Verflixte Liebe
so?“
„Dass du mir nicht endlich zeigst, wie ich das Ding hier bedienen muss!“, fauchte sie ihn an. Sie hasste es, wenn man sie beim Träumen erwischte.
Während Raffaele den PC startete und ins Internet ging, beobachtete Christiane jeden seiner Handgriffe. Zum Glück schien es keine Passwörter zu geben, die sie daran hindern konnten auch das Textprogramm zu öffnen.
„Gut“, sagte sie und setzte sich, „dann kann ich ja loslegen! Das heißt - wo ist der Drucker? Nur für den Fall dass ich etwas ausdrucken möchte.“
Raffaele zeigte ihn ihr, dann sah er sie schmunzelnd an. „Kommst du jetzt alleine zurecht?“
„Kein Problem!“ Sie machte eine Handbewegung, als wollte sie ein Huhn aus ihrem Garten verscheuchen.
„Darf es auch Tintenfisch sein? Gefüllt mit Scampi?“
„Wie bitte? Ach so!“ Sie verdrehte genüsslich die Augen. „Klingt wunderbar!“
Als die Tür ins Schloss gefallen war, zog sie die CD aus ihrer Tasche, schob sie ins Laufwerk und öffnete die Datei 2004. Sie überflog den Text und stellte zufrieden fest, dass es sich tatsächlich um Tommasos Tagebuch handelte. Er schrieb von Alice, wie sehr er sie liebte und dass sie vermutete, schwanger zu sein. Und er schrieb von Robertas ständigen Angriffen, ihren Drohungen, ihren Gemeinheiten. Auch die Drohung, sie würde ihn lieber umbringen, als ihn gehen lassen, hatte Tommaso einen Tag vor dem Unfall notiert.
Die Datei war in einzeiligem Abstand geschrieben und umfasste 49 Seiten. Das alles auszudrucken würde verdammt lange dauern! Christiane überlegte kurz, markierte dann den Text und verkleinerte die Schrift. Nun waren es noch 25 Seiten.
„O.K.!“ flüsterte sie und startete. Dann ging sie wieder ins Internet und beschäftigte sich mit den Recherchen, die sie für ihren Besuch hier vorgeschoben hatte.
Tatsächlich wurde sie nach einigem Suchen fündig. Ein Dr. Mahlert am Klinikum Großhadern schien eine Operation, wie Maria sie brauchte, bereits gewagt zu haben. Sie las den Text durch, notierte sich verschiedene Telefonnummern, Adressen und Links. Dann ging sie zum Drucker und nahm die fertigen Tagebuchseiten aus dem Fach. Es waren fast alle, nur noch zwei fehlten. Sie faltete sie in der Mitte und schob sie in ihre Handtasche.
Im nächsten Moment hörte sie Geräusche an der Tür und fuhr aufgeschreckt herum.
Es war Sophia. Sie warf ihre Tasche auf den Schreibtisch und kam auf Christiane zu. „Ah, Signora!“ Sie starrte sie mit unverhohlenem Hass an.
„Buon giorno.“ Christiane setzte ein harmloses Lächeln auf, aber unter ihrem Kleid klopfte ihr Herz zum Zerspringen. Was, wenn Sophia die restlichen Seiten aus dem Drucker nahm, um sie anzusehen? Und die CD war ja auch noch im Rechner!
„Was tun Sie hier?“ fragte Sophia.
„Sie sehen doch, ich recherchiere im Internet. Raffaele ist nur kurz zum Hafen gefahren, Fisch kaufen.“
„Ah, er wird für Sie kochen?“
Christiane gewann langsam an Selbstsicherheit zurück. „Natürlich nur, wenn Sie nichts dagegen haben“, antwortete sie im selben spitzen Ton.
Sophia schürzte die Lippen. Dann lächelte sie und deutete auf den Drucker. „Er scheint fertig zu sein.“ Sie wollte hingehen und die Seiten herausnehmen, aber Christiane hielt sie am Arm fest. „Lassen Sie nur, ich mach das schon!“ Es klang unfreundlicher als beabsichtigt.
Sophia hob beide Augenbrauen, warf dann einen Blick auf den Bildschirm. „Hm - ein medizinisches Problem?“
„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht.“
Christiane faltete die restlichen Seiten, die sie aus dem Drucker genommen hatte, und schob sie zu den anderen in ihre Handtasche, dann druckte sie pro Forma auch die Seiten aus, die sie gerade auf den Bildschirm geladen hatte.
Plötzlich stand auch Raffaele im Zimmer. „Hallo“, grüßte er, sah von Christiane zu Sophia.
„Hi!“ Christiane lächelte gequält. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Noch immer war Tommasos Tagebuch hinter der Internetmaske geöffnet und sie musste die CD aus dem Rechner nehmen.
„Ah, du hast Fisch gekauft!“ Sophia zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch in Christianes Richtung. „Sie müssen wissen, Signora Rosmann, wenn er Frauen verführt, dann kocht er immer Fisch!“
Christiane lächelte müde. „Der Fisch war meine Idee, ich hatte ihn darum gebeten.“
„Dann scheinen Sie beide ja tatsächlich auf einer Linie zu liegen.“
Raffaele ging zum Drucker, nahm die Seiten heraus und betrachtete sie. Er tat es,
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