ich lächle zwar noch immer, aber meine Mundwinkel sind vor Schreck eingefroren, weil das kleine Männchen in meinem Ohr mir eine lange Nase zeigt. Vermutlich habe ich gerade mein eigenes Grab geschaufelt. Ted sieht wieder zu mir hin und ich Idiot kann nichts anderes tun, als ihm mit einem Grabeslächeln im Gesicht zuzuwinken.
     

     
    Yannik setzt sich nach der Pause wieder mit dem Rücken zu mir und auch meine Klassenkameraden beachten mich nicht. Was soll’s?! Ich habe sowieso keine Lust, mich noch einmal so geistreich zu unterhalten wie vorhin mit Katzenauge.
    In gewisser Weise habe ich schon alle möglichen Gespräche mit früheren Schulkameraden hinter mir: von ziemlich interessiert und aufdringlich bis hin zu abweisend und grob. Am besten fahre ich, indem ich mich unsichtbar mache. Da mir das allerdings bis jetzt nur selten gelang, blieb und bleibt es bei unscheinbar.
    Als aber unser Englischlehrer in die Klasse rauscht, hätte ich die Unsichtbarkeitsformel am liebsten sofort gebraucht. Vor Schreck rutsche ich vom Stuhl und wäre voll auf den Boden geknallt, hätte ich mich nicht in letzter Sekunde an der Tischkante festgehalten. Meine Hände zittern. Zwischen den Stühlen und dreißig Paar Beinen hindurch höre ich, wie der Lehrer seine Tasche auf das Pult stellt und uns fröhlich begrüßt. „Hello, all together!“
    Die Stimme kommt mir – verflixte, mit Chili und Feuerkraut gewürzte Hühnersuppe! – ziemlich vertraut vor.
    „Hello, Mr. Dulack!“, antwortet die Klasse im Chor.
    „Dr. Steinkaul hat mir gesagt, wir hätten eine neue Mitschülerin“, sagt er auf Englisch und sieht sich in der Klasse um. „Wo ist sie denn?“
    Nirgendwo ist sie – das heißt, sie steckt unter dem Tisch und macht sich

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