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Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Titel: Verflixte Hühnersuppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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ich wissen!“, dränge ich.
    „Du musst aus Birkenbleich raus und dann in Richtung Hümmelfeld. Nimmst du den ersten Wanderweg nach rechts, kommst du automatisch …“
    Ich springe auf. Meine Beine zittern heftig, doch diesmal ist es die Aufregung. „Ich muss sofort hin! Sag schon, welcher Bus fährt dort vorbei?“
    „Die 47! Aber die Burg ist zu! Ich glaube, da wohnt nur der Pächter mit seinem Hund …“
    „Das ist egal! Der Wolf wird ihn sicher einsperren oder etwas anderes …“ Ich schlucke, dann stürmte ich zur Tür, ohne den Satz zu beenden.
    Yannik hält mich am Arm fest. „Was ist los? Willst du es mir nicht sagen?“
    Ich atme tief durch. Das, was ich vorhabe, ist so töricht, dass es vielleicht gerade deshalb klappen kann. Ich stehe regelrecht auf einem Pulverfass. Das heißt, ich muss nur dem Wolf dieses besagte Fass unter den Hintern schieben und es anzünden – und dann zusehen, wie er und seine Schlangen sich in alle Winde verteilen.
    „Ich werde mich revanchieren!“, flüstere ich. „Es wird Zeit, dass der Wolf nun mich kennen lernt!“
     

     
    Er wird wissen, dass ich komme , denke ich, als ich den Wanderweg zur Burg hinaufstiefele. Er hat alles gewusst, sogar wann ich bei Frau Steinkaul oder bei Frau Siebert eintreffen würde. Wie lange hat er mich beobachtet, ohne dass ich es gemerkt habe? (1) Ein wenig mulmig ist mir schon zumute. Aber jetzt gibt es kein Zurück, ich muss Anna befreien!

    Der Weg steigt langsam an. Durch die noch fast kahlen Äste des Laubwaldes kann ich die ersten Mauern der Burg erkennen. Sie ist eine der wenigen Festungen, die zur Hälfte in den Fels gehauen und zur anderen mit Steinen gemauert wurde. Feinde hätten das Gemäuer früher nur von zwei Seiten einnehmen können. Auf der dritten geht es ungefähr zweihundert Meter steil abwärts und auf der vierten Seite ragt ein Fels wie eine halb offen stehende Hand über die Herrschaftshäuser. Inzwischen ist die Burg zwar zur Gastronomie umgebaut worden – mit Bierausschank und allem, was noch dazugehört. Bevor ich aus dem Baumhaus stürmte, hat mir Yannik jedoch noch berichtet, dass es die alten Kerker noch immer gäbe. Und obwohl er mir auch einige Stellen verraten hat, an denen ich ohne Seil oder andere Gerätschaften die Mauer überwinden kann, steuere ich zielsicher auf das große Tor zu. Ein leicht vergilbtes Schild weist darauf hin, dass die Burg nur von April bis Oktober geöffnet ist.
    „Schön wär’s …“, murmele ich und stoße die Tür auf, die in das riesige Tor eingelassen ist. Dann fühle ich das Zeichen in meiner Tasche. „ Gib mir Kraft, dass es klappt, kleiner Freund! “
    Warum sollte ich heimlich in die Burg eindringen, wenn der Wolf doch weiß, was ich als Nächstes tue? Laut knalle ich die Tür hinter mir zu und gehe noch fünf Schritte. Vor mir liegt der Burghof – er ist beinahe so groß wie der Schulhof unseres Gymnasiums. In dessen Mitte, wie es früher so üblich war, befindet sich ein Brunnen mit einem Eimer und einer Seilwinde. Dahinter stehen fünf riesige Eichen und ein paar Gebäude. Zwei scheinen früher als Hühnerställe gedient zu haben, aber jetzt sind sie eindeutig zu Toilettenräumen umgearbeitet worden. Dahinter liegen vermutlich die Bedienstetenräume und tief im Fels erstreckt sich das Restaurant über fünf Stockwerke. Früher müssen diese Räume den hohen Herren gehört haben. Nun hängt am obersten Gemäuer eine Laterne mit einer Bier-Werbung. Keine Menschenseele ist zu sehen. Sollte ich mich geirrt haben? (2)

    Ich gehe auf den Brunnen zu. Nenn es einen „siebten Sinn“ oder einfach nur Logik, doch ich spüre, dass ich beobachtet werde. Mein Herz klopft so heftig, dass ich schon befürchte, jeder kann es in meiner Brust hüpfen sehen. Als ich den Brunnenrand erreiche, bin ich froh, mich anlehnen zu können. Vorsichtig schaue ich in den Schacht. Nur zwei Meter unter mir ist ein Gitter in den Wänden befestigt, damit niemand aus Versehen hinabfällt. Darunter geht es unendlich in die Tiefe und mit der Finsternis gähnt faules Wasser zu mir herauf.
    „Du kommst spät!“
    Seine Stimme klingt gespenstisch über den Hof. Sehen kann ich niemanden und das ärgert mich umso mehr.
    „Noch früh genug, um dich in den Weltraum zu katapultieren!“, antworte ich mit betont fester Stimme.
    Ein Lachen, etwa so, als sei der Abfluss einer Toilette verstopft, dröhnt von den Bedienstetenräumen herüber. „Du hast meine Nachricht also verstanden?“
    Der

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