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Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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bei den Schultern und stellte sie wieder auf die Beine. » Warte.«
    » Wie du willst«, sagte sie. Sie setzte sich aufs andere Ende des Diwans, hielt ein Seidenkissen vor ihre Brüste und schmollte.
    » Du sagtest, er sei tot. Du sagtest, er sei für immer fort.«
    » Und?«
    » Na ja, das war nicht der Fall, oder?«
    » Es fühlte sich so an, als wäre er endlich weg. Mehr als je zuvor. Länger als je zuvor.«
    » Zuvor? Wie lange hast du denn schon versucht, ihn umzubringen?«
    » Absichtlich? Noch gar nicht mal so lange. Seit dem fünfzehnten Jahrhundert. Davor war er natürlich schon viele Male tödlich verwundet worden, aber damals schmiedete ich meinen ersten Plan. Ich durfte mir nichts anmerken lassen, denn schließlich mussten wir die Farbe herstellen, und in den Momenten war ich ihm ausgeliefert. Anfangs waren es noch Unfälle, dann habe ich professionelle Mörder angeheuert, aber er kam immer wieder. Ich wusste, dass er unter einem besonderen Schutz stand, dass das Sacré Bleu ihm Macht verlieh. Da kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass es nicht nur an der reinen Farbe lag, sondern an bestimmten Bildern. Den ersten Versuch, sämtliche Bilder zu vernichten, wagte ich 1497 in Florenz. Ich überredete den armen Botticelli, viele seiner besten Werke in Savonarolas Fegefeuer der Eitelkeiten zu verbrennen. Nicht alle, zum Glück, denn jetzt weiß ich, dass es gar nicht diese Bilder waren, die den Farbenmann beschützten. Die Höhlenmalereien in Pech Merle gaben ihm die Kraft. Die haben ihn zum Farbenmann gemacht. Damit fing alles an. Das weiß ich jetzt. Blöd eigentlich, dass mir das nicht früher aufgegangen ist.«
    » Aber woher weißt du, dass er nicht wiederkommt?«
    Sie zeigte mit dem Zeh auf das verschraubte Weckglas auf dem Kaffeetisch. » Das ist er.«
    » Er war auch nur noch ein qualmendes Häufchen, als wir ihn in den Katakomben zurückgelassen haben.«
    » Ich werde davon täglich einen Löffelvoll in die Seine rieseln lassen. Er ist weg. Ich weiß es, weil ich dich spüren kann.«
    » Du bleibst auf deinem Ende der Couch, zumindest, bis wir das hier geklärt haben.«
    Sie streckte einen Finger in die Luft, um den Moment hervorzuheben, dann stand sie auf und kokettierte durch den Salon, blieb am Schreibtisch stehen und öffnete einen Lederkasten, dann sah sie über ihre Schulter hinweg und klimperte mit den Wimpern.
    Lucien dachte, er sollte eigentlich böse oder enttäuscht sein, doch da war sie, seine Traumfrau, seiner eigenen Phantasie entsprungen, seine Venus, und sie liebte ihn und wollte ihn und lockte ihn. » Sag mal, woher wusstest du eigentlich, dass da kein Fremder vor der Tür stand, als du nackt aufgemacht hast?«
    » Ich konnte dich draußen spüren«, sagte sie und griff in den Kasten. » Ich war gar nicht beim Staubwischen. Das war gelogen.«
    Sie drehte eine Pirouette, nahm ihn als Fixpunkt, die Arme seitlich ausgestreckt. In der rechten Hand hielt sie eine schwarze Glasklinge von der Form eines langen, scharfen Reißzahnes. Sie lächelte und kam näher, sah ihm dabei tief in die Augen.
    Lucien spürte, wie sein Herz schneller schlug, wie es raste, doch er lächelte zurück. So endet es nun also.
    » Ich hätte eigentlich erwartet, dass du bei mir die Syphilis anwenden würdest«, sagte er.
    Sie kam um den Kaffeetisch herum, kniete nieder und präsentierte ihm das Messer mit offenen Händen. » Es gehört dir«, sagte sie. » Damit machst du das Sacré Bleu.«
    » Ich verstehe kein Wort.«
    » Nimm es!«
    Er nahm das Messer.
    Sie berührte seine Wange. » Diese anderen Male, damals, als ich versucht habe, den Farbenmann loszuwerden, hatte ich das Ganze nicht durchdacht. Ich hatte mir nicht überlegt, wer an seine Stelle treten sollte. Du musst das Sacré Bleu herstellen, weil ich sonst nicht mehr bin.«
    » Ich weiß nicht, wie.«
    » Ich bringe es dir bei.«
    » Du sagtest, wir bräuchten ein Bild.«
    Sie hielt einen Finger an ihre Lippen, dann ging sie ins Badezimmer und kam mit einer kleinen Leinwand wieder heraus, Henris Ölgemälde von Carmen im Kimono.
    » Aber wir haben doch alle verbrannt…« Er beugte sich vor, legte das schwarze Messer auf den Kaffeetisch und berührte die Oberfläche des Bildes vorsichtig am Rand. » Es ist noch feucht. Es wurde gerade erst gemalt.«
    » Ja.«
    » Aber das bedeutet, dass Carmen… dass du mit Henri zusammen warst. Du warst bei ihm, als ich dich nicht finden konnte.«
    » Er hat mich gerettet. Nun, er dachte, er hätte mich gerettet. Ich

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