Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Titel: Verflixte Hühnersuppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
Vom Netzwerk:
den Kopf gehauen! Er blutet ganz schlimm!“
    Ich beiße mir auf die Lippen, reiße mein Funkgerät hervor und schreie: „Sofort abziehen, hört ihr?! Alle Polis nach draußen!“
    Verflixt, in dem Moment wird mir klar, wie ernst die Lage ist. Ich habe es hier mit professionellen Killern zu tun, da darf ich meine Polis nicht mit hineinziehen! Ich rase den Gang entlang und springe die Treppen hinunter. Ich brauche nur noch durch eine Tür im Keller schlüpfen, dann bin ich auf dem kleinen Schulhof. Die Freiheit ist schon so nah, ich kann sie förmlich riechen. Trotzdem schiebt sich eine unsichtbare Mauer aus Feuer und Eis dazwischen. Ist das meine Angst? Oder die Aura des Bösen?
    Kaum habe ich den dritten Treppenabsatz erreicht, sehe ich die Lederjacke eine Etage tiefer die Treppe hinaufstiefeln. Ich bremse ab, doch der Boden ist so stark gebohnert, dass ich einige Stufen hinabschliddere. (6) Gerade noch rechtzeitig halte ich mich am Geländer fest und schaffe es, nicht auf die Stufen zu donnern. Als meine Füße wieder festen Halt finden, spurte ich die nächste Treppe hinauf. Deutlich höre ich die Schritte der Lederjacke hinter mir.

    Der Physiktrakt liegt verlassen da. Ich muss den Umweg über den Unterstufentrakt in den Keller nehmen – es sei denn, die Lederjacke holt mich ein, dann tritt Plan B in Kraft. Das ist immer dann der Fall, wenn ich nicht weiterweiß, doch leider habe ich den in der Eile vergessen zu erstellen.
    Erneut fege ich über den blanken Marmorboden. Mein Herz rast und ich japse nach Luft – so viel zu meiner sportlichen Top-Form. Verzerrt höre ich Rickys Stimme aus dem Funkgerät. „Was hast du denn ausgefressen, kleiner Dummkopf?“ Ihre Stimme klingt warm und so, als müsse sie mich in Schutz nehmen.
    „Nichts“, keuche ich. „Ich besitze etwas, was die unbedingt haben wollen. Aber es gehört meinen Eltern und – ich gebe es nicht her! Niemals!“ Den letzten Teil schreie ich und in meiner Stimme schwingt die ganze Verzweiflung mit, die in diesem Moment auf mich einstürzt. Das ist verdammt viel, wie du dir sicher vorstellen kannst! Oder bist du vielleicht schon mal von Monstern und Schwerverbrechern gejagt worden? So fühle ich mich jedenfalls und großartige Fluchtmöglichkeiten sehe ich auch nicht gerade, denn am Ende des Ganges taucht das Fledermausgesicht auf. Er fixiert mich, als sei ich für die letzten Stinkbombenangriffe in der Halle verantwortlich.
    Ich stoppe abermals, schliddere noch ein paar Meter und stürze dabei zu Boden. Hastig raffe ich mich auf und laufe zurück. Natürlich taucht Lederjacke auf und von der dritten Seite schlendert der Wolf mit einer Seelenruhe heran, die geradezu provokant ist. Er sagt nichts, sondern starrt mich nur noch an. (7) Sein junges Gesicht verzieht nicht eine Miene, als sei es von einer uralten Weisheit geprägt, die nur den einzigen Schluss zulässt, dass es für mich keine Chance gibt.

    Die Ratte sitzt in der Falle. (8)

    Sie haben mich , schießt es mir durch den Kopf. Ich zittere am ganzen Leib. Weder mit Karate noch mit der Mischung aus Bauchtanz und Judo werde ich mich wehren können, das ist mir plötzlich klar. Das ist mein absolutes Ende!
    Doch Moment mal! Immerhin habe ich noch einen Trumpf in der Tasche. Ich hole den Stein hervor und betrachte ihn kurz. „Nein!“, schreie ich. „Ihr bekommt ihn nicht! Ich kämpfe für den Frieden – und ich sterbe auch für ihn!“ (9)

    Mit diesen Worten stürze ich gegen eine Klassenzimmertür. Öffne sie , brülle ich in Gedanken – und die Tür springt tatsächlich auf. Ich stolpere in den Raum, packe einen Stuhl und klemme ihn unter die Türklinke.
    Gute Idee – und keine Sekunde zu spät!
    Jemand versucht, die Klinke herunterzudrücken, doch sie stößt gegen die Lehne des Stuhls. Fäuste trommeln an die Tür, danach kratzen scharfe Klingen über das Holz. Worte, kurz und scharf ausgestoßen, werden gewechselt, viel zu undeutlich, als dass ich hätte etwas verstehen können. Dann ist es still.
    Totenstill.
    Ich torkele ein paar Schritte zurück. Zuerst stoße ich gegen das Lehrerpult, dann falle ich über einen Stuhl. Ich drehe mich nicht um. Mein Atem pfeift und die Hände zittern. Ich umklammere den Stein so fest, dass meine Knöchel weiß werden. Es gibt keinen Fluchtweg, nicht aus einem Klassenzimmer im vierten Stock!
    Mit nur einem Schlag zerbricht die Tür!
    Die Hand des Wolfs frisst sich durch das armdicke Holz und zertrümmert die Tür, als sei sie aus Esspapier.

Weitere Kostenlose Bücher