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Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Zug auf den nächsten springen?«, sagte Lucien. » Von einem Maler auf den anderen?«
    Sie nickte. » Das ist keine schlechte Formulierung.«
    » Das ist eine fürchterliche Formulierung«, sagte Lucien. » Was passiert mit dem Zug, in dem du eben noch warst, ich meine den Körper, den du verlässt, um den nächsten zu nehmen?«
    » Sie leben ihr Leben weiter. Ich habe Dutzende Male von Camille Monet zu anderen hin und her und wieder zurück gewechselt.«
    » Aber du sagtest, Juliette hätte kein eigenes Leben. Sie sei du? Was ist mit Juliette passiert, als du dir Carmen zu eigen gemacht hast?«
    » Sie schläft sehr viel«, sagte Juliette.
    » Als du das erste Mal da warst, hat Carmen Wochen bei mir verbracht«, sagte Henri.
    » Ich sagte ja: sehr viel.«
    » Und als du weggingst?«, sagte Lucien. » Als du mich verlassen hast? Als du mir das Herz gebrochen hast, wo bist du hin?«
    » Vincent war ein großes Talent«, sagte sie. » Ich wollte nicht gehen, aber ich habe nicht immer die Wahl.«
    » Du hast Paris verlassen, um zu Vincent zu gehen? Als Juliette?«
    » Ja, als Juliette. Ich kann sie nicht allein lassen, egal, in welchem Körper ich auch bin, also musste ich gehen. Der Farbenmann wollte, dass Vincent mit dem Sacré Bleu malt. Ich musste gehen. Es tut mir leid.«
    » Und Carmen ist fast gestorben, als du sie verlassen hast«, sagte Henri verzagt.
    » So macht sie das immer«, spuckte Lucien aus. » Sie nimmt sie sich, sie benutzt sie, benutzt den Maler, dann verlässt sie sie und sie sterben, ohne zu ahnen, was eigentlich mit ihnen passiert ist. Die Künstler bleiben zerbrochen und trauernd zurück.«
    » Alles hat seinen Preis, Lucien«, sagte sie leise und blickte zu Boden. Sie war nicht darauf vorbereitet, dass er ihr böse sein würde. Die Möglichkeit war ihr gar nicht in den Sinn gekommen, und es schmerzte sie. Es verwirrte sie, und es tat weh.
    » Seinen Preis? Seinen Preis?«
    » Ja«, sagte sie. » Meinst du, große Kunst könnte entstehen, ohne dass jemand dafür einen Preis bezahlt?«
    » Und was ist der Preis für das Bild, das ich von dir gemalt habe? Willst du diese Person, dieses Ding, das ich Juliette nenne, etwa umbringen?«
    Da stand sie auf und schlug ihm ins Gesicht, bremste die Wucht im letzten Augenblick, um ihm nicht den Wangenknochen zu zertrümmern.
    » Es liegt an ihm! Der Farbenmann entscheidet. Ich bin eine Sklavin, Lucien! Ich bin an ihn gebunden, an seine Macht, das Blau herzustellen. Ich tue, was er will. Er macht die Farbe, ich inspiriere den Künstler zum Malen, dann benutzt der Farbenmann das Bild, um mehr Sacré Bleu zu gewinnen. Es fließt mehr hinein als nur die Farbe. Liebe, Leidenschaft, die Kraft des Lebens, sogar Schmerz fließt ins Sacré Bleu. Die Farbe hält den Farbenmann auf ewig am Leben. Auf ewig, Lucien! Und ohne das Sacré Bleu gibt es keine Juliette. Keine Muse. Ohne das Blau existiere ich gar nicht. Also tue ich, was er will, und ich lebe, und andere werden krank und leiden und sterben daran.« Inzwischen weinte sie, schrie ihn unter Tränen an, fühlte sich, als verlöre sie ihn, als entfernte er sich von ihr. » Das ist der Preis. Er fordert ihn jedes Mal ein, und ich sorge dafür, dass der Preis bezahlt wird, aber ich habe keine Wahl. Ich bin seine Sklavin.«
    Lucien riss ihre Hand an sich und drückte sie an sein Herz. » Verzeih mir.«
    Sie nickte grimmig, wandte jedoch ihr Gesicht von ihm ab, damit er sie nicht ansah. Plötzlich war Toulouse-Lautrec neben ihnen, zog ein frisches Tuch aus seiner Brusttasche und bot es ihr an.
    » Mademoiselle, s’il vous plaît«, sagte er. Sie nahm das Taschentuch und tupfte damit Augen und Nase ab, schnäuzte hinein, versteckte sich dahinter, nahm ihre Hand von Luciens Brust, um die Haare aus ihrem Gesicht zu streichen. Dann lugte sie über das Tuch hinweg und merkte, dass Henri sie angrinste. Sie sah Lucien an, der ebenfalls grinste.
    » Was?«, fragte sie.
    » Nichts«, sagte Lucien.
    » Was? Was?«, fragte sie. Elende Kreaturen, diese Männer. Lachten sie etwa über ihren Schmerz? Sie sah Henri an. » Was?«
    » Nichts«, sagte er.
    » Was grinst ihr mich so an? Ich bin ein Wesen von unermesslicher Kraft und göttlichem Erscheinungsbild. Ich bin der Funke der Erfindungsgabe, das Licht der menschlichen Phantasie. Ich bringe euch sabbernden Äffchen bei, nicht mehr nur eure jämmerliche Scheiße auf Steinen zu verschmieren, sondern Schönheit und Kunst in eure Welt zu lassen. Ich bin eine Macht, die Furcht

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