Verflixte Liebe
einfach nach Rom zurück? Dort denkt man anders, und Tommaso lebt nicht mehr und ...“
„Ich möchte aber meine Mutter wieder sehen. Ich möchte sie in die Arme schließen, und sie soll ihr Enkelkind kennenlernen. Und mein Kind soll einen Vater haben. Wenn schon einen, den es niemals kennen lernen kann, so doch einen, der einen Namen, ein Grab und eine Geschichte hat.“ Alice senkte den Kopf und wischte sich verstohlen die Augen.
Christiane nickte. „Ja, ich verstehe was Sie meinen. So schlimm es war, dass Tommaso mich damals verleugnete, ich habe meiner Tochter nie Gemeinheiten über ihn erzählt oder verschwiegen, wer er war. Wir brauchen unsere Wurzeln, und dazu gehört auch der Vater. Was ich aber nicht verstehe ist, warum Sie sich bei den Forcellis anstellen ließen. Als Hausmädchen! Was bringt das, in dieser schrecklichen Umgebung, bei diesen Leuten zu leben? Sie quälen sich doch nur!“
Alice sah Christiane unvermittelt an. „Weil ich etwas weiß, was sonst niemand weiß, und weil ich Beweise dafür suche - Tommaso Unfall war kein Unfall. Seine verrückte Frau hat sich und ihn umgebracht!“
Das Caffè Mazzara, die Leute ringsumher waren vor Christianes Augen verschwommen. Sie starrte Alice fassungslos an, und immer wieder hallten die Worte der Sizilianerin in ihrem Kopf nach. 'Weil ich etwas weiß, was sonst niemand weiß, und weil ich Beweise dafür suche. Tommaso Unfall war kein Unfall, seine verrückte Frau hat sich und ihn umgebracht!'
Christiane griff nach Alices Arm und schüttelte ihn. „Aber um Himmels Willen, so etwas können Sie doch nicht einfach behaupten!“
„Ich behaupte es nicht einfach, ich weiß es! Von Tommaso selbst. Am Tag vor seinem Tod haben wir uns getroffen. Hier, in diesem Café. Wir saßen dort drüben.“ Alice deutete auf einem Tisch, an dem nun drei Japanerinnen saßen und sich angeregt unterhielten. „Und dort erzählte Tommaso mir, dass er am Nachmittag mit Roberta gesprochen hatte. Er hatte ihr gesagt, dass er sich von ihr trennen würde. Er hatte ihr vorgeschlagen, es gütlich zu tun. Sie sollte die Villa in Erice bekommen und genug Geld, dass sie bis an ihr Ende ein sorgloses Leben hätte führen können. Aber er wollte die Scheidung, das war seine Bedingung. Für den Fall jedoch, dass sie sich nicht einverstanden erklären würde, hatte er ihr angedroht, die Trennung gerichtlich zu erzwingen.“
„Ja hätte er da denn Chancen gehabt?“
Alice lachte kurz und bitter. „Weiß Gott, das hätte er! Sie war verrückt, sie lebte in einer Wahnwelt. Sie behauptete, er würde fremdgehen, er hätte überall Frauen - in Rom, in Venedig, in München, in London. Doch das stimmte nicht. Ich war die erste, mit der er sie betrog, und er liebte mich. Und sie behauptete, er hätte ihre Mitgift durchgebracht und wolle sie mit Arsen vergiften, das er ihr ins Essen mischte. Aber am schlimmsten war, dass sie sich in den letzten Monaten mehrmals selbst verletzt hatte. Mit dem Messer! Sie hatte sich Schnitte an den Armen und an der Brust beigebracht. Nicht tief, nicht gefährlich, aber optisch wirkungsvoll. Und dann schrie sie bis alle zusammenliefen und bezichtigte Tommaso, dass
er
es getan hätte.“
„O Gott, das ist ja entsetzlich.“
Alice nickte. „Ja, es war der blanke Horror für ihn, für alle. Das Hausmädchen kündigte, weil sie Angst hatte und diesen Terror nicht mehr aushielt. Doch Marcello Forell stellte sich hinter Roberta und drohte seinem Sohn, ihn zu enterben, falls diese Dinge nicht endlich aufhörten. Bist du ein Mann? Dann tu etwas, damit sie glücklich ist, hatte er ihn angebrüllt.“
Christianes Gesicht verzog sich vor Wut. So ähnlich hatte sie das heute auch schon erlebt! Marcello Forell schien tatsächlich zu glauben, dass es einer Frau zum Glück schon genügte, einen aufmerksamen Liebhaber zu haben! Küss sie und schenke ihr Rosen, und sie wird den Mund halten!
„Marcello Forell hatte ja schon immer einen Narren an Roberta gefressen“, fuhr Alice fort. „Sie war sein Patenkind, die Tochter seines Cousins.“
„Dann waren Tommaso und Roberta also verwandt?“
„Die beiden waren nicht die ersten in der Familie Forell, die verwandt waren. Vielleicht war das ja auch der Grund, für Robertas Verrücktheit und diese Krankheit, unter der sie so litt!“
Christiane sah sie stirnrunzelnd an. „Noch eine andere Krankheit?“
„Ja. Sie konnte keine Kinder bekommen. Das heißt, sie konnte zwar schwanger werden, doch sie verlor den Embryo
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