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Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Titel: Verflixte Hühnersuppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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verzweifeltes Gesicht sehen muss.
    Meine Klassenkameraden lachen, nur Dulack sieht mich verblüfft an. Dann aber stellt er Yannik auf Englisch Fragen – und Yannik weiß alles, stellt die Sätze in der richtigen Folge um und buchstabiert schwierige Vokabeln aus dem Effeff. Ich sage natürlich kein Wort und starre aus dem Fenster. Drei Mal habe ich das Zeichen eingesetzt. Wann tauchen meine Feinde auf? Stürmen sie in die Klasse, um mich herauszuholen? Bringen sie mich um, um an den Kristall zu kommen? Wie viele werden antanzen?
    Yannik bekommt tosenden Beifall, als Dulack sein rotes Buch hervorzieht und sich eine Eins notiert. Er verteilt die restlichen Blätter, dann beginnt er mit dem Unterrichtsstoff. Ein paar Minuten vor dem Pausengong klappt er jedoch seine Aktentasche zu. „Dr. Steinkaul will die Idee einer Schülerin aufgreifen und eine Schülerpolizei aufbauen.“ Dulack schaut in die Runde, sieht mich aber nicht an. „In Amerika hat sich das Prinzip der Selbstüberwachung sehr gut bewährt, deshalb schlägt er vor, dass freiwillige Schüler aus der Achten, Neunten und Zehnten sich dieser Aufgabe annehmen. Dabei geht es auch um die Verschönerung der Eingangshalle. Wie die meisten von euch wissen, wurden Wände und Fußböden immer wieder beschädigt und beschmiert, sodass alle Bilder abgenommen werden mussten. Wir hoffen, dass durch die Schülerpolizei eine bessere Zusammenarbeit zwischen Schülern, Lehrern und dem Hausmeister gefördert wird.“
    Buhrufe ertönen durch die Klasse, als Dulack den Hausmeister erwähnt. Ich reiße ebenfalls zornig meinen Mund auf, um zu protestieren, lege aber schnell beide Hände darauf.
    „Das erste Treffen findet gleich in der Pause in Raum 1.05 statt – und es wäre schön, kämen auch einige von euch.“
    Der Gong ertönt und im allgemeinen Tumult gehen die letzten Worte des Lehrers unter. Ich möchte schon gern wissen, wer sich freiwillig meldet, doch diesmal will ich mich heraushalten. Ich muss mich auf etwas ganz anderes konzentrieren, wie du weißt.
    Dulack ruft mich zu sich, bevor ich an ihm vorbei aus der Klasse schleichen kann. Er sieht mich an, als habe ich ihm zu viel Hundefutter in die Hühnersuppe geschüttet. „Dr. Steinkaul liegt sehr viel daran, dass du bei der Schülerpolizei mitwirkst, schließlich hast du ihm die Sache auch vorgeschlagen.“
    Wie kann es anders sein: Mitgegangen – mitgefangen – mitgehangen! Tauchen meine Feinde auf, muss ich ihnen halt erklären, dass ich erst noch was mit der Schülerpolizei regeln muss. Überhaupt kein Problem, oder?
    Ich nicke lahm, drehe mich um und schlendere zum Raum 1.05. Immer mehr Schüler trudeln ein, ich sehe auch Yannik, Miriam und Jonas aus meiner Klasse. In einer Ecke steht der Hausmeister mit einem schiefen Grinsen im Gesicht. Dulack kommt zwei Minuten später. Er begrüßt 24 freiwillige Schüler, es sind mehr als ich vermutet hätte. Noch einmal erklärt er den Sinn unseres Zusammentreffens und hat noch nicht geendet, als einige Schüler durcheinanderreden.
    „Was springt für uns dabei raus?“, fragt ein Zehntklässler. „Wir mühen uns hier ab und stehen für alle anderen als Blödmänner da! Dann will ich auch wissen, wozu das Ganze!“
    „Es geht darum, unsere Schule zu schützen …“, beginnt Dulack, doch zwei Mädchen aus der Neunten unterbrechen ihn.
    „Ich weiß schon, was die anderen sagen werden!“, giftet die eine. „ Guck mal, da kommen die Wichtigtuer! Die wollen doch nur voll angeben! “
    „Und ich sehe mich schon von Ricky und ihrer Bande in die Enge getrieben“, sagt die andere. „Die werden uns vermöbeln, noch ehe wir unseren Leuten Bescheid gesagt haben!“
    „Das stimmt!“, pflichtet Jonas bei. „Ich hab schon ’ne Menge Schüler gesehen, die von denen fertiggemacht wurden. Gegen die haben wir keine Chance!“
    „Nun“, sagt Dulack schnell, „sollten sich einige Schüler dagegen wehren …“
    „Und ob die das tun werden!“, fällt ihm jemand ins Wort. „Sie kennen die Clique nicht, die machen kurzen Prozess mit uns!“
    „Oder glauben Sie“, protestiert der Zehntklässler wieder, „dass die auf uns hören, wenn wir sagen, sie sollen das Beschmieren der Wände sein lassen? Die machen uns kalt, da bin ich mir sicher!“
    Dulack versucht mehrere Male zu antworten, aber seine Stimme kann die empörten Rufe nicht übertönen.
    „Warum hat Nadine es geschafft?“, ruft Yannik laut durch den Raum. „Ihr habt doch heute Morgen alle gesehen, dass Ricky und

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