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Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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da. Nackt.«
    » Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. War er begehrlich, wenn du weißt, was ich meine?«
    » Er hat ihr das blaue Pulver mit einem Messer vom Leib gekratzt.«
    » Interessant. Ich verspüre nicht das geringste Bedürfnis, es selbst zu versuchen. Was möglicherweise eine Premiere sein dürfte.«
    » Ich bin verstört.«
    » Das kann ich mir vorstellen. Doch sage mir: Hast du bei Berthe dein Glück versucht?«
    » Ich war sieben.«
    » Meter lang? Das ist obszön.«
    » Nein, sieben Jahre alt. Es war keine Halluzination, Henri. Es war eine Erinnerung. Ich hatte es ganz vergessen. Während des Krieges war ich unten in dieser Gipsmine auf Rattenjagd. Der Eingang liegt beim Friedhof.«
    » Du hast Berthe Morisot tatsächlich nackt und blau gesehen? Könnte peinlich werden, wenn du ihr bei der nächsten Ausstellung über den Weg läufst. Ich meine, sie ist ja immer noch eine attraktive Frau, eine grandiose Malerin, aber…«
    » Ich glaube, wir müssen zu dieser Mine gehen.«
    » Vielleicht erst eine kleine Stärkung? Du warst eine ganze Weile besinnungslos. Es ist kein Cognac mehr da.«
    » Warum liegst du auf der Erde?«
    » Solidarität. Und es ist kein Cognac mehr da. Das ist meine bevorzugte Kein-Cognac-mehr-da- Haltung.«
    » Gut. Erst eine Stärkung. Dann gehen wir zur Mine.«
    » Famos! Wohlan!«
    » Du kannst nicht aufstehen, oder?«
    » Der Boden ist kühl an meiner Wange. Ich mag dieses Gefühl ganz gern.«
    » Nachdem wir Laternen besorgt, etwas gegessen und Kaffee getrunken haben und du ein Bad genommen hast. Dann?«
    » Ein Bad? Im Ernst?«
    » Du riechst wie ein ganzer Puff.«
    » Ach ja?«
    » Was unangemessen ist, sofern man sich nicht tatsächlich in einem Puff befindet.«
    » Dann also ein Bad. Famos! Wohlan!«
    » Trotzdem musst du aufstehen.«
    » Wir sollten wirklich eine Dienstmagd haben, die hier mal gründlich durchwischt.«
    Es nahte schon der Sonnenuntergang, als Lucien Henri endlich so weit ausgenüchtert hatte, dass sie sich die Mine vornehmen konnten. Beide trugen je eine Sturmlaterne, und Lucien hatte Kerzen und Streichhölzer in seinen Jackentaschen. Henri trug seinen Stock mit der Klinge im Griff (Lucien hatte ihn gedrängt sicherzugehen, dass es nicht der Stock mit dem Schnapsglas war.), und Lucien war mit einem langen, gebogenen Buschmesser ausgerüstet, geliehen von einem Nachbarn, der damit das Unkraut in der Hecke seines Hinterhofs bändigte.
    » Vielleicht sollten wir warten, bis es nicht mehr so dunkel ist«, sagte Henri, als er sich durch einen niedrigen Gang in den Dornenbüschen schob.
    » Es ist eine Mine. Da ist es immer dunkel.« Lucien schlug mit dem Buschmesser auf die Brombeersträucher ein, wobei er sich an den Dornen die Knöchel aufriss.
    » Wir hätten eine Pistole kaufen sollen. Ich habe einen Onkel in Paris, der uns liebend gern eine leihen würde.«
    » Wir werden keine Pistole brauchen.«
    » Das dachte Vincent vermutlich auch an jenem letzten Tag, an dem er zum Malen vor die Tür ging.«
    Lucien wollte widersprechen, sagte jedoch stattdessen: » Merkwürdig, dass Gauguin sagte, Vincent wollte das Blau nur für Nachtszenen benutzen.«
    » Armer Vincent«, sagte Henri.
    Sie kamen zum Eingang der Mine. Lucien kniete sich hin und holte ein Streichholz aus seiner Jackentasche. » Wir sollten die Laternen anzünden. Gib mir deine.«
    » Ich halte nach Ratten Ausschau«, sagte Henri.
    » Die meiden das Licht. Deshalb musste ich ja überhaupt da rein. Um meine Fallen aufzustellen.«
    » Wieso hast du Ratten gejagt?«
    » Zum Essen.«
    » Bitte wie?«
    » Für die Pasteten meines Vaters.«
    » Bitte was?«
    » Die Stadt wurde belagert. Es gab sonst nichts zu essen.«
    » Dein Vater hat Rattenpastete gemacht?«
    » Eigentlich sollte es eine Terrine werden, aber dann gab es nicht genug Brot dazu, also wurden es Pasteten. Die Kruste bestand zur Hälfte aus Sägemehl. Ja, Rattenpasteten wie Teigtaschen.«
    » Aber ich mag deine Fleischpasteten.«
    » Familienrezept«, sagte Lucien.
    Sie schlichen in die Mine, hielten die Lampen hoch. In den dunklen Schatten huschte etwas.
    » War Berthe so schön, wie ich sie mir vorstelle?«, fragte Henri.
    » Ich war sieben Jahre alt und hatte schreckliche Angst. Ich dachte, der Farbenmann foltert sie.«
    » Hoffentlich ist sie hier. Ich habe einen kleinen Skizzenblock in der Tasche.«
    » Das wird nicht der Fall sein. Es ist zwanzig Jahre her. Sie wohnt mit ihrem Mann und ihrer Tochter auf dem Montparnasse.«
    » Tja, und

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