Verflixte Hühnersuppe (German Edition)
ihre Clique zur Seite gegangen sind! Schafft es Nadine, können wir es auch schaffen.“
„Ja, Nadine, wie hast du das denn überhaupt hingekriegt?“, fragt Jonas.
Ich schlucke schwer. Das ist Geheimnis Nummer eins. Wie soll ich das bitte schön erklären?
„Nadine?“, fragt Dulack. „Willst du nicht antworten?“
Langsam drehe ich mich zu meinen Mitschülern um. „Ich habe mit Ricky nur geredet, sonst nichts“, labere ich.
„Ricky lässt nicht mit sich reden!“, erwidert der Zehntklässler. „Ich weiß das, sie ist in meiner Klasse!“
„Na ja … manchmal muss man ein wenig nachhelfen …“ Unruhig trete ich von einem Fuß auf den anderen und schiele auf die Tür, die mir einen verheißungsvollen Fluchtweg verspricht. Was soll ich denen erzählen? Dass ich eine Superwaffe habe, mit der ich jeden Menschen augenblicklich beeinflussen kann? Nur dass sie bei meinen Feinden – die übrigens gleich anrücken, keine Panik! – nicht die Bohne wirkt? Dass ich mit dieser Waffe alle Menschen zum Frieden zwingen kann und für immer Frieden herrschen könnte, bis auch hier eine neue Schwarze Seite auftaucht, die alles zerstört? Und dass ich nicht mehr lange leben werde, weil jeder weiß, dass der Kristall – getarnt als harmloser Stein – in meiner Tasche liegt?
„Ähm …“, räuspere ich mich. (5)
Augenblicklich recken sich zwei Dutzend Köpfe. Manch einer bekommt den Ellbogen seines Nachbarn in die Seiten gerammt, damit es ruhiger wird. Jeder will meine Lüge hören, zu der ich wieder einmal gezwungen werde. Dabei will ich endlich einmal eine blütenreine Weste tragen. (6)
„Ich hab wirklich nur mit ihnen geredet – und dann haben sie eingesehen, dass sie den Eingang besser freigeben sollten.“
„Und warum hast du dich gestern von ihnen verprügeln lassen?“, fragt Jonas. „Da hättest du doch auch schon mit ihnen reden können!“
„Also“, lächle ich, froh darüber, das Thema wechseln zu können, „die gestrige … hm … sagen wir mal … Zusammenkunft … war für mich wichtig, damit ich herausfinden kann, wie weit sie gehen. Ted ist das schwache Glied der Gruppe. Er hat ‚Weg hier!‘ gerufen, obwohl kein Lehrer in Sichtweite war. Er wollte aufhören. Ihm war nicht wohl in seiner Haut und er würde die Clique sofort verlassen. Aber er fürchtet Rickys Rache und deshalb bleibt er. Wollen wir also irgendwo ansetzen, müssen wir Ricky in die Mangel nehmen.“
Die Schüler sehen sich gegenseitig an, schütteln die Köpfe oder flüstern miteinander. Moment mal! So geht es jetzt aber wirklich nicht! Das war diesmal nicht gelogen! Ich räuspere mich noch einmal energisch. „Ja, alleine hat niemand eine Chance! Doch wie ich sehe, sind wir 24 Schüler. Das sind 24 gegen fünf! Meiner Meinung nach reicht das aus, um Ricky mal so richtig zu zeigen, wer hier das Sagen hat – falls das mit freundschaftlichem Reden nicht gelingen sollte.“
„Und was ist, wenn ich ihr alleine gegenüberstehe?“, fragt der Junge aus der Zehnten. „Dann haut sie mich in die Pfanne!“
„Nicht, wenn sie auf unserer Seite ist …“, sage ich. „Mein Vorschlag wäre, Ricky und ihre Clique in unsere Schülerpolizei aufzunehmen.“
Einige Schüler lachen, andere protestieren laut. „Das ist unmöglich! Ricky wird bei ihren Streifgängen die Wände beschmieren! Oder sie versucht uns irgendwie anders auszutricksen!“
„Natürlich dürfen wir sie nicht mit ihrer Clique zusammen patrouillieren lassen!“, rufe ich. „Wir trennen sie – und für den Anfang schlage ich vor, Dreiergruppen zu bilden. Ricky wird gar keine Chance haben, etwas Dummes zu tun. Und vielleicht helfen wir Ted, sich endlich gegen sie zu stellen.“
„Das ist Wahnsinn!“, sagt ein Mädchen.
„Das Glück ist immer mit den Wahnsinnigen“, lächle ich. „Ricky will Macht haben, will auf sich aufmerksam machen – und genau das erlauben wir ihr. Mehr ist es doch nicht.“
Dulack lässt die Schüler noch fünf Minuten diskutieren, dann klopft er auf den Tisch. „Wir müssen zum Schluss kommen! Alle, die bei der Schülerpolizei mitwirken möchten, tragen sich in die Liste hier ein! Wir werden auch noch einen Vorsitzenden wählen. Ob Ricky und ihre Freunde in diese Organisation gebeten werden, darüber stimmen wir morgen ab.“
Es tragen sich alle in die Liste ein und zum ersten Mal sehe ich ein zufriedenes Lächeln in Dulacks Gesicht. Bei der anschließenden Abstimmung stellen sich drei Schüler zur Wahl, ich bin auf Bitten
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