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Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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sich bemüßigt fühlen herzukommen.«
    » Woher wusstest du das?«, fragte Lucien.
    » Ich kenne dich besser, als du denkst«, sagte sie. Sie nahm noch einen Schluck aus dem Flachmann und reichte ihn Lucien. » Du wirst es brauchen können.«
    » Ich verstehe nicht«, sagte Lucien, als er den Flachmann nahm. » Du wusstest, dass ich als Kind in dieser Mine war? Dass ich den Farbenmann gesehen habe? Du kannst damals nicht viel älter gewesen sein als ich.«
    » Ja, nun, ich war dabei.«
    » Hast du Berthe Morisot nackt und blau gesehen?«, fragte Henri aufgeregt.
    » Wenn man so will. Ich war Berthe Morisot, nackt und blau.«
    » Bitte?«, sagten die beiden Maler im Chor und neigten die Köpfe wie verdutzte Hunde.
    Sie schüttelte den Kopf, betrachtete den kalkigen Dreck zwischen ihren Füßen, dachte daran, wie viel einfacher es wäre, wenn sie die Zeit verschieben und die beiden vergessen machen könnte, dass das alles geschehen war. » Ihr hattet teilweise recht damit, dass eine Verbindung zwischen dem Farbenmann und diesen Frauen, diesen Modellen, besteht. Aber ich bin nicht wie sie. Ich bin sie.«
    Die beiden warteten, nahmen jeweils einen Schluck, starrten sie an, fassungslos. Hunde in der Oper.
    » Der Farbenmann macht die Farbe– wir nennen sie Sacré Bleu–, aber ich übernehme die Modelle, schlüpfe in sie hinein, lenke sie, und sobald das Sacré Bleu auf die Leinwand kommt, kann ich die Zeit anhalten, die Maler an Orte führen, an denen sie noch niemals waren, ihnen die Welt zeigen, sie inspirieren. Ich war Monets Camille, ich war Renoirs Margot, ich war Manets Victorine und noch viele andere, und das über sehr lange Zeit. Ich war sie alle. Wenn ich sie verlasse, erinnern sie sich nicht, weil sie nicht da waren, sondern ich.«
    » Du?«, sagte Henri, dem das Atmen schwerzufallen schien. » Du warst Carmen?«
    Sie nickte. » Ja, mon amour.«
    » Wer… was, was bist du?«, fragte Lucien.
    » Ich bin eine Muse«, sagte Juliette.
    » Und du…? Du machst was?«
    » Ich amüsiere«, sagte sie.
    Sie hielt es für das Beste, das einen Moment sacken zu lassen, da beide Maler leicht angewidert wirkten, als hätten sie mehr erfahren, als ihnen lieb war. Sie hatte erwartet, dass sie sich, wenn sie ihr Geheimnis auf diese Weise preisgab, nachdem sie es so lange für sich behalten hatte, erleichtert und befreit fühlen würde. Das war aber nicht der Fall.
    » Ihr könntet besser damit umgehen, wenn ich nackt wäre, stimmt’s? Ich habe wohl daran gedacht, aber nackt in einer dunklen Mine herumzusitzen, bis ihr auftaucht, war mir, nun ja, nicht ganz geheuer. Seht euch Luciens Bild an, das im Übrigen sehr gelungen ist, bevor ihr antwortet.« Sie grinste, was keinerlei Wirkung zeigte. Mist, dachte sie, es könnte besser laufen.
    » Ich meine«, sagte Lucien, » was macht Juliette, wenn sie nicht von dir besessen ist?«
    » Ich bin Juliette.«
    » Ja, das sagtest du bereits«, sagte Henri. » Aber wer ist die wahre Juliette?«
    » Und wann willst du ihre Erinnerung auslöschen und sie umbringen?«, fragte Lucien.
    Scheiße! Scheiße! Scheiße! Verdammte, zum Himmel stinkende Götterscheiße!
    Sie holte tief Luft, ehe sie fortfuhr: » Juliette ist anders. Sie hat es so nie gegeben, bevor ich sie erschaffen habe. Ich bin im Grunde sie. Sie ist ich.«
    » Also hast du sie aus dem Nichts erschaffen?«, fragte Henri.
    » Nicht wirklich aus dem Nichts. Mit irgendwas muss ich anfangen. Ich brauche Fleisch, sozusagen. Ich habe eine ertrunkene Bettlerin in der Leichenkammer gefunden und daraus Juliette erschaffen und zum Leben erweckt. Ich habe sie für dich erschaffen, Lucien, damit sie genau so wurde, wie du sie dir wünschst. Um für dich da zu sein, perfekt, nur für dich.«
    » Nein.« Lucien rieb seine Augen, als verdrängte er eine aufkommende Migräne. » Nein.«
    » Doch, Lucien, mein Ein und Alles, für dich.«
    Er sah verzweifelt aus. » Dann habe ich also eine ertrunkene Bettlerin aus dem Leichenschauhaus gevögelt?«
    » Und gleichzeitig warst du mit mir zusammen«, fragte Henri, » als Carmen?«
    Lucien sprang auf. » Schlampe!«
    » Ersoffene, verlogene Schlampe!«, fügte Henri hinzu.
    » Warte, warte, warte«, sagte Juliette. » Doch nicht alle gleichzeitig.«
    » Aber Henri war zur selben Zeit mit Carmen zusammen, als ich dir zum ersten Mal begegnet bin!«
    » Nicht genau zur selben Zeit. Das kann ich nicht. Ich kann nur von einer zur anderen gehen.«
    » Also ist es für dich so, als würdest du von einem

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