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Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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der seine Hand in ihrer Bluse hatte und ihre Brust mit blauem Pulver knetete, und als sie das begriff, schlug sie ihm ins Gesicht, sodass sein pince-nez bis in den Flur flog (da die Tür die ganze Zeit über offen gestanden hatte), sein Hut verrutschte und ihre Hand einen blauen Abdruck auf seiner Wange hinterließ. » Monsieur!«, fuhr sie ihn an, dann zog sie ihre Bluse zu, stürmte zur Tür hinaus und die Treppe hinunter.
    » Aber…« Sprachlos sah Henri sich um.
    » Ach, Frauen«, sagte Juliette schulterzuckend. » Vielleicht solltest du ihr folgen oder lieber gleich ein Taxi zur Rue des Moulins nehmen, wo die Mädchen berechenbarer sind. Erst jedoch das Geheimnis.«
    » Welches Geheimnis?«
    » Exactement«, sagte Juliette. » Gute Nacht, Monsieur Toulouse-Lautrec. Vielen Dank, dass Sie mich nach Hause begleitet haben.«
    » Gern geschehen«, sagte Henri, der sich nicht daran erinnern konnte, irgendjemanden nach Hause gebracht zu haben, aber andererseits hielt er es durchaus für möglich, dass er etwas getrunken hatte.

30
    Der letzte Seurat
    D ie Muse saß gemütlich im Salon ihrer Wohnung im Quartier Latin, trank Wein und weidete sich an den Überresten ihres Sklavenhalters, die sich in einem großen Weckglas auf dem Kaffeetisch befanden. Hin und wieder lachte sie in sich hinein, konnte die aufkommende, ekstatische Freude darüber, vom Farbenmann befreit zu sein, kaum bändigen und fand ihn als Glas mit buntem Sand um einiges ansprechender.
    » Hey, Stinkfurz, jetzt kannst du die Magd nur noch erschrecken, wenn sie keinen Besen dabeihat, non?«
    Sie prustete. Vielleicht zeugte es nicht gerade von der Reife einer Kreatur ihres Alters, aber der Sieg fühlte sich so gut an. Möglicherweise war sie auch ein wenig angetrunken.
    Im Laufe der Jahrtausende hatte sie feststellen müssen, dass es früher oder später auf sie zurückschlug, ständig die Inspiration, die große Liebe und bittere Lektion derart vieler larmoyanter Narzissten zu sein, wie geschaffen für lange Phasen des Leidens und der Entbehrungen. Sie liebte alle ihre Künstler, doch wenn sie nach einer Weile genug Paranoia, Liebesentzug, Mimosenhaftigkeit, missmutige Selbstglorifizierung, Schelte und als Sex verkleidete Gewalt erduldet hatte, bekam sie erst wieder einen klaren Kopf, wenn sie einem von den Scheißkerlen den Garaus gemacht hatte. Im Laufe der Jahre hatte sich diese Läuterung nicht immer als im gleichen Maße zufriedenstellend entpuppt, doch nichts war so belebend wie das Töten des Farbenmannes. Endlich. Für immer. Welch süßer, kreischender Todgasmus es war, und das erste Mal, dass sie Zerstörung als erregender empfand als Schöpfung. Einen Großteil dieser Freude verdankte sie dem süßen, wunderbaren Lucien, den sie draußen im Flur vor ihrer Wohnung spürte.
    » Wo sind deine Augenbrauen?«, fragte sie, als sie die Tür öffnete. Sie war nackt, bis auf ihre langen, schwarzen Strümpfe, und doch war ihr Haar zu einem chignon gebunden, mit Stäbchen befestigt, ein Stil, den sie sich erst kürzlich angeeignet hatte.
    Lucien hatte vergessen, was er sagen wollte, also sagte er: » Wo sind deine Kleider?«
    » Ich war gerade beim Staubwischen«, erwiderte sie. Dann schlang sie die Arme um seinen Hals und küsste ihn. » Oh, Lucien, mein Ein! Mein Alles! Du hast mich gerettet.«
    » Ist der Farbenmann zurückgekommen?«
    » Ja!« Sie gab ihm einen schnellen Kuss, dann ließ sie ihn Luft holen. » Aber er existiert nicht mehr.«
    » Als ich die Höhlenmalerei in Pech Merle gesehen habe, dachte ich mir schon, dass er möglicherweise wiederkommt. Sie waren Jahrtausende im Dunkeln eingeschlossen, doch als das Licht der Bogenlampe darauffiel, konnte ich die Kraft, die Macht des Sacré Bleu spüren.«
    » Das wundert mich nicht. Sie waren der Ursprung.«
    » Mir wurde klar, dass du noch immer nicht von ihm frei bist, also habe ich sie vernichtet. Wahrscheinlich habe ich mich eines Verbrechens gegen die Geschichte oder die Kunst oder sonst was schuldig gemacht.«
    » Weil du deine Liebste gerettet hast? Unsinn.«
    Auf der Treppe unter ihnen hörten sie Schritte. Ein schwerer Mensch versuchte, leise zu sein. Zweifellos die Concierge.
    » Vielleicht sollten wir lieber reingehen«, sagte Lucien, obwohl er sie in diesem Moment nur ungern loslassen wollte.
    Sie zog ihn in die Wohnung, gab der Tür einen Tritt, dann stieß sie ihn auf den Diwan. » Oh, mi amor«, sagte sie und setzte sich breitbeinig auf seinen Schoß.
    » Juliette!« Er nahm sie

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