Verflixte Hühnersuppe (German Edition)
drei Schülern in der großen Pause durch die Schule. Der Hausmeister hat mir schon am Morgen vier Funkgeräte in die Hand gedrückt und mir versichert, dass er noch weitere auftreiben wolle. Für eines dieser Geräte hat er sich mindestens fünf Mal entschuldigt, weil der Knopf vom Sprechfunk manchmal klemmt – als ob es seine Schuld wäre! Sein Zuvorkommen ist beinahe schon übertrieben. Aber was beschwere ich mich?! Der Spitzname „Giftzunge“ passt nun gar nicht mehr – und das ist die Hauptsache.
Ich sitze auf meinem Lieblingsplatz und höre den Funkverkehr meiner Polis ab, wie ich die Truppen nenne. Als ich Ricky mit ihrer Clique sehe, drücke ich das Knöpfchen zum Sprechen. „Nadine an alle! Nadine an alle! Unterbrecht eure Patrouille und lenkt die Aufsicht auf dem Schulhof ab! Ich muss mich jetzt einmal mit Ricky und ihren Freunden unterhalten! Ende!“
„Geht klar!“, rauscht es aus dem Funkgerät.
Zufrieden lege ich es beiseite, ziehe meine Jacke aus und beginne mit einigen Dehnübungen.
„Ah!“, ruft Ricky schon von Weitem. „Der kleine Dummkopf macht Morgengymnastik! Sind denn die blauen Flecke schon verheilt?“
Ich lächle Ricky vergnügt zu. „Noch nicht ganz. Aber es reicht aus, um euch zu verdreschen.“
„Was du nicht sagst! Du bist dümmer, als ich es mir vorgestellt habe. Hast du immer noch nicht die Hosen voll?“
„Nein, eigentlich nicht“, säusele ich mit honigsüßer Stimme. „Denn diesmal wollte ich mich wehren.“
Für einen Moment weicht alle Farbe aus Rickys Gesicht, dann beginnt sie schrill und laut zu lachen. Auch Tannenzapfen, Schiefzahn und Schwarzer Panther stimmen mit ein, nur Ted mustert mich abschätzend.
„Das kannst du dir von der Backe putzen!“, beginnt Ricky, doch schon im selben Augenblick fliegt ihr Fuß nach vorn.
Ich habe genau aufgepasst. Besseres hätte mir nicht passieren können, sie läuft direkt in meine Arme. Ich packe ihr Fußgelenk und ziehe es mit Schwung nach oben. Ricky segelt rückwärts zu Boden.
Für einen langen Moment herrscht Stille. Selbst die Geräusche auf dem Schulhof schwellen ab, vermutlich beobachten uns alle Schüler. Ich hätte es jedenfalls getan.
„Was gafft ihr so?“, schreit Ricky hysterisch. Ihr Kopf schwillt an wie ein prall gefüllter Luftballon, sie rafft sich mühsam hoch und stellt sich unbeholfen auf die Beine. „Ich bin ausgerutscht, das kann doch mal passieren! Los, macht die dumme Kuh alle! Die soll wissen, wer hier der Stärkere ist!“
Rickys Freunde umstellen mich, nur Ted hält sich abseits. Schiefzahn versucht mich von hinten zu packen, gleichzeitig hechtet Tannenzapfen von der anderen Seite auf mich zu. Schwarzer Panther tritt wieder gegen mein Schienbein. Ich wirbele herum, packe Schiefzahn am rechten Handgelenk und verdrehe ihm den Arm. Zur selben Zeit schießt mein linker Fuß zur Seite und trifft Tannenzapfen im Gesicht. Schwarzer Panther tritt ins Leere, ich schleudere ihr Bein zur Seite und sie kracht auf den Boden.
Der Augenblick, in dem sich die Clique fassungslos ansieht, dauert geschlagene sieben Sekunden. Dann aber stürzt sich Ricky mit neuem Elan auf mich und die beiden Jungen brüllen und greifen wütend an. Sie schlagen und treten auf mich ein, doch ich drehe und wende mich und weiche jedem Schlag gekonnt aus. Dabei verteile ich natürlich selbst ein paar Tritte und stoße meine Ellbogen in die Körper der Gegner. Schwarzer Panther rafft sich auf, um wieder mitzumischen, doch keine zwei Sekunden später stürzt sie erneut. Ricky versucht, an meinen Haaren zu ziehen, doch ich packe sie an ihren eigenen und zwinge sie mit eisernem Griff zu Boden.
Der Kampf dauert nicht lange. Endlich lehnt sich Tannenzapfen erschöpft an die Mauer, Schiefzahn hält sich den Bauch und Schwarzer Panther liegt wie gewohnt auf der Erde. Nur Ted hat alles mit angesehen und als ich auf ihn zugehe, steht er da, als hätte er einen Eisenträger hinuntergewürgt. Und es sieht ganz so aus, als könne er ihn nicht so leicht verdauen.
„Herzlichen Glückwunsch, Teddy!“, sage ich und halte ihm meine Hand hin. Entsetzt weicht er zwei Schritte zurück. „Du hast die einzig richtige Entscheidung getroffen!“
Als abzusehen ist, dass er viel zu große Angst hat, meine Hand zu schütteln, wende ich mich Ricky zu, die am Baumstumpf lehnt. Die Arme hält sich mit beiden Händen den Kopf.
„Eigentlich wollte ich dich nur etwas fragen, Katzenauge. Schade, dass du immer gleich denkst, ich wollte dir an den
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