Verflixte Hühnersuppe (German Edition)
einiger auch dabei. Eigentlich habe ich mich ja aus diesem Schlamassel heraushalten wollen, aber jetzt halt dich fest: Ich erhalte die meisten Stimmen!
„Ich werde mich mit unserem Hausmeister abstimmen“, sage ich unternehmungslustig. „Morgen in der ersten Pause ist unser nächstes Treffen. Bis dahin stelle ich einen Plan auf, damit wir sehen, wie oft wir Dienst schieben müssen.“
Als es klingelt, ziehen alle zufrieden ab. Ich suche meinen kleinen Freund in meiner Tasche. Manchmal braucht man keine zusätzliche Macht, um andere zu überzeugen. Manchmal hilft auch einfach nur reden …
„Ich find’s echt klasse, dass du bei der Schülerpolizei mitmachst!“, meint Yannik und grinst mich an. Ausnahmsweise gehen wir gemeinsam nach Hause, scheinbar ist er nicht mehr böse auf mich. Aber er schwärmt die ganze Zeit von der Schülerpolizei, was mir beinahe schon zu viel wird. „Ich glaube fest daran, dass du … ich meine … dass wir Ricky und ihre Bande fertigmachen können! Ein paar Karateschläge und sie gehorchen uns!“
„Das ist nur leider nicht Sinn der Sache …“ Ich sehe mich unauffällig um. Werde ich verfolgt? Schauen neugierige Augen durch das Gebüsch? Wann tauchen meine Feinde auf? Wie lange muss ich noch warten? „Unsere Aufgabe ist es, sie zur Vernunft zu bringen. Wir haben mehr gewonnen, wenn sie bei uns mitmachen.“
„Dann war das also doch ernst gemeint?“ Yannik sieht mich entrüstet an. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ricky uns eine Hilfe sein wird. Eher im Gegenteil. Außerdem haben wir die Schülerpolizei doch eigentlich wegen Ricky und ihrer Bande gegründet!“
„Aha, du bist dir also sicher, dass Rickys Clique bisher die Bilder zerstört hat?“
Yannik wiegt seinen Kopf von links nach rechts. „Hm … Ich wüsste nicht, wer es sonst gewesen sein sollte … Und warum schaust du dich eigentlich dauernd um?“
Puh! Wenn Yannik meine Unruhe schon bemerkt, dann verhalte ich mich wirklich viel zu auffällig. Zu dumm, dass ich ständig daran denken muss. Vielleicht ist die Schülerpolizei doch eine gute Ablenkung.
Zu Hause angekommen, trennen sich unsere Wege. Später treffen wir uns im Baumhaus wieder und während Yannik unter meiner Aufsicht die Hausaufgaben erledigt, tüftle ich den Dienstplan der Schülerpolizei aus. Yannik hilft mir, die Route durch die Schule zu planen, da er sich besser auskennt. Als es dunkel wird, ist das der erste Tag, an dem ich nicht zum Sport komme.
Umso kribbeliger werde ich, als ich am frühen Morgen die Zeitungen austrage. Im Jogginganzug jage ich von Haustür zu Haustür und quetsche die Zeitungen ungeduldig in die Briefkastenschlitze. Schließlich bin ich eine halbe Stunde zu früh an der Stelle, die ich mit Dulack verabredet hatte, deshalb laufe ich die Runde schon einmal vor.
„Wo kommst du denn her?“, ruft Dulack überrascht, als er mich von der anderen Seite kommen sieht.
„Ich hab nur mal nachgesehen, ob die Pfützen endlich getrocknet sind.“
Dulack sieht mich zweifelnd an. „Diesmal laufen wir nach meinem Tempo, das war abgemacht!“
„Wenn Sie unter abmachen verstehen, dass Sie immer das letzte Wort haben …“, grinse ich. (7) „Falls ich unterwegs einschlafe, können Sie mich ja wecken.“
„Du wirst diesmal das Vogelgezwitscher wahrnehmen und genauso in den Bann des Waldes gezogen werden wie ich es jedes Mal erlebe. Das ist nämlich der einzige Grund, wieso ich so früh am Morgen laufe.“
Als wir eine Dreiviertelstunde später wieder zurück zu dem Tor kommen, muss ich zugeben, dass diese Art zu joggen auch ihren Reiz hat, aber das sage ich natürlich nicht laut. Schließlich kommt es darauf an, was man damit erreichen will.
„Und morgen versuchst du mal, dich nicht dauernd umzudrehen, okay?“, sagt Dulack beim Abschied. „Du warst noch immer nicht mit allen Sinnen beim Joggen. Wenn du so weitermachst, hältst du keine zwei Jahre durch.“
Ich beiße mir auf die Lippen. In zwei Jahren werde ich sicher nicht mehr hier sein. Entweder bin ich hühnersuppentot – oder endlich wieder in meiner Heimat auf Labaido! Dort werde ich dann den ganzen Tag lernen, zwischendurch ein wenig Sport treiben und danach in verschiedenen Arbeitsgemeinschaften Gespräche führen. Allenfalls habe ich zwei Stunden zur eigenen Verfügung. So gesehen habe ich hier auf der Erde in einem Jahr so viel Freizeit wie in einem ganzen Leben auf meiner Heimatwelt.
Am Vormittag patrouillieren drei Gruppen mit jeweils
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